Buchen

Der Tafelladen soll "Hilfe und der Hoffnung" geben

Die Buchener Tafel wurde eröffnet, die Helfergewinnung gestaltet sich schwierig. Es gibt Überlegungen für eine weitere Ausgabestelle im Bereich Hardheim-Walldürn.

07.05.2024 UPDATE: 07.05.2024 04:00 Uhr 3 Minuten, 5 Sekunden
Die Buchener Tafel wurde offiziell eröffnet. Foto: Adrian Brosch

Buchen. (adb) Auch auf dem Land ist nicht alles in Ordnung: Gepflegte Eigenheime mit Garten sind nur die eine Seite der hiesigen Verhältnisse. Die andere Seite bietet Stoff zum Nachdenken: Mehr als 5000 Personen im Kreisgebiet beziehen Bürgergeld, weitere 1400 empfangen Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung. An sie richtet sich der Tafelladen des DRK-Kreisverbands Buchen, der am Sonntag am "Bingler-Kreisel" eröffnet wurde.

Die Einleitung übernahm Roland Burger als Bürgermeister Buchens und Präsident des DRK-Kreisverbands Buchen. "Ein Tafelladen ist nicht nur ein Ort, an dem Lebensmittel verteilt werden, sondern auch ein Symbol der Solidarität und des Mitgefühls. Er ist ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um einander zu unterstützen und zu helfen, wo es am dringendsten benötigt wird", erklärte er und bezeichnete dessen Eröffnung als "Ergebnis gemeinsamer Anstrengung und Zusammenarbeit". Das erklärte Ziel bestehe darin, nicht nur Nahrungsmittel zu verteilen, sondern auch eine Atmosphäre der Hoffnung und Wertschätzung zu schaffen. "Jeder verdient es, mit Respekt behandelt zu werden – und jeder Besucher des Tafelladens soll sich willkommen und unterstützt fühlen. So möge er ein Ort der Hilfe und der Hoffnung sein", hielt Burger fest. Abschließend dankte er allen Freiwilligen und Kreisgeschäftsführer Steffen Horvath, der als "Motor" des Großprojekts gelte.

Dieser ging zunächst auf die Chronik der Ereignisse ein. Hier verwies er auf die Erfahrungen mit dem Adelsheimer Ladengeschäft "Fairkauf", das als "Station zwischen Handel und Tafel" zu definieren sei. "Die Nachfrage ist riesig, die Leute stehen mitunter Schlange", erklärte er und begründete den Andrang mit der prekären Lage durch Inflation und gestiegene Energiepreise; auch sei es die allgemeine Teuerung, die immer mehr Zulauf schaffe. "Die Kundschaft besteht nicht nur aus Personen am Rand der Gesellschaft", konstatierte Horvath. Weiter werden Lebensmittelspenden stetig knapper – die Situation werde sich zuspitzen. Auf der anderen Seite hatte man Erfolg bei der Suche nach geeigneten, möglichst leicht erreichbaren Räumlichkeiten in Buchen: Nachdem der DRK-Kreisverband zum 1. Januar 2024 die Fläche in der Bödigheimer Straße übernehmen konnte, wurden die Räume ertüchtigt und saniert.

Ein Tresen und ein Kassensystem wurden installiert, Kühlschränke und Regale aufgestellt. Dank engagierter Kräfte stehe man nun in einem solide möblierten und ausgestatteten Tafelladen, doch täusche das nicht über eine weitere Problematik hinweg: "Die Helfergewinnung ist schwierig. Vor allem Fahrer findet man selten – wir haben etliche offene Fahrerstellen", bedauerte der Kreisgeschäftsführer. Auch eines der beiden Fahrzeuge sei demnächst TÜV-fällig – eine neue Plakette sei aufgrund Alter und Gesamtzustand irreal. Auch könne man nicht ein beliebiges Gebrauchtfahrzeug erstehen: "Wir benötigen einen Kühlausbau, sodass ein neues Auto mit mindestens 50.000 Euro zu Buche schlägt", bilanzierte Horvath und erinnerte an die laufende Crowdfunding-Aktion der Volksbank Franken. "So geht es auch hier nicht ohne Spender", hob er hervor und dankte abschließend allen helfenden Händen, Firmen, Stiftungen und Privatpersonen.

Dieser Dank galt auch Jacqueline Kluge (Leitung der Tafelläden) und Ariem Woldesilase, die mit einer kurzen Präsentation aufschlussreiche Einblicke in die Arbeit an der Basis gaben. Sie schilderten den Alltag im Tafelladen Buchen und der Tafelausgabestelle Adelsheim ausgehend vom Projektstart über die Einführung der digitalen Kundenerfassung bis hin zur Zusammensetzung des aus haupt- und ehrenamtlichen Kräften bestehenden Teams. Der Belegschaft galt ein Lob: "Ihr seid echt klasse!", sagte Kluge und merkte an, dass man allen Zweifeln entgegen ein motiviertes und dynamisches Team formieren konnte, das seinesgleichen suche.

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Zwei Grußworte rundeten die Feierstunde ab. Zunächst gratulierte Landrat Dr. Achim Brötel zur Einrichtung des Tafelladens und machte auf ein Faktum aufmerksam: "Menschen, die in prekären Verhältnissen leben, sind auch im Neckar-Odenwald-Kreis Teil der Lebenswirklichkeit", betonte er. So seien es gerade die Schwachen, die starke Partner wie den DRK-Kreisverband benötigen: "Tafeln sind eine wichtige Einrichtung auch in Sachen Respekt und Würde", erklärte der Landrat und attestierte ihnen auch den Stellenwert sozialer Treffpunkte für Menschen, denen nach dem gesellschaftlichen Abstieg nicht selten soziale Isolation drohe.

Den Landesverband der Tafeln in Baden-Württemberg vertrat Vorstandsmitglied Volker Herm. Er bezeichnete den Tafelladen als "Projekt, das man gar nicht hoch genug loben kann": Lob fand neben der guten Infrastruktur und der starken Unterstützung auch die Gestaltung – dennoch sei es "bedauerlich, dass wir Tafeln brauchen", wie er bemerkte. Klar müsse auch sein, dass Tafeln nicht die Armut bekämpfen können: "Ihr frontaler Auftrag besteht darin, Lebensmittel zu retten und Bedürftigen zu geben. In diesem Sinne wird auch die Bedürftigkeit geprüft, um Missbrauch zu verhindern", informierte Herm. So sprach er ein herzliches "Willkommen in der Tafelfamilie und in der Mitarbeit im Vorstand" aus, um ein Geschenk zu überreichen und für das Engagement zu danken.

Nach kurzem Umtrunk lud Steffen Horvath zur Besichtigung ein. Dabei ließ er in die Zukunft blicken: "Es bestehen konkrete Überlegungen, eine zweite Ausgabestelle im Bereich Hardheim-Walldürn anzusiedeln. Das Projekt steckt aber noch in den Kinderschuhen", erklärte er.

Info: Der Buchener Tafelladen ist montags und freitags zwischen 10.30 und 12.30 Uhr geöffnet.

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