"Eine Direktverbindung am Tag ist zu wenig"
Die FDP fordert ein besseres Angebot im Nahverkehr auf der Schiene zwischen Heidelberg und dem Großraum Stuttgart.

Von Carsten Blaue
Heidelberg/Stuttgart. Marcus Schrenk aus Heidelberg hat etwas ins Rollen gebracht, um mal in einem Bahn-Bild zu bleiben. Der Pendler hatte sich im Dezember bei der RNZ darüber beschwert, dass es seit dem jüngsten Fahrplanwechsel nur noch eine Direktverbindung von Heidelberg nach Ludwigsburg gebe. Alle anderen durchgehenden Nahverkehrsverbindungen auf der Schiene zwischen dem Rhein-Neckar-Raum und Stuttgart seien gekappt worden, und das Land habe Heidelberg mal wieder abgehängt, ärgerte sich Schrenk. Der Bericht hat auch die FDP-Abgeordneten Jens Brandenburg und Christian Jung erreicht. Zudem meldeten sich weitere Betroffene bei den beiden Politikern, nachdem die RNZ das Thema aufgegriffen hatte, und teilten Schrenks Beschwerde. Also haben sich die beiden Abgeordneten der Sache angenommen. Eine Direktverbindung am Tag sei zu wenig. "Denn viele sind darauf ja angewiesen", so Jung.
Er und Brandenburg haben einen parlamentarischen Antrag der Liberalen formuliert – mit dem Ziel, dass Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) im Verkehrsausschuss des Landtags zur Sache Rede und Antwort stehen muss, wie Jung im Telefonat bekräftigte. "Ich wohne ja nicht mehr im Heidelberger Raum. Also wurde mir der RNZ-Artikel zugeschickt." Unabhängig davon hätten ihn insgesamt bestimmt noch 20 bis 25 "individuelle Wortmeldungen" erreicht, so der verkehrspolitische Sprecher der Liberalen im Stuttgarter Landtag und Abgeordneter des Wahlkreises Bretten. Jens Brandenburg, für den Wahlkreis Rhein-Neckar im Bundestag und Parlamentarischer Staatssekretär im Bildungsministerium, ist genauso enttäuscht wie Jung über die grün-schwarzen Verschlechterungen im Fahrplan.
Es gibt zwei Hauptrouten für die Strecke. Die südliche führt von Mannheim und Heidelberg über Bruchsal, Bretten, Mühlacker und Bietigheim-Bissingen nach Stuttgart, die nördliche über Sinsheim, Bad Friedrichshall, Heilbronn und Bietigheim-Bissingen. Und es gibt noch die etwas umständliche Strecke durchs Neckartal. Er könne nicht nachvollziehen, so Brandenburg, warum in Zeiten, in denen alle bemüht seien, den Öffentlichen Personennahverkehr zu stärken, praktisch keine direkten Verbindungen mehr durch das Neckartal und den Kraichgau bestünden.
Intercity oder ICE zu fahren, sei keine Alternative. Diese Züge seien wesentlich teurer durch die Zuschläge. Und sie seien auch nicht wirklich schneller, ergänzte Jung – wenn man nämlich, so wie Schrenk, erst nach Stuttgart fahren müsse, um von dort aus zurück nach Ludwigsburg zu fahren. Brandenburg und Jung haben zudem die Wirtschafts- und Wissenschaftsräume Rhein-Neckar und Stuttgart im Blick. Schon für den Austausch zwischen beiden Regionen brauche man einen besseren Nahverkehr auf der Schiene.
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Im Dezember hatte das Verkehrsministerium auf RNZ-Anfrage die "mangelhafte Betriebsqualität auf der Frankenbahn" dafür verantwortlich gemacht, dass es keinen durchgehenden Regionalzug mehr von Stuttgart über Heilbronn nach Heidelberg gibt. Das mit der "Betriebsqualität" – also der Pünktlichkeit – hat das Land seit dem Jahreswechsel allerdings selbst in der Hand.
Die Frankenbahn verkehrt zwischen Würzburg und Stuttgart und wurde zuvor von Abellio betrieben (wie übrigens auch alle Strecken zwischen der Rhein-Neckar-Region und dem Großraum Stuttgart). Doch das insolvente Bahnunternehmen wurde jetzt von der landeseigenen Südwestdeutschen Landesverkehrs GmbH (SWEG) für zwei Jahre übernommen. Beschäftigte und Fahrgäste könnten aufatmen, hieß es bereits im November in der Ankündigung dazu aus Stuttgart. Arbeitsplätze und Zugbetrieb seien vertraglich gesichert. Umso mehr wundert sich Jung jetzt über den Landesverkehrsminister: "Qualitätsprobleme muss man nicht bejammern, sondern beheben." Warum Hermann das nicht tue, sei ihm ein Rätsel, so der Abgeordnete. Zumal der Minister auch noch Aufsichtsratsvorsitzender der SWEG sei. Wahrscheinlich geht es wie immer ums Sparen. Jedenfalls könne die SWEG nach der Abellio-Übernahme nicht einfach heimlich das Angebot reduzieren und dann hoffen, dass es keiner merkt, sagte Jung.
Er ist sich mit Brandenburg einig darin, dass sich die Situation für die Fahrgäste in Heidelberg und in der Rhein-Neckar-Region "zeitnah" verbessern müsse. Sprich: Dass es wieder mehr direkte Verbindungen auf der Schiene in den Stuttgarter Raum gibt. Wer die Verkehrswende hin zu mehr Nahverkehr wolle, dürfe solche Verbindungen nicht einfach streichen.