In Walldürn wird ein Supermarkt zur Flüchtlingsunterkunft

Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis plant die Einrichtung einer Interimsunterkunft für 120 Personen im ehemaligen, leerstehenden Lidl in Walldürn

25.08.2015 UPDATE: 26.08.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 31 Sekunden

Ab Oktober sollen 120 Flüchtlinge im leerstehenden Lidl-Markt in der Buchener Straße in Walldürn leben. Diese Interimsunterkunft soll im neuen Jahr durch eine Containeranlage auf dem Parkplatz ersetzt werden. Foto: R. Busch

Walldürn. (lra/rüb) Wegen steigender Flüchtlingszahlen möchte das Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis einen ehemaligen Supermarkt an der Buchener Straße in Walldürn erwerben und dort nach Möglichkeit bereits in der zweiten Septemberhälfte eine Interimsunterkunft für Flüchtlinge einrichten. Dies teilte das Landratsamt gestern in einer Pressemitteilung mit.

Dabei handelt es sich um den leerstehenden Lidl-Markt. Die ehemalige Verkaufsfläche im Gebäude soll mit Trennwänden versehen und für eine Belegung mit bis zu 120 Personen vorbereitet werden. Sanitär- und Kücheneinrichtungen werden in speziellen Modulen direkt vor dem Gebäude aufgestellt.

Die Interimsunterkunft soll sobald wie möglich durch eine neue Gemeinschaftsunterkunft gleicher Kapazität auf dem ehemaligen Kundenparkplatz abgelöst werden. Die Gemeinschaftsunterkunft soll in Modulbauweise errichtet werden.

Ob daraus eine dauerhafte Unterbringung von Flüchtlingen erwächst, hängt von der Entwicklung der Flüchtlingszahlen ab, wie Peter Fieger, persönlicher Referent von Landrat Dr. Achim Brötel, auf Nachfrage der RNZ mitteilte. "Wir wissen überhaupt noch nicht, wo die Entwicklung hinführt."

Die entscheidende Frage ist, wie lange die Flüchtlingszahlen auf dem aktuellen Rekordniveau verharren, oder ob es der Politik gelingt, den Trend zu stoppen. Die Gemeinden seien bei der Flüchtlingsaufnahme das letzte Glied in der Kette.

Nach Beendigung der Nutzung als Interimsunterkunft soll das ehemalige Supermarktgebäude vom Landratsamt als Logistikfläche u.a. für Zwecke des Katastrophen- und Bevölkerungsschutzes genutzt werden, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Seit Ende letzten Jahres leben im früheren Gebäude der Standortverwaltung bereits rund 55 Flüchtlinge, so dass die Zahl der Asylbewerber in Walldürn insgesamt auf 175 ansteigen wird. "Es wird funktionieren", ist sich Bürgermeister Markus Günther sicher, denn die bisherigen Erfahrungen seien durchweg positiv, was auch ein Verdienst des rührigen Arbeitskreises Asyl sei. Die Flüchtlinge fühlten sich deshalb in Walldürn sehr wohl und gut aufgenommen. Sechs Asylbewerber arbeiten inzwischen für den städtischen Bauhof, und auch durch die Teilnahme an Veranstaltungen wie zum Beispiel am Blumen- und Lichterfest werde die gelungene Integration deutlich.

Klar sei aber auch, dass mit dann 175 Flüchtlingen für Walldürn das Ende der Fahnenstange erreicht sei: "Mehr können wir nicht aufnehmen", betont der Bürgermeister und verweist auf die begrenzten Kapazitäten der ehrenamtlichen Betreuer.

In enger Abstimmung mit der Stadt Walldürn wird die Bevölkerung am Donnerstag, 10. September, um 19 Uhr in einer Bürgerinformationsveranstaltung im Haus der offenen Tür über die Flüchtlingsunterbringung an diesem Standort informiert.