Allzeit bereit: Seelsorger helfen, wenn das Unfassbare passiert
Mitarbeiter des Seelsorgeteams der Feuerwehr stehen rund um die Uhr bereit - 173 Einsätze im vergangenen Jahr

Die Jacken der Mitarbeiter der Feuerwehr-Notfallseelsorge sind besonders gekennzeichnet. Foto: Gerten
Von Sabine Hebbelmann
Heidelberg/Rhein-Neckar. Sie leisten Hilfe bei der Bewältigung von Erlebnissen während Unglücksfällen und bieten Unterstützung in den unterschiedlichsten Krisensituationen. An 365 Tagen im Jahr und rund um die Uhr sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Feuerwehr-Seelsorge-Teams (FST) für die Menschen in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis einsatzbereit.
Und noch nie waren sie so gefordert wie im Jahr 2015. Bei 173 Einsätzen betreute das Team insgesamt 866 Personen in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis und leistete 1337 Stunden ehrenamtliche Arbeit im Dienst am Nächsten.
Je 43 Einsätze betrafen plötzliche Todesfälle und Nachgespräche von Einsätzen. 22 Mal mussten Todesnachrichten überbracht werden. 17 Einsätze gab es nach Verkehrsunfällen und 16 nach Suiziden beziehungsweise Suizidversuchen. Dazu kamen neun Reanimationen, acht sonstige Unfälle, acht Schulungen, vier Brände und drei Verbrechen.
Die Tendenz der Einsatzzahlen ist steigend, eine Delle gab es allerdings um das Jahr 2012 herum, als das FST einen Rückgang auf 114 Einsätze verzeichnete. Die gemeinnützige Einrichtung des Kreisfeuerwehrverbandes Rhein-Neckar-Kreis bietet Notfallseelsorge und Psychosoziale Notfallversorgung. Von den derzeit 35 Einsatzkräften befinden sich sieben in der zweijährigen Ausbildung. Im Team engagieren sich Menschen mit vielfältigen Qualifikationen und Kompetenzen, darunter Ärzte, Psychologen, Seelsorger, Feuerwehrangehörige sowie Mitarbeiter von Polizei und Rettungsdienst.
Nach eigenen Angaben unterliegen die Angehörigen des FST der Schweigepflicht, sie verpflichten sich zum Respekt vor der weltanschaulichen Überzeugung und den Wertvorstellungen der Menschen, missionieren nicht und drängen keine kirchlichen Rituale auf. Durch das enorme ehrenamtliche Engagement ist dieses Angebot für betroffene Bürger kostenlos.
Grundsätzlich werden die Einsatzkräfte des FST über die Leitstelle Rhein-Neckar alarmiert und nur durch Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben wie Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei angefordert. Für das Jahr 2016 plant das FST für seine Mitarbeiter eine viertägige Ausbildung im Bereich Stressbearbeitung nach belastenden Einsätzen. Mit dieser Qualifizierungsmaßnahme bereitet sich das Team auf steigende Anfragen im Bereich der Nachbetreuung von Einsatzkräften der Feuerwehren des Rhein-Neckar-Kreises vor. Die Kosten dieser Fortbildungsmaßnahme in Höhe von rund 5000 Euro sollen über Spenden finanziert werden.
Der Leiter des FST Thomas Eisermann aus Hockenheim dankt allen Unterstützern und besonders den Einsatzkräften: "Ohne das hohe Engagement unserer Mitarbeiter wären die außerordentlichen Aufgaben des vergangenen Jahres nicht zu bewältigen gewesen."
Als koordinierender Notfallseelsorger der katholischen Kirche berichtet Pastoralreferent Wolf-Dieter Wöffler von der Gründungsphase um die Jahrtausendwende. Als bei einem schweren Verkehrsunfall auf der A 6 bei Sinsheim ein Taxi unter einen Lkw geriet, habe sich die Feuerwehr an die Kirche gewandt. Die Helfer haben sich bei späteren Einsätzen dann nicht nur um die Feuerwehrleute gekümmert, sondern auch um die Betroffenen und die Angehörigen. "Früher hat man den Pfarrer im Dorf geholt, doch der ist heute für fünf oder zehn Dörfer zuständig und kaum noch greifbar", betont Wöffler. Der Anstieg der Einsatzzahlen sei auch auf die hohe Akzeptanz des FST zurückzuführen, sagt Wöffler und ergänzt: "Mir persönlich ist es wichtig, dass ich für andere Menschen da sein kann."
Info: Kontakt: psnv@feuerwehr-rnk.de. Das FST freut sich über Spenden auf das Konto der Katholischen Regionalstelle Rhein-Neckar IBAN: DE40 6709 0000 0035 0506 12; BIC: GENODE61MA2.