GRN-Kliniken fahren Rekordverlust ein
Die Standorte in Weinheim, Schwetzingen, Sinsheim und Eberbach sind aber nicht in Gefahr

Die GRN-Klinik in Eberbach aus der Vogelperspektive. Foto: Keiper
Von Stefan Hagen
Rhein-Neckar. Die vier Kliniken der Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH (GRN) in Weinheim, Schwetzingen, Sinsheim und Eberbach haben das Wirtschaftsjahr 2018 mit einem Rekordverlust abgeschlossen. Das Gesamtdefizit inklusive der GRN-Kliniken für Geriatrische Rehabilitation in Schwetzingen, Sinsheim und Weinheim beträgt rund sechs Millionen Euro. 230.000 Euro wurden nach Angaben von GRN-Sprecherin Stefanie Müller aus Gewinnrücklagen entnommen, sonst wäre der Verlust noch höher gewesen. Verlustmildernd wirkt sich auch der Jahresüberschuss der GRN-Betreuungs- und Seniorenzentren in Höhe von 544.000 Euro aus.
Die Kliniken sind Thema in der Sitzung am Dienstagabend des Kreistags in Walldorf - das Gremium wird einen überplanmäßigen Aufwand zur Abdeckung des Jahresverlusts in Höhe von einer Million Euro beschließen. Im Haushaltsplan 2019 des Rhein-Neckar-Kreises waren vorsorglich bereits fünf Millionen Euro zur Deckung des Verlustausgleichs eingeplant worden. Die Verluste verteilen sich wie folgt.
> Die GRN-Klinik Sinsheim hat 225 Planbetten. 535 Mitarbeiter versorgen hier im Jahr etwa 13.000 stationäre Patienten und ebenso viele ambulante Notfälle. Verlust: Rund eine Million Euro.
> Die GRN-Klinik Schwetzingen hat 277 Planbetten. Etwa 700 Mitarbeiter versorgen hier im Jahr rund 13.000 stationäre Patienten - hinzu kommen rund 16.000 ambulante Notfälle und 1500 ambulante Operationen. Verlust: rund 1,2 Millionen Euro.
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> Die GRN-Klinik Weinheim hat 220 Planbetten. 550 Mitarbeiter versorgen hier im Jahr etwa 11.000 stationäre Patienten und rund 13.700 ambulante Notfälle. Hinzu kommen über 1300 ambulante Operationen. Verlust: rund 1,1 Millionen Euro.
> Die GRN-Klinik Eberbach hat 130 Betten. 340 Mitarbeiter versorgen hier jährlich etwa 6000 stationäre Patienten - hinzu kommen rund 6400 ambulante Notfälle und knapp 1000 ambulante Operationen. Verlust: rund 2,5 Millionen Euro.
> Die GRN-Kliniken für Geriatrische Rehabilitation Schwetzingen, Sinsheim und Weinheim haben zusammen einen Verlust von rund 745.000 Euro verbucht.
Die Zustimmung zum "überplanmäßigen Aufwand" gilt als sicher - schließlich ist das Überleben aller vier Standorte politisch gewollt. Dies hatten Landrat Stefan Dallinger und sämtliche Fraktionen in der Vergangenheit wiederholt betont. Und das wird auch in schwierigen Zeiten so bleiben. Kein Standort werde infrage gestellt, betonten die Fraktionsvorsitzenden Bruno Sauerzapf (CDU), Hans Zellner (Freie Wähler), Ralf Göck (SPD), Claudia Felden (FDP) und Edgar Wunder (Linke) gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung.
Die Probleme seien allerdings nicht hausgemacht. "Unsere Kliniken arbeiten nicht unwirtschaftlich", sagt Christdemokrat Sauerzapf. Die Anpassung des sogenannten Landesbasisfallwerts - also der landesweit einheitliche Preis für Klinikleistungen - sei einfach zu gering. Damit könne das hohe Lohn- und Gehaltsniveau nicht ausgeglichen werden. "Wir leben nun einmal in einem Ballungszentrum, in dem das Spitzenpersonal teils weit über Tarif bezahlt wird", ergänzt Hans Zellner. Zudem konkurriere man mit den Unikliniken um die besten Köpfe. Das habe seinen Preis.
Für den flächenmäßig großen Rhein-Neckar-Kreis brauche man eine dezentrale ärztliche Versorgung, ergänzt Claudia Felden. Zusammenschlüsse von Kliniken, um etwa Synergieeffekte zu erzielen, seien hier kontraproduktiv. "Das geht bei uns nicht", sagt die Liberale.
Man müsse auch nicht überall Gewinne erzielen, sieht Edgar Wunder den Staat in der Pflicht, Kliniken wie etwa das Krankenhaus in Eberbach zu unterstützen. Sonst würde der ländliche Raum abgehängt, befürchtet der Linke. Sozialdemokrat Ralf Göck fordert von der Landespolitik mehr Anstrengungen, um das Defizit der Kliniken zu reduzieren.
Botschaften, die Rüdiger Burger, Geschäftsführer der GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH, sicher gerne hört. Schließlich wirke "die eklatante Unterfinanzierung der Krankenhäuser in den Jahren 2015/16 noch immer fort". Damals sei die Vergütung der Klinikleistungen lediglich um 2,4 Prozent erhöht worden, während die Tarifsteigerung über fünf Prozent betragen habe. Daraus habe sich für die GRN-Kliniken eine Deckungslücke von 3,7 Millionen Euro ergeben, die bis heute nachwirke beziehungsweise nicht ausgeglichen sei.
Kleinere Kliniken - also Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung mit einer Bettenzahl unter 300 - würden nach wir vor durch das Fallpauschalen-System benachteiligt. "All unsere Kliniken sind 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr in Betrieb, die Mindestbesetzung an Ärzten, Pflegekräften und im Funktionsdienst müssen wir genauso vorhalten wie größere Kliniken oder Maximalversorger. Das bedeutet, die laufenden Kosten sind im Verhältnis zur Fallzahl hoch", ärgert sich Burger. In Baden-Württemberg habe man aufgrund der existierenden Tarifverträge die bundesweit höchsten Personalkosten - aber im bestehenden Gesundheitssystem würden nur die bundesweiten Durchschnittskosten erstattet.
Abschließend nennt Burger Gegenmaßnahmen: "Wir intensivieren weiterhin unsere Bemühungen, um herauszufiltern, wo noch Kostenreduzierungen oder Erlössteigerungen möglich sind. Aus den Ergebnissen dieser Analyse würde für jede medizinische Fachabteilung ein eigenes Budget erstellt, das sich an der jeweiligen am kostenbewusstesten wirtschaftenden Abteilung orientiere. Außerdem sollen weitere Synergien genutzt und die Kooperation zwischen den GRN-Einrichtungen verbessert werden.