Auf dem Mosbacher Hardberg wächst eine neue Stadt
Das Trainingscenter Retten und Helfen (TCRH) auf dem ehemaligen Kasernenareal entwickelt neue Übungsszenarien

Von Heiko Schattauer
Mosbach. Wer möglichst erfolgreich retten und helfen will, der braucht gutes Training, praxis- und realitätsnah. Genau darauf hat man sich auf dem ehemaligen Kasernenareal am Hardberg in Mosbach spezialisiert. Mehr und mehr entwickelt sich das Trainingscenter Retten und Helfen (kurz: TCRH), vom Bundesverband Rettungshunde (BRH) auf dem Gelände des Mosbacher Entsorgungsunternehmens Inast betrieben, zum gefragten Anlaufpunkt für Blaulichtorganisationen aller Art. Das liegt wohl auch daran, dass sich das Center permanent weiterentwickelt, immer wieder neue Übungsszenarien kreiert. Aktuell wächst am Berg eine neue Stadt – aus Überseecontainern, die später Straßen- und Häuserzüge bilden sollen, in denen dann wiederum spezielle Lagen simuliert und trainiert werden können. Und das höchste begehbare Gebäude in Mosbach hat man ganz nebenbei auch noch errichtet.
Doch der Reihe nach: "Das ist so ähnlich wie bei einem Neubaugebiet. Erst wurden alle Arbeiten im Untergrund erledigt, kilometerweise Rohre und Leitungen verlegt, Anschlüsse hergestellt", schildert Jürgen Schart, Präsident des Bundesverbands Rettungshunde, am Eingang zur neuen Container-City. Die wächst dort, wo früher Soldaten ihre Runden drehen mussten: auf dem ehemaligen Sportgelände im unteren Bereich des alten Kasernenareals. Der Untergrund ist also vorbereitet, befestigt und sauber aufgeteilt; auch den ersten Starkregen hat die neue Anlage mitsamt aufwendigem Entwässerungssystem schon überstanden.
Die eigentliche "Bebauung" erfolgt in Kürze: 270 gebrauchte und für den Einsatz im TCRH umgebaute Hochseecontainer werden innerhalb eines Zeitfensters von fünf Wochen zur Container-City zusammengesetzt und -gestellt. "Die werden vorab schon sortiert und werden so geliefert, dass sie vor Ort gleich mit zwei Schwerlastkränen an ihren jeweiligen Platz gesetzt werden können", erklärt Schart. Wie schon die Erschließungsarbeiten, die von der Firma Leonhard Weiß "in beeindruckender Art und Weise" (Schart) absolviert wurden, soll auch der Aufbau der Containerstadt sauber getaktet und genau nach Plan vonstattengehen. "Schließlich wollen wir im September die ersten Trainingseinheiten hier laufen lassen", so der BRH-Präsident voller Vorfreude. Realitätsnah, effektiv und sicher sollen dann etwa die Einsatz- und Rettungsabläufe bei einem Anschlag in der Stadt geübt werden können.
Ein erstes Übungsobjekt steht – oder besser: parkt – schon in der noch verwaisten Stadt. "Die Straßenbahn ist schon da, der Anschluss runter nach Mosbach fehlt aber noch", witzelte Jürgen Schart, als die Männer der Spedition Kübler dieser Tage die ausrangierte Bahn auf die in der gedachten Stadtmitte installierten Gleise rollen ließen. Für die Mitarbeiter des auf Schwertransporte spezialisierten Unternehmens zählte das Umsetzen des Zugs zu den leichteren Übungen: Gut 50 Tonnen lassen sich mit dem mehrachsigen Sattelschlepper locker transportieren; die alte Bahn, die früher in Heidelberg fuhr, sei mit ihren 27 Tonnen da "kein Problem". In zwei Stunden war der Weg aus dem Zwischenlager auf dem Gelände bis in die neue Container-Stadtmitte geschafft.
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Ein anderer Container hängt derweil noch in der Luft – im wahrsten Wortsinn und am neuen SRHT-Turm. Der hat zwar keinen prickelnden Namen – SRHT steht für "Spezielles Retten aus Höhen und Tiefen" –, dafür aber eine Menge Besonderheiten, die ihn zu einem multifunktionalen Übungsort machen. Alle Themen, bei denen es um Sicherung in der Höhe geht, ließen sich hier abbilden, erklärt Jürgen Schart, neben dem Container auf halber Höhe des 15 Meter hohen Turms gibt es auch einen engen Schacht, in den man sich beispielsweise abseilen muss. Ganz oben haben die Planer auch eine Kufe angebaut, mit deren Hilfe sich eine Rettung mit dem Hubschrauber simulieren lässt. So bietet der neue SRHT-Turm zahlreiche neue Einsatz- und Übungsszenarien. Und zudem einen überragenden Rundumblick über den Hardberg und seine Umgebung. "Der Turm ist das höchste begehbare Bauwerk in Mosbach", lässt Jürgen Schart wissen. Auch eine nette Nebenfunktion.