Beratungsstelle "Amalie" hat Vorbildcharakter
Staatssekretärin Bärbl Mielich lobt die Arbeit der Mannheimer Beratungsstelle für Frauen in der Prostitution

Freuen sich über die positiven Impulse der neuen Gesetzgebung: vorne (v.l.) Amalie-Beirätin Marianne Bade, Staatssekretärin Bärbl Mielich und Stadträtin Elke Zimmer sowie hinten (v.l.) Amalie-Leiterin Julia Wege, Martin Albert von der SRH-Hochschule Heidelberg und Helmut Bühler, kaufmännischer Direktor des Diakonischen Werks. Foto: Gerold
Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. "Optimistisch" sind die Mitarbeiter der Beratungsstelle Amalie, wenn es um das am 1. Juli in Kraft getretene bundesweite Prostituiertenschutzgesetz und seine Umsetzung in Baden-Württemberg zum 1. November geht. Über die Arbeit der 2003 in der Neckarstadt-West eröffneten Anlaufstelle für Frauen, die in der Prostitution arbeiten oder aussteigen wollen, informierte sich Bärbl Mielich (Grüne), Staatssekretärin im Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg.
Sie betonte bei ihrem Besuch, dass die nun per Gesetz vorgeschriebene Beratung durch das Gesundheitsamt sowie die Anmeldung bei der Kommune mit dem umfassenden Beratungsangebot von Amalie vorbildlich ergänzt würden. "Ein Vorzeigeprojekt", lobte Bärbl Mielich. Denn neben Mannheim findet man in Baden-Württemberg lediglich in Freiburg eine Einrichtung, die den Frauen neben medizinischer Versorgung und Hilfen zum Ausstieg ein umfassendes Angebot zur gesundheitlichen Aufklärung, Schulden- und Rechtsberatung oder bei Gewalterfahrung macht.
Die zuständigen städtischen Stellen mit Amalie noch intensiver zu vernetzen, sieht Grünen-Stadträtin und Amalie-Beirätin Elke Zimmer als eine der Aufgaben, damit die Gesetzesvorgabe künftig noch bessere Wirkung entfalten kann. Ihr Beiratskollege Achim Weizel, Stadtrat der Mannheimer Liste, begrüßt es, dass das Land ab sofort Fortbildungen insbesondere für die Mitarbeiter in den Meldebehörde anbietet, um sie mit den sich aus der Thematik ergebenden Fragestellungen besser vertraut zu machen.
"Das Prostituiertenschutzgesetz ist vom Grundsatz her ein Arbeitsschutzgesetz", sagte Amalie-Beirat Martin Albert von der SRH Hochschule Heidelberg, die 2011 im Auftrag der Diakonie das Handlungskonzept für eine Beratungsstelle in Mannheim erstellt hatte. "Der Staat nimmt den Schutz der Prostituierten ernst. Sie können häufig nicht für ihre Rechte eintreten", ergänzte die Staatssekretärin. Es gehe darum, Menschenhandel, Gewalt und Ausbeutung im Zusammenhang mit Prostitution und Zuhälterei den Kampf anzusagen.
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Bei den Frauen kommt diese Botschaft nach Einschätzung von Julia Wege so auch an. Die Leiterin von Amalie hat das an der SRH entwickelte Konzept mitverfasst und ist somit von Anfang an dabei. Sie berichtet, dass viele der Frauen zunächst Befürchtungen geäußert hätten, dass sie durch die Meldepflicht in irgendeiner Weise gebrandmarkt seien. Nun seien die meisten jedoch dankbar, dass sie von kommunaler Seite über gesundheitliche Risiken und den Schutz vor Infektionskrankheiten aufgeklärt werde, Informationen zur Renten- und Krankenversicherung erhalten und etwas über ihre Rechte und Pflichten erfahren. "Sie wissen jetzt beispielsweise, dass es ein Gesundheitsamt gibt, an das sie sich wenden können", betonte Julia Wege.
Das neue Prostituiertenschutzgesetz fordert zudem von den Bordellbetreibern ein genehmigungspflichtiges Betriebskonzept und regelt deren Pflichten gegenüber ihren Angestellten, was von Gewerbeaufsicht und Polizei entsprechend kontrolliert werden kann. Auf die bundesweite Großrazzia am Mittwoch mit über 100 Festnahmen angesprochen, sagte die Staatssekretärin, es sei gut, dass ein großer Ring habe dingfest gemacht werden können. Bei den Durchsuchungen war es insbesondere um die Zwangsprostitution von thailändischen Frauen gegangen. "In Baden-Württemberg und insbesondere in Mannheim haben wir es überwiegend mit Armutsprostitution von Frauen aus Osteuropa zu tun", erklärte Bärbl Mielich.
Info: Die Beratungsstelle Amalie wird finanziert durch die Stadt Mannheim, das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg, Aktion Mensch und das Diakonische Werk Mannheim. Weitere Informationen zu der Beratungsstelle gibt es im Internet unter www.amalie-mannheim.de.



