Nach der Jagst-Verschmutzung: Wer bezahlt den Großeinsatz?

Landkreis rechnet mit "unbürokratischer Unterstützung" - Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft

03.09.2015 UPDATE: 04.09.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden

Der technische Aufwand zur Verdünnung der Schadstoffkonzentration und Belebung der Jagst ist enorm - wer das alles bezahlt, ist allerdings noch nicht geklärt. Foto: Endres

Von Michael Endres

Heilbronn/Jagsthausen. Es ist einer der größten und auch längsten Einsätze im Land für Feuerwehr, THW und freiwilligen Helfer - die Ökokatastrophe an der Jagst. Nur durch den massiven Einsatz von Pumpen, Belüftungsaggregaten und der Zufuhr von reinem Sauerstoff ist es den aktuell 200 Helfern gelungen, die Schadstoffkonzentration des Ammoniumnitrats in der Jagst deutlich zu senken - bis zu einem Milligramm je Kilometer haben die Fachbehörden gemessen. Das könnte auch bedeuten, dass sich die Giftfahne bis zur Mündung in den Neckar bei Jagstfeld soweit verdünnt, dass sie jenseits des zulässigen Grenzwertes ist und somit bei den Fischen, Krebsen und Muscheln im Neckar keinen Schaden anrichtet.

Der hier betriebene technische Aufwand sucht Seinesgleichen, es hat sich laut Umweltminister Franz Untersteller "zum Schutz des Ökosystems Jagst gelohnt". Noch völlig ungeklärt ist jedoch die Kostenübernahme des Großeinsatzes - wer bezahlt das Ganze? Allein für den 24-Stunden-Betrieb der an der Jagst stationierten Wasserpumpen von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk werden Unmengen von Kraftstoff benötigt, erste Zusammenstellungen zum Verbrauch gehen zwischen 8000 und 10 0000 Liter Diesel und Benzin pro Tag aus. Hinzu kommen noch die Aufwendungen für die Helferschar: Verpflegung, Sprit für die Anreise, Lohnausfall und anderes mehr. "Um die Kostenerhebung hat sich bislang noch niemand gekümmert", räumt Pressesprecher Hubert Waldenberger vom Landratsamt Heilbronn ein. Allerdings gehe man von einer unbürokratischen Unterstützung vonseiten des Landes aus. Das wurde auch im Zusammenhang beim Vor-Ort-Termin mit Umweltminister Untersteller angesprochen.

Wie die Stuttgarter Zeitung berichtete, hat der Landesfischereiverband Baden-Württemberg einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Das Landratsamt in Schwäbisch Hall habe noch immer nicht beantwortet, wie und wie viel verunreinigtes Löschwasser nach dem Brand einer Mühle bei Kirchberg in den Fluss gelangt sei. Und auch die Frage danach, wer für den Schaden aufkomme, sei noch ungeklärt, zitiert das Blatt den Präsidenten des Verbandes, Ralf Oberacker.

Die Staatsanwaltschaft Ellwangen hat laut Zeitung ein Verfahren gegen Unbekannt eingeleitet. Demnach geht es um den Tatbestand der Gewässerverunreinigung. Mittlerweile ermittelt die Polizei, wer für die Vergiftung der Jagst verantwortlich war. Das Löschwasser hat zu einem Massensterben von Fischen geführt. Behörden und Verbände wollen sich in den nächsten Wochen und Monaten regelmäßig treffen und austauschen, mit dem Ziel, die Jagst weiter zu revitalisieren. Nach Aussage von Landrat Matthias Neth (Hohenlohekreis) wird es Jahre dauern, bis die Jagst vollständig wiederhergestellt ist.

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Neben Einsatzkräften von Technischem Hilfswerk und Feuerwehr beteiligen sich auch Landwirte vom Maschinenring Unterland an der Belüftung der Jagst. Sie transportieren Frischwasser aus dem öffentlichen Versorgungsnetz in den Fluss und versorgen auch Biotope, die zur Fischrettung vom Jagstzufluss getrennt wurden.

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