Positive Effekte für Direktvermarkter und Verbraucher
Das Internetportal wird ein Jahr alt. Der Geflügelhof Dambach aus Mudau konnte dadurch neue Kunden gewinnen.

Neckar-Odenwald-Kreis. (jasch) Seit knapp einem Jahr können Verbraucher auf dem Internetportal "Genussregion Neckar-Odenwald" gezielt erfahren, wann und wo man saisonale und regionale Spezialitäten direkt beim Erzeuger kaufen kann. Erstmals wurde hiermit eine Plattform für Direktvermarkter im Landkreis geschaffen, die frische und heimische Lebensmittel anbieten. Marion Schmidt-Kowalke vom Sachgebiet Ernährung, Hauswirtschaft und Einkommenskombinationen im Landratsamt betreut das Portal seit der Freischaltung im Oktober 2019.
Einer der aktuell 35 Direktvermarkter ist der Geflügelhof Dambach in Mudau. Bernhard Dambach und seine beiden Söhne vertreiben Eier und produzieren hausgemachte Teigwaren und verkaufen diese im hauseigenen Hofladen. Sie sind der "Genussregion" schon kurz nach der Eröffnung beigetreten. Ein Jahr später ergeben sich für den Eierproduzenten nach wie vor viele positive Effekte.

So habe Dambach zum Beispiel Kunden aus dem Karlsruher Raum, die sich seine Nudeln per Paket liefern ließen. Die Kunden hatten sich zuvor über das Internet informiert. Als Direktvermarkter konnte er sich somit über den Landkreis hinaus bekanntmachen.
Auch sei das Bewusstsein für regionale Lebensmittel gestiegen: "Die Leute wollen wissen, wo die Ware herkommt und dass die Ware in Ordnung ist." Das gestiegene Bewusstsein mache sich in den Märkten bemerkbar, die Dambach als Streckenlieferant unter der Vermarktungsform "Eier aus der Region" ausstattet. "Der Umsatz steigt, wenn die Supermärkte transparent machen, woher die Eier stammen." Schmidt-Kowalke bestätigte das: "Die Verbraucher kommen wieder auf regionale Produkte zurück und bezahlen dafür lieber ein paar Cent mehr für das Ei."

Darüber hinaus betreibt Dambach Privatlieferungen in der gesamten Region. Mit seinen Verkaufswagen ist er auch überregional bis nach Schwetzingen oder Amorbach unterwegs. Die Fahrtkosten und der Zeitaufwand für die Direktvermarktung seien zwar hoch, trotzdem erziele der Eierproduzent in der Direktvermarktung die größte Gewinnspanne. Schmidt-Kowalke betonte deshalb: "Wir müssen mehr Werbung für die Genussregion machen und an der Homepage dranbleiben." Zuletzt aktualisierte Schmidt-Kowalke eine Liste mit Betrieben, die Lieferdienste anbieten. Neu hinzugekommen sind außerdem eine Liste mit Jägern, die Wild verkaufen und Informationen zu Verkaufsautomaten. "Damit haben wir konkret auf Kundennachfragen reagiert", so die Oberlandwirtschaftsrätin und Projektleiterin.
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Die Unterstützung durch das Internetportal empfindet Schmidt-Kowalke als großen Vorteil. "Es entstehen immer mehr Liefer- und Abnahmestrukturen." So könnten Direktvermarkter die Produkte anderer Vermarkter in ihr Programm aufnehmen oder sie für die eigene Produktion verwenden. Auch Dambach bietet Geflügelspezialitäten von Familienunternehmen aus der Region in seinem Verkaufsprogramm an. Getreu dem Motto "Natur erleben – Heimat schmecken" sei es das Ziel, den Kunden umfassend zu informieren und mit Neuerungen auf der Höhe der Zeit zu bleiben.
"Man muss immer wieder den Mut haben, etwas zu verändern und sich dem anzupassen, was der Kunde will. Der Tierschutz wird wichtiger. Wir schauen, dass wir dem gerecht werden", erklärte Dambach. Sein Geflügelhof setzt das "Huhn und Hahn-Projekt" des Landes Baden-Württemberg ab November um. Bei dem Projekt ziehen die Bauernhöfe in Baden-Württemberg männliche Küken auf, anstatt sie zu töten. Die Hähne werden später geschlachtet und zu Wurst weiterverarbeitet. "Ich weiß, dass die Leute darauf warten, dass das bald kommt."
Für die Aufnahme in die "Genussregion" müssen die Erzeuger jedoch Bedingungen erfüllen: "Landwirte müssen die Produktion nachvollziehbar machen. Sie müssen für Nachfragen von Verbrauchern offen sein. Wir erwarten eine gläserne Produktion", zählt Schmidt-Kowalke auf. "Durch die Direktvermarktung ist die Wertschätzung für die Produkte aus der Region vom Verbraucher definitiv gewachsen", da sind sich Schmidt-Kowalke und Dambach einig.