"Durch die Baustelle ist alles im Wandel"
Die Fotografin Deborah Musso begleitet die Bauarbeiten in den Quadraten T 4/T 5 mit einem Kunstprojekt

Deborah Musso hat das aktuell größte Wohnbauprojekt in den Mannheimer Quadraten mit dem Kunstprojekt "Urbaner Wandel in der Nachbarschaft von T 4/T 5" fotografisch begleitet. Foto: Gerold
Von Volker Endres
Mannheim. Auch das aktuell größte Wohnbauprojekt in den Mannheimer Quadraten leidet unter der derzeitigen Witterung: Die Baugrube in den Quadraten T 4 und T 5 steht unter Wasser. Trotzdem geht es gut voran, die ersten Wohnungen in T 4, dem von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GBG erstellten Projekt, sollen bereits 2018 zur Verfügung stehen. Wie es dabei vorangeht, ist auf den Bildern von Deborah Musso zu sehen. Sie begleitete das Bauvorhaben in den vergangenen beiden Jahren im Rahmen des Projektes "Urbaner Wandel in der Nachbarschaft von T 4/T 5" fotografisch. Jetzt fand die Vernissage ihrer Ausstellung "Nummer eins: Bauphase" statt, die bis zum 17. Februar in der Ten Gallery im Quadrat T 6,10 zu sehen ist.
Menschen aus der Nachbarschaft stehen im Mittelpunkt der 20 Fotografien. "Es sind 18 Porträts und zwei Bilder von der Baustelle", stellte Fotografin Musso fest. "Durch die Baustelle ist hier alles im Wandel. Und ich will diesen Wandel dokumentieren", präzisierte sie ihre Aufgabe im Projekt von Kulturamt und Quartiermanagement. Ziel sei es, mit Fotografien, Einzelgesprächen mit Bewohnern und Teilprojekten in verschiedenen Techniken Effekte der Neubebauung in der Nachbarschaft der ehemaligen Sickingerschule festzuhalten und in gemeinsamen Veranstaltungen vorzustellen.
Dabei wird der Wandel hin zu den vier- bis fünfgeschossigen Gebäuden auf dem knapp 3500 Quadratmeter großen Geländes in T 4 mit 73 Wohneinheiten und einem Kinderhaus im Erdgeschoss sowie den fast 13.000 Quadratmetern Wohnfläche mit zehn drei- bis fünfgeschossigen Häusern, 147 Wohnungen und 153 Tiefgaragenplätze in T 5, durchaus zwiespältig aufgenommen. Und das, obwohl ein Café am Quartiersplatz zu T 4, ein privater Fitnessbereich sowie ein Concierge-Service für die Bewohner von T 5 das Angebot abrunden sollen. "Wir sind gerade in einer Übergangsphase, bei der niemand weiß, wie es sich entwickelt", sagte Anwohner Riklef Sander. Auch er ist auf einem der Porträts verewigt. Der Mittvierziger lebt seit über 30 Jahren in den U-Quadraten und hat hier schon einige Veränderungen miterlebt.
"Früher war es hier schon schlimmer. Da gab es einen Straßenstrich am Herschelbad und rund um die Sickingerschule war ein Drogenumschlagplatz", erinnert er sich. Gemeinsam sei es Quartiermanagement, Bürgerverein und Anwohnern in Zusammenarbeit mit Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst gelungen, diese Auswüchse zu beseitigen. "Wir haben schon viel erreicht, aber wir hätten uns mal ein bisschen Stillstand gewünscht - jetzt ist schon wieder alles in Bewegung. Ich finde, man muss mit den Veränderungen auch Schritt halten können." Auch dabei soll das Kulturprojekt helfen. "Alteingesessene Bewohner und Neuzugezogene sollen miteinander ins Gespräch kommen", betont Musso. Dazu soll auch das Erzählcafé am 2. Februar, 17 Uhr, ebenfalls in der Ten Gallery, T 6, 10, beitragen. Aber auch die Anwohner selbst sind nicht untätig: "Wir haben das schöne Ritual der Hoffeste für alle.
Das funktioniert durch den großen Wandel zwar nicht mehr wie früher, aber wir arbeiten daran. Man muss eben selbst die Initiative ergreifen und auf die Leute zugehen. Auch das ist eine Mannheimer Tradition", lachte Sander. Er selbst freut sich auf die Neubauten: "Neu ist gut, solange man das Alte dabei nicht vergisst.