Mannheim/Ludwigshafen: Was tun, wenn’s brennt?
Eine Broschüre informiert bei industriellen Störfällen – Bei BASF-Unglück war Server der Stadt überlastet

Nach der Explosion bei der BASF in Ludwigshafen gestalteten Mannheim und Ludwigshafen die Störfallbroschüre. F.:dpa
Von Jan Millenet
Wie verhalte ich mich bei einem industriellen Störfall? Wo bekomme ich am schnellsten relevante Informationen her? Was soll ich auf keinen Fall machen? Wie alarmiert die Behörde? Fragen wie diese werden in einer neuen Störfallbroschüre beantwortet, die erstmals gemeinsam von den beiden Städten Mannheim und Ludwigshafen herausgegeben wird. Am Montag wurde sie vorgestellt.
Ein Termin, der zwar nicht aus gegebenem Anlass angesetzt war, denn die Broschüre wird alle fünf Jahre neu aufgelegt. Ein Termin aber, der von den schlimmen Explosionsereignissen bei der BASF in Ludwigshafen sozusagen eingeholt wurde. Aus diesem Grund startete die Pressekonferenz auch mit einer Schweigeminute für die beim Unglück Verstorbenen und Verletzten.
"Man kann nie zu viel informiert sein", sagte Mannheims Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht. Und das sollte über alle Kanäle passieren. Denn neben der Broschüre, die erste Verhaltensregeln bei Gefahrensituationen, aber auch wichtige Telefonnummern bereithält, gibt es in Mannheim und Ludwigshafen ein Sirenen-Alarmierungssystem, Warnungen über die kostenlosen Handy-Apps "Katwarn" und "NINA", über Lautsprecherdurchsagen von Polizei und Feuerwehr sowie über die Internetseiten der beiden Städte. Die Broschüre selbst wird in Mannheim ab Mittwoch, in Ludwigshafen ab Samstag an insgesamt 270.000 Haushalte verteilt.
"Wir haben durch die Ereignisse vor ein paar Tagen gesehen, wie wichtig es ist, die Bevölkerung schnell zu warnen", sagte der Feuerwehrdezernent der Stadt Ludwigshafen, Dieter Feid. Dass mehrere Informationskanäle durchaus notwendig sind, zeigte sich ebenfalls am Unglückstag Anfang vergangener Woche: Nach kurzer Zeit waren die Internetseiten der beiden Städte teilweise nicht mehr erreichbar. "Wir werden nachanalysieren, was gut gelaufen ist und was besser gemacht werden kann", sagte Feid.
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Auch Specht ging auf das Thema ein und erklärte, dass die Mannheimer Auswertung bezüglich der Internetzugriffe nach der Explosion ein neues Phänomen an den Tag gebracht hätte: "Zwei Stunden nach dem Ereignis hatten wir 1,9 Millionen Klicks", erklärte er.
Viele der Nutzer holten sich jedoch nicht nur bezüglich des Störfalls wichtige Informationen ein, sondern steuerten über die Internetseite auch Webcams an, um Bilder der Rauchwolke erspähen zu können. Der Stadtserver sei dadurch überlastet worden. Um so etwas künftig zu verhindern, könnte man einen Server vorschalten, der nur für die Sicherheit relevante Informationen bereithält, sagte Specht. So könnte einer Überlastung entgegengewirkt werden.
Der Mannheimer Feuerwehrmann Klaus Handermann, Abteilungsleiter Katastrophenschutz, appellierte an die Bevölkerung, sich die "Katwarn"- oder die "NINA"-App auf das Smartphone zu laden, die am Unglückstag beide durchgehend funktioniert hätten. "Und zum Informieren keinesfalls die Notrufnummer 112 anrufen, sondern die in der Broschüre aufgeführten Telefonnummern", sagte er. Sicherheitsdezernent Specht betonte hingegen die Wichtigkeit von Werksfeuerwehren, in die Unternehmen weiterhin investieren sollten. "Finger weg von Streichungen", mahnte er.
Die Störfallbroschüre, die in den nächsten Tagen an die Haushalte geht, ist eine abgespeckte Version mit sämtlichen für die Bevölkerung wichtigen Informationen. Eine große, für die Bürger weniger interessante firmenbezogene Version wird es voraussichtlich ab Frühjahr 2017 geben. 19 Unternehmen aus Ludwigshafen und 25 Unternehmen aus Mannheim beteiligen sich an der Broschüre. Sie ist in zehn Sprachen abgedruckt. Die umfangreichere Version beinhaltet zudem Informationen zu den beteiligten Firmen und der Art der von ihnen genutzten beziehungsweise gelagerten Gefahrstoffe.
Info: Unter den Rufnummern 0621/57086000 (Ludwigshafen) und 0621/2936370 (Mannheim) erhält man bei einem Störfall weitere Informationen, sollten Lautsprecher- und Radiodurchsagen nicht ausreichen.