Hardheim: Die ersten Flüchtlinge kommen am Wochenende
Mindestens 300 Asylbewerber ziehen in die Carl-Schurz-Kaserne ein - Das Land eröffnet eine Erstaufnahmereinrichtung - Gebäude werden ausgezäunt

Über den Dächern Hardheims entsteht eine Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge: Noch am Wochenende sollen die ersten Asylbewerber in die Gebäude 8 und 9 (links und Mitte) der Carl-Schurz-Kaserne einziehen. Foto: R. Busch
Von Rüdiger Busch
Hardheim. Noch gestern Nachmittag hatte das Integrationsministerium gegenüber unserer Zeitung betont, dass noch keine Entscheidung gefallen sei. Doch schon wenig später erfuhr die RNZ, dass diese Aussage Makulatur ist: Schon am Wochenende sollen die ersten Flüchtlinge in die Hardheimer Carl-Schurz-Kaserne einziehen. Mindestens 300 Asylbewerber können in den Gebäuden 8 und 9 untergebracht werden. Dabei wird es aber nicht bleiben: Weitere Unterkunftsgebäude sollen ebenfalls der neuen Bedarfsorientierten Erstaufnahmeeinrichtung des Landes (BEA) werden.
Gestern Vormittag wurde der RNZ bestätigt, dass die Bundeswehr einen Hilfeleistungsantrag des Integrationsministeriums zur Nutzung von zwei Unterkunftsgebäuden in der Carl-Schurz-Kaserne genehmigt hat. Außerdem habe das Land eine Voranfrage für die mögliche Nutzung zweier weiterer Kasernengebäude gestellt. Dieser Voranfrage sei vom Bund ebenfalls bereits positiv beschieden worden.
Vor zwei Wochen hatte sich Ministerialdirektor Wolf-Dietrich Hammann vom Integrationsministerium vor Ort über eine mögliche Teilnutzung der Kaserne informiert. Wie die RNZ damals exklusiv berichtet hatte, stand bei dem Besuch eine Auszäunung der Gebäude 8 und 9 im Mittelpunkt. Rund 300 Flüchtlinge könnten dort untergebracht werden. Da dieser Kasernenbereich zudem über eine separate Zufahrt verfügt, ist das Vorhaben auch recht schnell umsetzbar.
Wie Oberstleutnant Michael Becker, Leiter der Informationsarbeit des Landeskommandos Baden-Württemberg, der RNZ gestern mitteilte, hat die Bundeswehr ein entsprechendes Gesuch des Landes inzwischen genehmigt. Von Seiten der Bundeswehr gibt es also grünes Licht. Diese Gebäude sind kurzfristig ohne großen Aufwand nutzbar. Nach RNZ-Informationen soll am heutigen Freitag bereits ein Zaun errichtet werden, um diese Gebäude von der Kaserne abzutrennen.
Beim Integrationsministerium wollte man dies bis gestern Nachmittag nicht bestätigen: "Das Land prüft weiter, ob die Carl-Schurz-Kaserne für eine Landeserstaufnahmeeinrichtung in Frage kommt", sagte Nikolai Worms von der Pressestelle des Integrationsministeriums.
Diese Prüfung kann nicht sehr lange gedauert haben, denn im Laufe des Tages liefen bereits die Vorbereitungen an, damit die Flüchtlinge am Wochenende in die Kaserne einziehen können.
Der Handlungsdruck im Ministerium ist gewaltig: Das Land ist angesichts der aktuellen Flüchtlingszahlen dringend auf neue Erstaufnahmeplätze angewiesen, und nicht mehr genutzte militärische Liegenschaften stehen bei der Suche nach geeigneten Örtlichkeiten ganz oben auf der Liste. Dass es nun so schnell gehen muss, ist nachvollziehbar: Schließlich steht die Zwischenlösung ins Sinsheim ab Montag nicht mehr zur Verfügung. Dort waren 1500 Menschen auf dem Messegelände untergebracht worden.
Wird womöglich die komplette Kaserne für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt? Über dieses Szenario ist in Hardheim in den letzten Tagen auch schon diskutiert worden. Noch sind das nur Spekulationen, denn ein entsprechender Antrag liegt der Bundeswehr laut Aussage des Landeskommando in Stuttgart nicht vor.
Doch die Pläne des Integrationsministeriums gehen über den bisher öffentlich diskutierten Stand hinaus: Die Nutzung von zwei weiteren Gebäuden ist wohl ebenfalls schon vom Bund genehmigt. Die Zahl der Flüchtlinge, die in der Kaserne untergebracht werden könnten, läge dann bei mindestens 600. Zählt man die 300 in der Gemeinschaftsunterkunft des Kreises lebenden Flüchtlinge hinzu, könnten in absehbarer Zeit schon 900 Asylbewerber in Hardheim leben - damit wäre dann fast jeder fünfte Einwohner der Kerngemeinde ein Flüchtling. Bedenkt man, dass das Sicherungsbataillon 12 zum Jahresende aufgelöst wird, dann wird klar, dass schon bald noch mehr freie Gebäude in der Kaserne auf eine Nachnutzung warten ...



