Petitionsausschuss schaut sich Radschnellweg an
"Ein Projekt voller Widersprüche" in der Feudenheimer Au - Stadt prüft Alternativtrasse

Von Olivia Kaiser
Mannheim. Engagierte Bürger wollen den Radschnellweg auf der sogenannten Buga-Trasse durch die Feudenheimer Au verhindern. Deshalb haben sie den Petitionsausschuss des baden-württembergischen Landtags angerufen, der am Freitag in Mannheim war, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Bevor sich die Ausschussmitglieder auf den Weg in die Feudenheimer Au machten, fand im Stadthaus eine Anhörung statt, bei der die Petenten ihre Argumente darlegen und sich Mitglieder von Stadtverwaltung, Buga-Gesellschaft sowie Vertreter von Umweltverbänden, des Regierungspräsidiums (RP) und des Verkehrsministeriums dazu äußern konnten.
Hans-Jürgen Hiemenz und Ulrich Schaefer haben die Petition ins Rollen gebracht. Die beiden Feudenheimer befürchten, dass der Radschnellweg inklusive 116 Meter langer Rampe und Brücke das Landschaftsschutzgebiet verschandelt und seltene Tier- und Pflanzenarten bedroht werden. Überhaupt sei ein Eingriff in ein Landschaftsschutzgebiet nur dann zulässig, wenn es keine Alternative gebe, betonte Hiemenz.
Ein weiteres Problem der Trassenführung ist für die beiden aber auch die Querung des Radschnellwegs über die stark befahrene Straße Am Aubuckel. "Da sind Konflikte programmiert", so Hiemenz. Durch die Ampel hätten Radfahrer durchschnittlich 40 Sekunden Wartezeit, der Autoverkehr staue sich vor allem in Stoßzeiten. Die Kosten von 6,5 Millionen Euro für eine Strecke von 1,7 Kilometern sei "eine Verschwendung von Steuergeldern".
Ein weiteres Problem sind die 26 Kleingärten, die dem Radschnellweg weichen müssen. Besonders brisant: Die Buga-Gesellschaft hatte bereits den Bau der neuen Kleingärten begonnen, bevor das Planfeststellungsverfahren genehmigt war. Daraufhin hatten Umweltverbände das RP angerufen, das die Einschätzung abgab, dass die Ersatzgärten im Landschaftsschutzgebiet nicht zulässig sind. Die Stadtverwaltung verhängte daraufhin einen Baustopp. Das Prüfungsverfahren läuft noch.
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Die Petenten plädieren für eine alternative Trassenführung am Rand der Au über die Feudenheimer Straße. So könnten die Kleingärten alle erhalten und die Feudenheimer besser an den Radschnellweg angeschlossen werden. Das sei allerdings nicht die vorrangige Intention des Trassenverlaufs, hielt der Konversionsbeauftragte Klaus-Jürgen Ammer dagegen. Es gehe vor allem darum, die Bewohner von Käfertal, Vogelstang und den neuen Wohngebieten Franklin und Spinelli, aber auch Viernheim und Weinheim anzubinden.
"Der Radschnellweg ist eine Querspange zu den Radverbindungen Darmstadt-Mannheim und Heidelberg-Mannheim", betonte er. Deshalb sei es auch nicht von Bedeutung, dass die Strecke nur 1,7 und nicht – wie sonst bei förderfähigen Radschnellwegen üblich – fünf Kilometer betrage.
Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach gab zu bedenken, dass die Radfahrer an der stark befahrenen Feudenheimer Straße im Abgasnebel unterwegs seien und man aus Sicherheitsgründen Rad- und Autoverkehr trennen wolle. Trotzdem: "Die Verwaltung wird prüfen, ob die Trasse an der Au vorbei eine Alternative ist", versprach Ammer.
"Das ist ein Projekt voller Widersprüche", erklärte BUND-Kreisvorsitzender Wolfgang Schuy. Als Naturschützer freue man sich natürlich über neue Radwege. "Doch hier haben wir einen Konflikt zwischen Radverkehr und Landschaftsschutz." Robert Hofmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sprach sich für die Buga-Trasse aus. Wenn man Radpendler aus Weinheim, Viernheim und Käfertal schnell in die Innenstadt führen wolle, sei der Schwenk über die Au nötig, denn entlang der B 38 könne man keinen Radschnellweg bauen. Die Alternativtrasse könne zudem nicht überall in der nötigen Breite ausgebaut werden.
Aufmerksam hörten sich die Ausschussmitglieder mit Berichterstatter Stephen Brauer (FDP) und seinem Stellvertreter Hermino Katzenstein (Grüne) an der Spitze alle Ausführungen an. "Es besteht ein hohes öffentliches Interesse, wir hatten noch nie so viele Anrufe bei einer Petition", erklärte Brauer. Allerdings sei es nicht die Aufgabe des Petitionsausschusses, eine Kommune in ihrer Gestaltungshoheit zu beschneiden oder Gemeinderatsbeschlüsse rückgängig zu machen. Denn der Gemeinderat hat die Trassenführung durch die Au bereits vor einem Jahr beschlossen.
Nichtsdestotrotz interessierte sich Katzenstein für den Vorwurf, dass die Stadträte zu einer übereilten Entscheidung über die Trasse gedrängt worden seien, da sie die Vorlage erst am Abend vor der Sitzung erhalten hatten. "Ich hätte das meiner Verwaltung um die Ohren gehauen", sagte er trocken. Man habe eine Vertagung beantragt, aber keine Mehrheit bekommen, informierte ihn Stadträtin Birgit Reinemund (FDP).
Nach der Anhörung schwangen sich die Ausschussmitglieder sowie die Vertreter der Behörden und Verbände aufs Fahrrad und radelten in die Feudenheimer Au. Eine Entscheidung wird bei solchen Vorortterminen aber noch nicht gefällt – bis sie kommt, wird auch noch einige Zeit ins Land gehen.