Mannheim

Vom Planetarium kann man nun ins Universum reisen

Der Sternenprojektor und die Programme machen es möglich. Auch besteht eine enge Zusammenarbeit mit Heidelberger Astronomen.

09.05.2024 UPDATE: 09.05.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden
Mit seiner pyramidenförmigen Architektur ist das Planetarium am östlichen Stadteingang nicht zu übersehen. Foto: Gaier

Von Harald Berlinghof

Mannheim. Kommen Sie mit auf eine Reise durch die Milchstraße. Dorthin, wo noch nie zuvor ein Mensch gewesen ist. Oder begegnen Sie den geheimnisvollen Orten ohne Wiederkehr – den mysteriösen Schwarzen Löchern. Selbst die geniale Vinylscheibe "Dark Side of the Moon" von Pink Floyd kann man im 50. Jahr ihrer Veröffentlichung im Mannheimer Planetarium mit spektakulären 360-Grad-Visualisierungen und glasklarem Sound erleben. Seien es die Polarlichter, die Milchstraße, das Universum oder das Kinderprogramm um die vorwitzige Fledermaus Flappi: Im Programm des Mannheimer Planetariums ist für vieles Platz und für jeden etwas dabei.

Heute ist der Internationale Tag der Planetarien. Der wurde von der Internationalen Planetarium Society (IPS) in diesem Jahr erstmals auf den 7. Mai festgelegt. Das Datum liegt irgendwo in der Mitte zwischen zwei bedeutenden Tagen zur Planetariumserfindung. Denn schon am 31. Oktober 1923 wurde im Münchener Deutschen Museum einem handverlesenen Publikum der erste Sternenprojektor vorgeführt.

Aber erst im Mai 1925 kam ein großes öffentliches Publikum in den Genuss eines solchen Präzisionsinstruments, das von der Presse als "Das Wunder von Jena" bezeichnet wurde. Die Firma Zeiss hatte die Optik dafür gebaut. Nirgendwo sonst konnte zuvor ein solches künstliches Sternenspektakel gezeigt werden.

Der Sternenprojektor „Universarium“ kann unterschiedlichste Szenerien des Weltalls an die Kuppel des Planetariums werfen. Foto: Christian Gaier

"Es dauerte nicht sehr lange, bis auch bei uns in Mannheim ein Planetarium entstand", erklärt Christian Theis, Leiter des "neuen" Mannheimer Planetariums. Das erste Planetarium startete seine Vorführungen schon im März 1927 und befand sich im Unteren Luisenpark.

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Es war bezüglich der Anzahl der Sitzplätze größer als das heutige, im Jahr 1984 eröffnete Haus. 500 Sitzplätze hatte man damals, bis ein Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg das Gebäude schwer beschädigte. Heute verfügt das Mannheimer Planetarium, das sich an der Wilhelm-Varnholt-Allee am Ende der Autobahn 565 befindet, über 220, freilich wesentlich behaglichere und bequemere, schwenk- und kippbare Sesselplätze. Mit seiner pyramidenartigen Architektur ist es dort kaum zu übersehen.

Eine Ansicht der Erde mit den Lichtern amerikanischer Großstädte. Foto: Gaier

Die Planungen und der erste Teil der Bauzeit des Planetariums fielen in die Amtszeit des Oberbürgermeisters Wilhelm Varnholt, die Eröffnung durfte dann bereits sein Nachfolger Gerhard Widder nach einer etwa einjährigen Bauzeit übernehmen. Erste Überlegungen zu einem neuen Planetarium in der Quadratestadt gehen auf die Buga-Planungen zurück und wurden ganz wesentlich befördert durch den Mannheimer "Fernsehprofessor" Heinz Haber, der sich in Deutschland um die Vermittlung von Weltraumthemen verdient machte und der später in den USA enge Kontakte mit der Nasa unterhielt.

"Heinz Haber war ein Ur-Mannheimer und ein ganz wichtiger Motor für den Planetariumsbau, der immerhin etwa zehn Millionen Mark gekostet hat", betont Theis. Aber Haber wollte eigentlich noch mehr: nämlich ein Science-Center zur Weltraumfahrt und zur Astronomie mit Museumscharakter. Das war damals nicht durchsetzbar. Heinz Haber soll ein rechter Wissenschaftskauz gewesen sein. Bei der Buga 1975 soll er stets ein paar Bröckchen beinahe unbezahlbares Mondgestein in der Hosentasche gehabt und dort herumgezeigt haben.

Heute ist das Planetarium eine gemeinnützige, 100-prozentige Beteiligungsgesellschaft der Stadt Mannheim und beschäftigt elf Mitarbeiter, darunter vier Astrophysiker wie Theis selbst, sowie 30 temporäre Kräfte. Zu diesen zählt auch ein Produktionsteam, das die Themen der Vorführungen entwickelt und teilweise selbst produziert. Zwei bis drei Jahre Arbeit stecken in solch einem Programm. Neben den Eigenproduktionen werden auch externe Themen lizenziert und gezeigt. Ein Konsortium von Planetarien aus Deutschland entwickelt gelegentlich auch Themen gemeinsam, die dann untereinander verliehen werden. Auch besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Heidelberger Institutionen zur Astronomie.

Der Krebsnebel im Sternbild Stier. Foto: Gaier

"Aber Sachen selbst zu entwickeln, ist die Königsklasse. Der Aufwand bei der Herstellung von Astro-Themen wird allerdings zunehmend größer. Früher konnte man da noch mit Diaprojektoren arbeiten. Das ist weitgehend vorbei. Die Ansprüche des Publikums, auch der Grundschüler, wachsen kontinuierlich", sagt der Experte. "Grundschüler sind ein sehr wissbegieriges Publikum", so Theis. "Die trauen sich, einfach alles zu fragen. Bei Jugendlichen ist das anders. Da gibt es bereits die Angst, sich zu blamieren."

Planetarien sind eine deutsche Erfindung. In Deutschland soll es etwa zehn große Planetarien geben. Die nächstgelegenen befinden sich in Heilbronn und Stuttgart. Neben den astronomischen Themen beschäftigt man sich auch mit Raumfahrt. Der Mond, der Mars oder auch Science-Fiction-Themen werden gestreift. Und einmal, ja ein einziges Mal im Jahr 1997, fand man Eingang in einen "Tatort". In der 350. Folge "Tod im All" jagen die Ludwigshafener Kommissarin Lena Odenthal und ihr Kollege Mario Kopper einem Mörder hinterher, gespielt von Dietmar Schönherr. Da darf das Planetarium als Kulisse nicht fehlen. Am Ende aber entpuppt sich ein Wasserturm in einem Wald in der Pfalz als Ufo, das abhebt und verschwindet.

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