Die alternative Lösung für die Radfahrer ist durchgefallen
Der Gemeinderat entscheidet sich gegen die separate Radspur in der Vorstadtstraße. Dafür soll es Platz für Außengastronomie, Bäume und Parkplätze geben.

Von Rüdiger Busch
Buchen. Seit der Vorstellung einer Alternative für den fahrradfreundlichen Ausbau der Vorstadtstraße in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU) am 19. Mai polarisiert das Thema: Vor allem der damit verbundene Wegfall aller Parkplätze und der Außengastronomie in der Straße rief zahlreiche Kritiker auf den Plan.
Eigentlich hätte sich der Gemeinderat noch mit dem Vorschlag befassen sollen. Doch nun ist die Planungsalternative vom Tisch: Eine eigene Radspur stadtauswärts kommt nicht. Stattdessen werden die Radfahrer, wie ursprünglich beschlossen, die Einbahnstraße stadtauswärts im Gegenverkehr befahren.
Fraktionen sind sich einig
Das Aus für die umstrittene Variante bestätigte Bürgermeister Roland Burger am Mittwoch der RNZ auf Nachfrage: "Das im ATU vorgestellte Alternativkonzept zur Radwegplanung in der Vorstadtstraße bewegt die Gemüter. Das ist auch gut so, denn es muss im Rahmen der bestehenden baulichen und straßenverkehrsrechtlichen Vorgaben in der Innenstadt klug geplant und der beste Kompromiss gefunden werden.
Auch interessant
Der neue Vorschlag für die Vorstadtstraße, der im Ausschuss für Technik und Umwelt am 19. Mai lediglich vorgestellt aber nicht beschlossen wurde, ist allerdings ,durchgefallen‘ und wird deshalb nicht weiter diskutiert. Die Fraktionen sind sich weitgehend einig, dass das Konzept keine Alternative zum aktuellen Beschluss darstellt. Dieser sieht deutlich weniger Eingriffe vor, begrenzt die Geschwindigkeit für Kfz auf 20 km/h und lässt, beim Wegfall nur weniger Parkplätze und dem Erhalt der Bäume, Radverkehr in beide Fahrtrichtungen zu."
Gemeinderatsvotum hat weiter Bestand
Bürgermeister Roland Burger hatte bereits in der Ratssitzung am Dienstag verdeutlicht, dass es keinen Beschluss des ATU gebe, sondern dass nur eine neue Variante vorgestellt worden sei. Nach wie vor habe das Votum aus dem November 2022 Bestand. Die damals beschlossene Planung sehe vor, dass die Straße fahrradfreundlich umgestaltet werden soll.
Laut der Konzeption sollen einige der Parkplätze am Straßenrand wegfallen, aber zumindest fünf erhalten bleiben. Zudem ist vorgesehen, die Straße in eine verkehrsberuhigte Geschäftsstraße umzuwandeln und die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 auf 20 Kilometer pro Stunde zu reduzieren.
Bei dieser Variante würden die sieben Bäume am Straßenrand erhalten bleiben und Außengastronomie wäre ebenso weiter möglich wie Werbeaufsteller vor den Geschäften. Die eigentliche Fahrbahn sollte eine Breite von 4 Metern erhalten, so dass ausreichend Platz für entgegenkommende Radfahrer sei, welche die Einbahnstraße stadtauswärts im Gegenverkehr befahren könnten.
Zuvor hatte sich in der Bürgerfrageviertelstunde Gisela Brech zu Wort gemeldet und die Alternative kritisiert: "Die Pläne gehen am Bürger vorbei!" Die Vorstadtstraße sei, verglichen mit anderen Straßen in Buchen, in sehr gutem Zustand, es gebe Parkplätze und Bäume, und das alles solle nicht für wenige Radfahrer geopfert werden.
Geschäftswelt gegen Alternativplanung
Die klaren Worte des Bürgermeisters dürften auch die Geschäftstreibenden beruhigen. Die RNZ hatte die Aktivgemeinschaft um eine Stellungnahme zur Diskussion gebeten, die wir nachfolgend auszugsweise abdrucken: "Das erklärte Ziel der Aktivgemeinschaft ist es, die Einzelhändler zu unterstützen, deren Interessen zu vertreten, die Innenstadt mit vielfältigen Aktionen interessant für Kunden zu gestalten und den Wert und die Attraktivität der Innenstadt zu erhalten und ständig auszubauen", schreiben die Vorsitzenden Simone Farrenkopf und Melanie Haag.
"Wir betrachten die Pläne für das Radwegkonzept aus verschiedenen Blickwinkeln. Ein gut ausgebautes Radwegkonzept kann zur Attraktivität der Innenstadt sowie zu deren Belebung beitragen. Es verbessert die Möglichkeit, die Innenstadt und somit deren Angebote besser und sicherer mit dem Rad zu erreichen und bietet deshalb auch für uns und unsere Mitglieder einen Mehrwert."
Einen ebensolchen Mehrwert hätten allerdings auch Parkplätze in unmittelbarer Nähe bzw. in kurzer Distanz zu den Mitgliedsfirmen. "Genau diese schnell erreichbaren und verfügbaren Parkplätze sind eines der wichtigsten Instrumente des stationären Einzelhandels im aktuellen Wettbewerb mit dem Onlinehandel", schreiben die beiden Vorsitzenden.
Wegfall der Parkplätze ...
Deshalb sind sie sich sicher: "Auf genau diese, bereits vorhandenen Parkplätze – die im Bereich Vorstadtstraße von den Kunden gut genutzt und gerne angenommen werden – zu verzichten, würde einschneidende negative Effekte auf die dort ansässigen Firmen haben. Nicht jeder unserer Kunden ist in der glücklichen Lage, die körperlichen Voraussetzungen mitzubringen, den Weg zum Einkauf in die Innenstadt mit dem Rad zurücklegen zu können.
Diese Kunden würden beim Wegfall der Parkplätze in der Vorstadtstraße mit ziemlicher Sicherheit zögern, dort weiterhin einkaufen zu gehen, was ein großer Minuspunkt für die Attraktivität der Innenstadt und die Vielfalt des dortigen Angebotes bedeuten würde", befürchtet die Aktivgemeinschaft.
.... wäre Minuspunkt für Innenstadt
Und weiter: "Auch wenn von uns niemand die Wichtigkeit eines sicheren Radwegnetzes in unserer Stadt herunterspielen möchte, ist es uns wichtig, auf die erheblichen Konsequenzen dieser Entscheidung für unsere Mitgliedsfirmen hinzuweisen." Doch nun ist die kritisierte Alternative ja vom Tisch.