Über eine halbe Million für Hochwasserschutz
Klingewasser, Frischwasser, Schmutzwasser: Der Gemeinderat Billigheim traf alles andere als wässrige Entscheidungen.

Von Ursula Brinkmann
Billigheim. Wasser in seinen verschiedenen Formen prägte die März-Sitzung des Billigheimer Gemeinderats in der Sport- und Festhalle Allfeld. Vom Finanzumfang her verursacht das Wasser, das die Mergelklinge in Allfeld bei Starkregenereignissen hinunterrauscht, beziehungsweise dessen Bändigung, die größten Kosten. Denn die Gemeinde nimmt 256.000 Euro in die Hand, um den Ausbau der Klinge so zu gestalten, dass sie einem sogenannten 100-jährigen Hochwasser (HQ100) standhalten kann. "Im jetzigen Zustand ist sie sogar bei einem HQ20 schon überlastet", beurteilte Bürgermeister Martin Diblik das Gefahrenpotenzial. Zusammen mit Fördergeldern in Höhe von 275.000 kostet die Maßnahme 531.000 Euro. Diesem Angebotspreis des Muckentaler Bauunternehmens Mackmull erteilte der Gemeinderat einstimmig seine Zusage.
Diblik schilderte dem Gremium und einigen Zuhörern den langwierigen wasserrechtlichen Genehmigungsprozess, der mit einer Flussgebietsuntersuchung 2018 eingesetzt habe. Nun sollen auf einer Länge von 33 Metern größere Verdolungsrinnen verlegt, ein Einlaufbauwerk mit Rechen und eine Geröllsperre errichtet sowie ein Raugerinneabschnitt im Bereich der zerstörten Feldwegüberfahrt angelegt werden. Die Baumaßnahme wird in zwei Abschnitte aufgeteilt: der Einlaufbereich nahe der Dorfmitte und der höher gelegene Beginn der Mergelklinge. Dass die Kosten im "erwartbaren Rahmen" liegen, begründete Martin Diblik mit der Topografie: "Wir können da durchaus von einem alpinen Gewässerabschnitt sprechen."
Frisch- und Abwasser waren ein weiterer Schwerpunkt der Tagesordnung. Für beides wurden die Gebühren neu kalkuliert. Da die öffentlichen Ver- und Entsorger kostendeckend zu kalkulieren haben, sind Kostenüber- und -unterdeckungen im Nachhinein auszugleichen. Auf Billigheim trifft beides zu. Während beim Trinkwasser Unterdeckung herrscht, die Einnahmen also die Kosten nicht deckten, ist es beim Abwasser umgekehrt. Was dazu führt, dass das eine teurer und das andere günstiger wird. Bemessungsgrundlage ist eine jährliche Frischwassermenge von 524.000 Kubikmetern.
Über die Einführung einer Grundgebühr hatten sich Verwaltung und Gemeinderat schon mehrfach ausgetauscht, um letztlich doch auf eine solche zu verzichten. "Sie würde Haushalte mit einem geringen Wasserverbrauch quasi bestrafen", hatte der Fraktionsvorsitzende der CDU, Daniel Fichter, der nachhakenden Dorothee Schlegel (SPD-Fraktionsvorsitzende) erklärt, die bei einer der Beratungen nicht dabei gewesen war. Die Grundgebühr für einen Wasserzähler war diskutiert worden, um die erforderliche Unterdeckung auszugleichen. Sie hatte sich in den Jahren 2018 und 2019 auf 238.000 Euro addiert.
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Nun müssen die Billigheimerinnen und Billigheimer für einen Liter Frischwasser im Kalkulationszeitraum dieses und des nächsten Jahres 3,66 Euro bezahlen; bisher waren es 2,85 Euro. Die Steigerung beträgt 28 Prozent. Bei je zwei Gegenstimmen und Enthaltungen wurde der Beschlussvorschlag angenommen.
Für denselben Zeitraum kommt es bei der Abwassergebührenkalkulation zu einer Senkung im Bereich Schmutzwasser. Hier beträgt die Bemessungsgrundlage 468.000 Kubikmeter. Niederschlagswasser berechnet sich nach der Fläche, auf die es regnet. Geschlossene Gruben und Kleinkläranlagen haben ebenfalls ihre eigenen Gebühren. Die Schmutzwasserbeseitigung schlägt mit 2,63 Euro pro Kubikmeter zu Buche statt wie bisher mit 3,12 Euro (16 Prozent weniger). Niederschlagswasser zu beseitigen, berechnet die Gemeinde Billigheim nun mit 45 Cent; bisher waren es 43 Cent pro Quadratmeter.
Weil sich die teilweise Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik mit sinkenden Stromkosten positiv bemerkbar mache, setzt man die Umrüstung in den Ortsteilen fort und bildet das auch im Haushaltsplan ab. Das Angebot der Netze BW über 187.000 Euro wurde einstimmig vom Gemeinderat angenommen. Es wird mit einer Förderung durch das Bundesumweltministerium in Höhe 92.000 Euro gerechnet. Damit können nahezu alle Lichtpunkte umgerüstet werden.
Gegen Ende der kurzen Sitzung informierte der Rathauschef darüber, dass aktuell etwa 30 ukrainische Personen (zumeist Verwandte oder Bekannte) privat von Bürgerinnen und Bürgern in der Gemeinde aufgenommen wurden. "Dafür sage ich den Wohnungsgebern meinen Dank und weiterhin die Unterstützung der Verwaltung zu." Der Neckar-Odenwald-Kreis werde in Billigheim, St. Lukas, eine Gemeinschaftsunterkunft für rund 20 ukrainische Personen einrichten.
Das Sitzungsende bildete die Verabschiedung des Amtsleiters Finanzen und Bauen. Alexander Rist tritt ab Mai seinen Dienst als Beigeordneter der Stadt Blaustein an. Den Dank für seine vierjährige Tätigkeit in der Bauland-Gemeinde brachten außer Bürgermeister Diblik die Fraktionsvorsitzenden Dr. Dorothee Schlegel, Daniel Fichter und Markus Scheurig zum Ausdruck.