Peru-Ausstellung der Sparkasse Mosbach

"Die Armen können nicht mehr warten"

Der Klimawandel zerstört die Lebensgrundlagen der Menschen in Peru und bedroht die Artenvielfalt des Landes - Ausstellung eröffnet

10.05.2017 UPDATE: 11.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

Über die Folgen des Klimawandels für die Menschen in Peru berichtet eine Fotoausstellung in der Mosbacher Hauptstelle der Sparkasse Neckartal-Odenwald. Bei der Eröffnung mit dabei waren (v. l.) Dekan Johannes Balbach, Ulrich Neubert vom Bildungszentrum, Sparkassen-Regionaldirektor Karlheinz Emig, Referent Bernhard Jimi Merk, Sparkassendirektor Michael Krähmer und Klaus Roos. Foto: Peter Lahr

Von Peter Lahr

Mosbach. "Dieses Jahr hat das Lächeln von den Gesichtern unserer Kinder genommen." "Wir haben jetzt Bohnen gesät. Der Reisanbau ist Geschichte." Zwei Aussagen von Menschen in Peru machen deutlich, wie der Klimawandel schon seit Jahren ein Land verändert, das eigentlich mit einer fast paradiesischen Biodiversität gesegnet ist. Eine Fotoausstellung in der Sparkasse Mosbach rückt die Folgen des Klimawandels in den Fokus und lässt die Bewohner des Landes zu Wort kommen.

Ausgewiesene Perukenner und -freunde kamen am Montagabend bei der Vernissage zu Wort. Sparkassendirektor Michael Krähmer bedankte sich bei den regionalen Perukreisen und dem Bildungszentrum Mosbach dafür, dass sie die beeindruckende Wanderausstellung hier Station machen ließen.

"Der Klimawandel in Peru ist schon da", unterstrich Bernhard Jimi Merk von der Freiburger "Informationsstelle Peru." Ein frappierendes Ungleichgewicht herrsche zwischen den Verursachern und den Leidtragenden. So verursachten die reichen Länder des Nordens seit 1850 rund 64 Prozent der Schadstoffemissionen. Doch bei den Schäden hätten diese nur 20 Prozent zu befürchten.

Zu den Leidtragenden zählten südliche Länder wie Peru, das über drei sehr unterschiedliche Klimazonen verfüge. An der Küste erstreckt sich eine Wüste. "Lima ist neben Kairo die einzige Hauptstadt, die in einer Wüste liegt." Im Hochland der Anden gebe es im Prinzip genügend Wasser. Der größte Teil des Landes bestehe aus Amazonas-Regenwald. Dieser verfüge über 31 unterschiedliche Ökosysteme, in denen allein 263 Säugetierarten lebten. "Die sehr hohe Artenvielfalt macht das Land reich - aber auch sehr verletzlich."

Der Klimawandel lasse in Peru die großen Andengletscher schmelzen. Diese seien in den letzten 25 Jahren um 20 Prozent zurückgegangen. Nur kurzfristig sorge das Abschmelzen für mehr Wasser in der Küstenregion. Denn: "Man kann ausrechnen, wann die Gletscher verschwunden sein werden." Höhere Temperaturen und stärkere Winde verursachten Dürren im Regenwald - bis hin zu Waldbränden. In der Landwirtschaft nähmen die Schädlinge zu. "Der Anbau von Mais, Yucca und Bohnen ist bereits gefährdet." Und auch bei den Kartoffeln - 3000 verschiedene Sorten kenne man in Peru - sei die Anbaufläche schon um 20 Prozent zurückgegangen.

In den Anden gab es dagegen vermehrt extreme Kälteperioden. Alpakas seien erfroren. Viele Kinder seien an Lungenentzündung gestorben. Generell seien Krankheiten wie Malaria und das Denguefieber wieder auf dem Vormarsch. Zu den schlimmsten Folgen des Klimawandels zählte Merk die Überschwemmungen. So forderte die letzte Katastrophe im März 85 Menschenleben. Zudem wurde viel wertvolles Ackerland weggeschwemmt. "Die ärmsten Regionen sind am stärksten betroffen. Viele Bauern werden in die Städte abwandern." Abhilfe könne nur eine radikale Reduktion des Kohlenstoffdioxidausstoßes schaffen.

"Aus persönlicher Erfahrung und Betroffenheit", berichtete Klaus Roos über die Arbeit der seit 30 Jahren aktiven Perukreise und -partnerschaften. "670.000 Menschen sind von der März-Katastrophe betroffen. 195 Brücken und 711 Bewässerungskanäle wurden zerstört. Die Ernte ist vernichtet", so das entsetzliche Fazit von Roos. Vor-Ort-Informationen erhielt er u. a. von Josef Sayer, der 15 Jahre an der Spitze von "Misereor" stand. Wie dieser, forderte Roos ein schnelles Umdenken: "Wir müssen auch in Deutschland einen nachhaltigen Lebensstil umsetzen und den Klimaschutz politisch weiter verfolgen. Die Armen können nicht mehr warten."

Diesem Appell fügte Dekan Johannes Balbach hinzu: "Wir müssen uns unserer globalen Verantwortung als Schwestern und Brüder auf einer Erde bewusst werden." Er hoffe, dass viele Menschen die Ausstellung ansehen und über ihr eigenes Konsumverhalten nachdenken.

Südamerikanisches Temperament, gepaart mit trotzigem Optimismus, lag auch in der Musik, die Martin Schmidt (Querflöte) und Christian Roos (E-Piano) virtuos präsentierten. Schwungvoll spielten sie etwa "Milonga" aus der "Miami Suite" von Miguel del Aguila.

Fi Info: Die Ausstellung ist bis 18. Mai zu sehen. Geöffnet ist montags bis freitags von 8.30 bis 16.30 Uhr; donnerstags bis 18 Uhr.

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