Polizeihauptkommissar sammelte schon 1633 Dienstabzeichen
Matthias Bott sammelt seit zwölf Jahren - Aber das Walldürner fehlt noch

Von Martin Bernhard
Rippberg. Matthias Bott hält den Weltrekord im Sammeln von Dienstabzeichen. Fast 1700 Stück zählt die Sammlung des Rippbergers, die er in Ordnern und Kisten lagert. Ein Abzeichen bleibt ihm aber bisher verwehrt: das Dienstabzeichen seiner Heimatstadt Walldürn.
Die Sammelleidenschaft von Matthias Bott ist stark mit seinem Beruf verbunden: Der 60-Jährige arbeitet als Polizeihauptkommissar für die Polizeistation im hessischen Seligenstadt – noch einen Monat lang. Dann wechselt er in den Ruhestand. Das Sammeln von Polizei- und Dienstabzeichen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und der Türkei wird er dann allerdings nicht aufgeben – im Gegenteil. Ihm bleibt dann mehr Zeit, auf Reisen bei Behörden nach den örtlichen Dienstabzeichen zu fragen und Sammlerbörsen zu besuchen.

Eigentlich sammelt Matthias Bott seit 50 Jahren Briefmarken. Doch im Jahr 2008 wurde dieses Hobby zur Nebensache. Denn in jenem Jahr wechselte das Land Hessen die Uniformfarbe von Grün auf Blau. Aus diesem Anlass gestaltete der Rippberger einen Schaukasten mit allen 16 Landespolizeiabzeichen. Diese zu besorgen, bereitete ihm großen Spaß. Als kurz darauf der Ordnungspolizist aus Mainhausen in den Ruhestand ging und sein Dienstabzeichen vorbeibrachte, nahm Bott dieses mit nach Hause. Es wurde das Dienstabzeichen Nummer eins in seiner Sammlung.
Seitdem schreibt er regelmäßig Behörden in Deutschland, Österreich und der Schweiz an oder besucht sie, um seine Sammlung zu erweitern. Derzeit besitzt er rund 600 Abzeichen aus Hessen, 350 aus Baden-Württemberg und 200 aus Bayern sowie weitere aus den anderen Bundesländern, der Schweiz und Österreich. Da er mit seiner Lebensgefährtin, einer gebürtigen Türkin, regelmäßig deren Heimatland besucht, befinden sich auch türkische Ordnungsabzeichen in seiner Sammlung. Außerdem sammelt Bott Abzeichen von Polizei, Justiz und Zoll.
Seine gesamte Sammlung ist im Laufe der Jahre auf mehr als 6000 Abzeichen gewachsen. Den Weltrekord beim "Rekord-Institut für Deutschland" in Hamburg reichte er allerdings nur für seine Dienstabzeichensammlung ein. Zwei Bürgen mussten bestätigen, dass er zum Stichtag 1. April 1633 verschiedene Dienstabzeichen besaß. Daraufhin sprach ihm das Institut "den Weltrekord für die größte Ärmelabzeichen-Sammlung deutscher Ordnungsbehörden" mit Siegel und Urkunde zu.
Wie Matthias Bott erläuterte, verfügen Kommunen mit einem eigenen Außendienst – auch gemeindlicher Vollzugsdienst genannt – in der Regel über eigene Dienstabzeichen. Auf diesen ist meist das kommunale Wappen abgebildet. Die Namen der Behörden unterscheiden sich. So sind Bezeichnungen wie "Ortspolizeibehörde", "Ordnungsamt", "Vollzugsdienst", "Ortspolizei", "Ordnungsbehörde", "Polizeibehörde" und "Gemeindevollzugsdienst" verbreitet. Wie auch immer sich die Dienststellen nennen: Die Bürger machen in der Regel durch Parkknöllchen unliebsame Bekanntschaft mit ihren Vertretern. Aus Kostengründen verzichten manche Kommunen auf diese Ärmelabzeichen, zum Beispiel Tauberbischofsheim.
Als Bott mit dem Sammeln begann, konnte man Dienstabzeichen von Sammlern für ein bis zwei Euro kaufen. Inzwischen kosten sie vier bis sechs Euro. Für besonders Begehrte muss man über 100 Euro hinlegen. Von kommunalen Behörden erhält der Sammler die Abzeichen normalerweise umsonst, zuweilen aber auch gar nicht.
"Es steht und fällt mit der Person im Amt", sagte Bott. Der Ordnungsamtsleiter im türkischen Adana zum Beispiel war sehr nett zu ihm. Leider hatte er gerade kein Abzeichen zur Hand. Da schnitt er kurzerhand aus dem Hemd eines Mitarbeiters eines heraus.
In Walldürn dagegen beißt Matthias Bott auf Granit. Als der Polizeihauptkommissar vor einigen Jahren mündlich um ein Dienstabzeichen der Stadt bat, teilte man ihm mit, dass man dieses nicht an Dritte herausgebe. Man habe Angst vor Missbrauch. Aus Anlass seines Sammlungsweltrekords schrieb der Rippberger vor sechs Wochen die Stadtverwaltung erneut an. Vor wenigen Tagen kam die Antwort – eine dürre E-Mail: "Leider können wir Ihnen keine Ärmelabzeichen des gemeindlichen Vollzugsdienstes herausgeben. Ich bedauere, Ihnen keine andere Mitteilung machen zu können." Nicht einmal zu seinem Weltrekord habe man ihn beglückwünscht, stellte Matthias Bott enttäuscht fest.
Info: Matthias Bott hat seine Sammlung unter www.polizeisammler.org hinterlegt.