Duale Hochschule Mosbach

Bauen für morgen und übermorgen

Ausstellung "70 Jahre Baukultur in Baden-Württemberg" eröffnet. Baukompetenzzentrum bleibt Herzensthema.

09.10.2023 UPDATE: 09.10.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 45 Sekunden
Sie holten die Ausstellung nach Mosbach (v. l.): Prof. Dr. Isabelle Simons, Christina Thum, Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann und Gerhard Lauth. Foto: Gabriele Eisner-Just

Von Gabriele Eisner-Just

Mosbach. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg in Mosbach zeigt als erste Hochschule im Land die Ausstellung "70 Jahre Baukultur in Baden-Württemberg" des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen. Der Überblick über Gebäude und Bauwesen der Nachkriegszeit und jüngsten Geschichte stellt auf 83 Tafeln anhand beispielhafter Projekte zentrale Herausforderungen sowie Höhe- und Wendepunkte der Baukultur dar.

Mit dem Song "Skyfall" aus dem gleichnamigen James-Bond-Film eröffnete die Violinistin Mariola Pult die Schau. "Ich hoffe, dass unsere Ausstellung genauso spannend ist wie der Film", erklärte DHBW-Rektorin Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann zur Begrüßung. Anwesend war neben zahlreichen Dozenten, Studierenden und interessierten Gästen auch Gerhard Lauth, Geschäftsführer der Stiftung "Pro DHBW Mosbach", die die Ausstellung ermöglichte. Regierungsbaumeisterin Christina Thum, Mosbachs Bürgermeister Patrick Rickenbrot, die Studiendekanin Bauingenieurwesen an der DHBW Mosbach, Prof. Dr. Isabelle Simons, und Prof. Dr. Boris Alexander Kühnle als Direktor des Centers for Advanced Studies (DHBW CAS) in Heilbronn ließen sich die Eröffnung ebenfalls nicht entgehen.

"245 junge Menschen haben gerade das duale Studium des Bauingenieurwesens bei uns begonnen, alle künftige Fach- und Führungskräfte im Bauwesen", betonte die Rektorin und plädierte "für die Verlängerung des Campus Mosbach bis zum Obertorzentrum". Die Standorte Mosbach und Bad Mergentheim könnten dann zum "Living Campus" zusammenwachsen, sodass Biodiversitäts-, Nachhaltigkeits- und Klimaziele möglichst ohne Flächenmehrung umgesetzt werden könnten. Mit der Ausstellung sorge der größte Studiengang der DHBW für einen Austausch über das Thema Baukultur.

Per Videobotschaft begrüßte Prof. Dr. Martina Klärle, Präsidentin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, die Ausstellungsgäste. "Es ist schön, zu sehen, wie sich die Baukultur im Land entwickelt hat und sich mit grünen Fassaden, aktiven Gebäuden und autonomem Bauen weiterentwickelt", befand sie. "Die DHBW Mosbach kann die Baukultur beflügeln und Bausteine für das Bauen in Baden-Württemberg, Deutschland und in der Welt beisteuern."

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Mosbachs Bürgermeister Patrick Rickenbrot, selbst Diplomingenieur für Architektur, war sichtlich in seinem Element: "Wir sind ständig von bebauter Umgebung umgeben und von gestalteten Räumen beeinflusst", sagte er und wies auf die Verpflichtung für Planer und Bauschaffende hin, mit den vorhandenen Mitteln das maximal Mögliche zu erreichen. Dies sei im gegenwärtigen Transformationsprozess nicht immer einfach umzusetzen, doch man wolle ja "auch morgen noch in einer lebens- und liebenswerten Stadt leben". Die DHBW sei mit ihren Studienangeboten auf dem richtigen Weg, und auch für die Stadt als Partner sei das künftige Baukompetenzzentrum ein Herzensthema.

Baukultur gehe alle etwas an, machte Regierungsbaumeisterin Christina Thum deutlich, denn neben der Verantwortung für den Ressourcenverbrauch beeinflusse eine gut gestaltete Umgebung auch die Lebensqualität. Als Beispiel dafür diente ihr der Fernsehturm Stuttgart: Zunächst als Stahlgittermast geplant, habe Bauingenieur Fritz Leonhardt den Bauherren für einen Aussichtsturm begeistern können, dessen Mehrkosten nach wenigen Jahren erwirtschaftet waren und der als Prototyp für Türme weltweit diente.

Thum ging auch auf die Weiterentwicklung der Baukultur ein, die auf den Tafeln der Ausstellung erläutert wird: Nachdem in den 1950er-Jahren die autogerechte Stadt als städtebauliches Leitbild umgesetzt wurde, versuchte man beispielsweise in Ulm ab den 2000er-Jahren, alle Verkehrsarten und Funktionen der Stadt zu berücksichtigen. Die sechsspurige Straße mitten durch die Stadt wurde zurückgebaut und öffentlicher Raum wiedergewonnen.

Gerade die "Neue Leipzig Charta" von 2007 und 2020 diene als Leitplanke für Transformation, so die Expertin: "Städte und Gemeinden jeder Größe sind Orte, an denen lokale Lösungen für globale Herausforderungen verhandelt und gefunden werden müssen", heißt es darin.

Als neue Beispiele für zukunftsgerichtetes Bauen nannte Christina Thum unter anderem den Hof 8 in Weikersheim-Schäftersheim, ein früher landwirtschaftlich genutztes Anwesen, das nach seinem Komplettumbau medizinische Praxen, Seniorenwohnungen und ein Planungsbüro beherbergt. Damit Baukultur im Land vorankommt, gibt es finanzielle Unterstützung durch Förderprogramme wie etwa die Städtebauförderung oder das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum. Daneben, so die Regierungsbaumeisterin, werde ein Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg für besonders innovative, beispielhafte und übertragbare Lösungen ausgelobt, der 2024 wieder vergeben wird.

"2028 diesen Preis für unser Baukompetenzzentrum gewinnen, das wäre toll!", schloss Prof. Dr. Christoph Schinke, Prodekan der Fakultät Wirtschaft, die Ausstellungseröffnung ab. Und er hatte auch noch etwas zum musikalischen Beitrag am Anfang der Veranstaltung zu sagen: "Das passt sehr gut, denn wo James Bond war, muss neu aufgebaut werden."

Info: Die Ausstellung ist noch bis Ende Oktober in Gebäude F der DHBW (Neckarburkener Straße 8) zu sehen.

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