Festival im Odenwald

Beim "Finki" war mächtig "Fire" drin (plus Fotogalerie)

Arthur Brown legte einen sensationellen Auftritt hin - Deutlich weniger Besucher wegen schlechten Wetters

13.08.2017 UPDATE: 14.08.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Der Name der Band versprach nicht zu viel: The crazy world of Arthur Brown zog das Publikum beim Finkenbach-Festival mit skurrilen Glitzer- und Glamour-Outfits und Progressive-Rock voll in seinen Bann. Foto: Stefan Weindl

Von Harald Berlinghof

Rothenberg-Finkenbach. Die Geisterstunde im Finkenbachtal die Zeit von Arthur Brown: Nach "Nightmare" als Opener jagt er zum Abschluss auch den zweiten Kultsong "Fire" über die Boxen. Da ist es bereits Sonntag, 1.10 Uhr. Seit gut eineinhalb Stunden wirbelt auf der Bühne des Finkenbach-Festivals eine Mischung aus Derwisch, Catweazle und Rocklegende.

Den Besuchern gefällt, was sie hören und sehen. Brown wechselt ständig die glitzernden Kostüme, Anzüge und Umhänge. Das Gesicht und die Halbglatze sind mit bunten Tupfen geschminkt. Er schlenkert mit den langen Armen und Beinen - und beweist, dass seine viel gelobte, über mehrere Oktaven reichende Stimme auch im Alter von 75 Jahren noch funktioniert. Und kaum ist die Geisterstunde vorbei, da stimmt Brown den Song ab, auf den alle gewartet haben: "Fire", seinen Megahit aus 1968.

Zu diesem Zeitpunkt haben manche der Besucher schon zehn Stunden Festivalmaloche hinter sich. Im leichten Nieselregen, der manchmal aufhört, dann wieder kommt, bei 15 Grad und mit kaltem Schlamm unter den Füßen vor der Bühne aushalten, geht an die Kondition. Und so mancher ältere Fan macht sich am Ende des Auftritts der Lokalmatadore von Guru Guru lieber auf den Weg nach Hause oder zumindest zum Zelt auf dem Campingplatz. Aber auch ist es kalt und nass. Denn bereits am ersten Festivaltag am Freitag hatte es geschüttet.

Das schlechte Wetter trübt die Bilanz der Veranstalter. Statt 2000 Besucher wie im letzten Jahr kamen nur 1300 Unentwegte zum "Finki"-Open-Air. Aber allen, die den Auftritt von Arthur Brown dann nicht mehr sehen wollten, sei gesagt: Ihr habt etwas verpasst! Etwas, das vielleicht so schnell nicht wieder kommt. Nächste Chance: am 12. Oktober in der Festhalle im pfälzischen Dudenhofen.

Auch interessant
Festival-Finkenbach: Stammgast Arthur Brown ist wieder dabei
: Finkenbach-Festival 2016: Guru Guru spielt mit Amon Düül II

Man kann es nur sensationell nennen, was die Band The crazy world of Arthur Brown in dieser kühlen Finkenbach-Nacht abgeliefert hat. Seit einem halben Jahrhundert steht der vielleicht bunteste Vogel der Rockszene auf der Bühne. Mit einer blutjungen Truppe von Musikern hat sich der Zampano umgeben, allen voran die hübsche Nina an der E-Gitarre. Der Magier und seine vier Zauberlehrlinge mischen Glitzer- und Glamour-Outfit mit Progressive-Rock. Und immer im Zentrum des Orkans: der Meister als flitzender und glitzernder Tornado. Brown hat Höhen und Tiefen in der Publikumsgunst erlebt. Beim "Finki" ist er voll da. Es ist bereits sein dritter Auftritt bei dem kleinen, aber feinen Festival im Odenwald. Und sein bester.

Eine optische, musikalische und erlebnisintensive Sensation. Seit Peter Gabriel und den frühen Genesis der "Musical-Box-Ära" gab es keinen Rockpoeten mehr, der öfter und mit noch mehr Fantasie die Kostüme während einer Show wechselt als dieser Oldie der Rockszene. Optischer Höhepunkt ist dann ein Auftritt des Sängers in einem Glasfaserkostüm auf dunkler Bühne. Beim Song "Time Captives" erstrahlt es in gleißendem Licht - rot, blau, grün und weiß. Der Feuergott wird für eine Nummer zur viel umjubelten Lichtgestalt.

Bei "Fire" ergänzt Mani Neumeier dann mit seiner blinkenden Elektrolurchmaske das Bühnenspektakel. Er und Brown: Zwei Kultopas der unkonventionellen Rockmusik stehen Arm in Arm auf der Bühne und lassen sich feiern. "Finkieee", ruft Neumeier ins Publikum und erhält tosenden Applaus. Auch dafür, dass er das Kultfestival einst gegründet hat und es bis heute im 35. Jahr am Leben erhält. Gemeinsam mit dem örtlichen Fußballverein und der Finkenbacher Feuerwehr natürlich.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.