Beim RNV-Streik bleibt auch am Freitag das Chaos aus (Update)
Die Gewerkschaft Verdi ruft zur Arbeitsniederlegung auf. Auch die Mobilitätszentren bleiben geschlossen.

Symbolfoto: Kresin
Rhein-Neckar. (RNZ/mare/dpa) "Es ist ruhig." So lässt sich die Lage am Freitagmorgen zusammenfassen. Wie ein Sprecher der RNV auf RNZ-Nachfrage mitteilt, gab es keine besonderen Vorkommnisse in Bezug auf den Streik der RNV-Mitarbeiter - ein Chaos bleib auch diesmal aus. "Wir haben darauf Wert gelegt, dass niemand überrascht wird", verweist der Sprecher darauf, dass es sich ja um den dritten Streik innerhalb der letzten vier Wochen handelt. Es sei quasi also "eingeübt". Und die Situation sei auch entsprechend simpel: "Es fährt nichts."
Auch die Polizei registrierte keine besonderen Vorkommnisse. In Heidelberg und Mannheim lagen bis zum Vormittag (Stand: 10.30 Uhr) keine Ereignisse vor. "Die Leute haben sich darauf eingestellt", sagte ein Polizeisprecher. Freitags sei es ohnehin immer etwas ruhiger.
Das gilt auch für die Parksituation in Heidelberg. "Es gibt keine signifikanten Unterschiede zu anderen Tagen", teilte eine Sprecherin der Stadtwerke in Bezug auf die Parkhäuser mit. "Es sieht entspannt aus."
Wegen des Warnstreiks sind am Freitag Busse und Bahnen in Heidelberg, Mannheim und im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen in den Depots geblieben. "Der städtische Verkehr ist dort heute stillgelegt", sagte Andreas Schackert, Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi, am Freitag.
Die RNV habe einen eigenen Tarifvertrag, der für 2200 Beschäftigte in Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen gilt. Verdi fordert unter anderem Entlastungstage, bessere Überstundenregelungen sowie eine Anhebung des Urlaubsgeldes.
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Für die rund 6400 Beschäftigten der kommunalen Verkehrsunternehmen in Stuttgart, Karlsruhe, Baden-Baden, Freiburg, Konstanz, Esslingen und Heilbronn waren am Freitag Gespräche in der Landeshauptstadt geplant. Um Druck auf die Verhandlungen auszuüben, wurden in Heilbronn und Stuttgart Werkstätten und Servicebereiche bestreikt. In Stuttgart fuhren am Freitag einzelne Linien der SBB nicht, sagte Schackert. Verdi fordert die normalerweise übliche Übernahme des Tarifabschlusses im öffentlichen Dienstes, die in diesem Jahr noch nicht erfolgt ist.
Für den RNV gilt nach Angaben des Arbeitgeberverbands Nahverkehr, dass die Tariferhöhung aus dem Bezirkstarifvertrag für die kommunalen Nahverkehrsbetriebe in Baden-Württemberg übernommen werden.
Update: Freitag, 30. Oktober 2020, 12.58 Uhr
Darum wird bei der RNV an diesem Freitag gestreikt
Rhein-Neckar. (alb) Andreas Schackert ist sauer: "Ein Teil unseres Tarifkonflikts wurde am Sonntag eigentlich gelöst, die RNV verschärft ihn weiter", schimpft der Verdi-Verhandlungsführer nach der inzwischen vierten Runde für die 2200 Beschäftigten der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen. Die Gewerkschaft ruft deshalb alle Angestellten des Unternehmens für diesen Freitag zum Warnstreik auf.
Sämtliche Bereiche der RNV seien von dem Ausstand betroffen, also auch der Fahrdienst, so Schackert, die Mobilitätszentralen in den drei Großstädten blieben geschlossen. Straßen- und Stadtbahnen sowie Busse stehen still. Der Streik werde freitagmorgens um 3 Uhr beginnen und bis zum Schichtwechsel in der Nacht auf Samstag andauern, erklärt die Gewerkschaft. Schackert wirft der RNV vor, dass sie "weder beim Mantel noch beim Gehalt irgendein Entgegenkommen gezeigt hat".
Kampf um Corona-Prämie
Stattdessen versuche das Unternehmen die Beschäftigten mit der Corona-Prämie erpressen. "Dieses Spiel machen wir nicht mehr mit", betont der Verhandlungsführer. Die RNV wisse genau, dass nur noch sehr wenig Zeit zur Verfügung stehe, um die Sonderleistung steuer- und abgabenfrei auszuzahlen. "Deshalb sehen wir uns gezwungen, den Druck jetzt schnell und spürbar zu erhöhen", sagt Schackert.
Das am Sonntag in Potsdam erreichte Tarifergebnis für den Öffentlichen Dienst der Kommunen sieht als Anerkennung für die Leistungen während der Pandemie und zur Überbrückung der Zeit bis zur ersten Erhöhung eine steuer- und abgabenfreie Prämie von bis zu 600 Euro vor.
Die RNV hat zwar einen Haustarifvertrag, übernahm bislang aber immer zeit-und wirkungsgleich die Ergebnisse des Tarifvertrags für den Nahverkehr (TV-N). Für zweiteren steht in dieser Woche noch ein Gespräch zwischen dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) und Verdi im Raum. Mit der RNV trifft sich die Gewerkschaft erst wieder am 6. November.
"Es ist bitter, dass die Fahrer der RNV weiter streiken müssen für die Prämie, die Erzieherinnen, Pflegekräfte oder Müllwerker der Städte Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen schon zugesagt bekommen haben", sagt Schackert.
Update: Donnerstag, 29. Oktober 2020, 20.02 Uhr
Wieder RNV-Streik - Busse und Bahnen stehen am Freitag still
Die Gewerkschaft Verdi ruft zur Arbeitsniederlegung auf. Auch die Mobilitätszentren bleiben geschlossen.
Rhein-Neckar. (RNZ) Die Busse und Bahnen der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) bleiben am morgigen Freitag im Depot. Wie das Unternehmen mitteilt, hat die Gewerkschaft Verdi an diesem Tag erneut zum Streik aufgerufen. Dieser soll freitagmorgens um 3 Uhr beginnen und bis zum Betriebsende am frühen Samstagmorgen um 3 Uhr andauern.
Sowohl der Straßen- und Stadtbahnverkehr als auch der Busverkehr der RNV sollen dann komplett stillstehen. Auch die Mobilitätszentralen in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg sollen streikbedingt am Freitag geschlossen bleiben. Die RNV teilte mit, das sich die Fahrgäste frühzeitig auf einen Tag ohne ÖPNV-Dienstleistung einstellen sollten. Auch der Schülerverkehr, den die RNV im städtischen Auftrag erbringt, ist hiervon betroffen.
Ab Samstag soll der Bus- und Bahnverkehr ab 3 Uhr wieder regulär anlaufen. Es kann aber am Samstag im Frühverkehr noch zu Einschränkungen auf einigen Nachtlinien kommen.
Das Unternehmen weist zudem darauf hin, dass die Fahrtausfälle sowohl in digitalen Fahrplanauskünften als auch in den Aushängen an den Haltestellen in der Kürze der Zeit nicht dargestellt werden können.
Bereits Ende September und Mitte Oktober hatten RNV-Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt. Das Chaos blieb an beiden Streik-Tagen aber aus.