Mannheim

Künstlerhaus "Zeitraumexit" ist ein "Ort der Inspiration und Begegnung"

Die Eröffnung der neuen Räume im Quadrat T6 fand am vergangenen Wochenende statt.

07.05.2024 UPDATE: 07.05.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Die Hinterhausatmosphäre besteht auch im neuen Domizil von Zeitraumexit in der östlichen Unterstadt. Foto: mpt

Mannheim. (mpt) Fast 20 Jahre lang war Zeitraumexit fest im Jungbusch verankert. Nun hat das Künstlerhaus und Soziokulturelle Zentrum im T 6-Quadrat am vergangenen Wochenende nach dem Umzug wieder eröffnet. Kleiner als zuvor, aber dafür mitten in der City. Mit Performance-Spaziergängen könnten Gäste die neue Umgebung erkundet. Bei der Einweihung wurde deutlich: Der Neuanfang kann auch für das eher unbekannte Viertel in der Innenstadt die Chance für ein kulturelles Aufleben sein.

Der Hinterhof-Charme ist geblieben. Klinkersteine, ein paar Kletterpflanzen, viele Besucher – von jungen Eltern mit Babys bis zu kulturinteressierten Senioren. Ein wenig fühlt man sich am Eröffnungswochenende an den Nachtwandel erinnert, nur bei Tag. "Die Hinterhof-Stimmung gehört zu uns, da kommen wir nicht raus", sagt die Künstlerische Leiterin Johanna Baumgärtel. Denn tatsächlich liegt eine anstrengende und aufwühlende Zeit hinter den Zeitraumexit-Betreibern.

Aufgrund der hohen Mietkostenbelastung und eines Dauerdefizits durch Fixkosten entschied man sich bereits vor einem Jahr für den Umzug. Erschwerend kam im vergangenen Frühjahr der Brand der unmittelbar benachbarten Kaufmannmühle hinzu. "Es waren Bilder wie aus einer amerikanischen Feuerwehrserie. Es bestand durchaus die Gefahr, dass die Flammen auf die Nachbarhäuser übergreifen", erinnert Oberbürgermeister Christian Specht, damals noch im Amt als Sicherheitsdezernat tätig.

Mit 20.000 Euro hat die Stadt den Umzug unterstützt, der auch einen Auszug aus dem geliebten "Busch" bedeutet. Genauso wie im Szeneviertel aber soll Zeitraumexit auch an neuer Spielstätte sinnstiftende Impulse geben und in den Stadtteil hineinwirken. "Es soll ein Ort der Inspiration, des Austauschs und der offenen Begegnung sein", sagt Baumgärtel über den neuen Standort in T 6 18, der einst eine Küferei war. Im als Technik-, Backstage- und Proberaum genutzten Keller erinnern ein Schacht und ein stillgelegter Schienenaufzug noch an die Produktion von Weinfässern. Auch ein Klavierbauer und die Deutsch-Kommunistische Partei (DKP) waren schon in den Gemäuern ansässig, die zuletzt als Künstleratelier genutzt wurden.

Mit 400 statt 800 Quadratmetern hat man sich flächenmäßig zwar halbiert, dafür soll mit Performance-Spaziergängen noch stärker als zuvor der öffentliche Raum erobert werden. "Das spielt auch aufgrund der kleineren Veranstaltungsräume eine größere Rolle", erklärt Geschäftsführer Frank Degler. Erste Kontakte in der neuen Nachbarschaft wurden schon geknüpft: Nicht nur zur nahezu angrenzenden Disco Zwei, die nur eine seit 2019 bestehende und mittlerweile sehr grüne Brachfläche trennt.

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Auch mit der Maria-Montessori-Schule seien Projekt-Kooperationen denkbar, genauso wie mit den Thai Bombs, eine asiatische Kampfsportschule. "Die wird von den coolen Türstehern besucht, sie machen sich auch für Selbstverteidigungskurse für Frauen stark. Es gibt hier ohnehin viele, ganz unterschiedliche Akteure und ein sehr interessantes Potenzial", findet Degler bereits Gefallen am neuen Viertel. Carl Benz baute im Jahr 1885 auf der anderen Quadratseite seinen ersten Patentmotor, die Geburtsstunde des Automobils, an die heute nur ein Hinweisschild und eine Kunst-Silhouette erinnern.

Zwischen Herschelbad, Nationaltheater (NTM) und Fressgasse erstreckt sich die östliche Unterstadt. Eine Wohngegend mit in die Jahre gekommenen Altbauten, aber auch ganz neuen, modernen Quartieren. Mit einfachen Kiosken und Kneipen samt Spielautomaten, mit Künstler-Galerien, Tonstudio und kleinen Imbiss-Restaurants. "Es ist eher unauffällig, aber aufgrund der Nähe zum NTM wohnen durchaus viele Künstler hier. Es gibt eine Resonanz", weiß Degler.

Mit dem Mofa-Verein (Mannheims Ort für Architektur) und dem Rat für Kunst und Kultur ziehen zumindest vorübergehend zwei weitere kreative Institutionen in die Räumlichkeiten mit ein. Ohnehin möchte man als Soziokulturelles Zentrum Verbindungen schaffen, Partizipation ermöglichen. Symbolisch werden den Besuchern von der Künstlerin Stefanie Trojan die Schnürsenkel miteinander verknotet, zwangsläufig kommt man so ins Gespräch. Wie auch bei den "Mitlaufgelegenheiten" zum Eröffnungswochenende, die eine neue Sichtbarkeit, und vielleicht ja auch ein neues Zusammenwirken im Viertel erzeugen.

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