Kathrin Sauerbrey hat im Capitol das Sagen
Mit einem Studentenjob hat sie beim Mannheimer Capitol begonnen - Und hat mittlerweile als "Hauschefin" die Fäden fest in der Hand - Trotz jeder Menge Stress weiß sie ihren Job zu schätzen

Eigentlich wollte Kathrin Sauerbrey mal in einem Verlag arbeiten oder schreiben. Doch ein kleiner Nebenjob während ihres Anglistik- und Germanistikstudiums veränderte das Leben der heute 33-Jährigen gewaltig. Nun ist sie die Veranstaltungsleiterin oder - wie es intern heißt - Hauschefin des Mannheimer Capitols. Sie sorgt im Hintergrund dafür, dass die Gäste zufrieden sind und das Personal reibungslos arbeiten kann. Ein Knochenjob, der viel Zeit in Anspruch nimmt und der eine gewisse Nervenstärke voraussetzt. Ihr erster Alleingang als frisch eingelernte Chefin endete sogar fast in einer Katastrophe.
Doch bis es zu diesem Erlebnis kam, durchlief Kathrin Sauerbrey quasi die komplette Jobpalette des Capitols. "Ich habe hier 2002 begonnen", erinnert sich die sympathische junge Frau. "Damals brauchte ich als Studentin einen Nebenjob." Den bekam sie im Capitol: als Servicekraft, am Einlass, an der Theke, an der Garderobe. "Der normale Studi-Aushilfsjob eben." Mit ihrer anschließenden Arbeit im Vorverkauf wurde sie zunehmend ins Geschäftsleben der Mannheimer Kulturstätte eingebunden. Die Arbeit als Barchefin folgte. Die Liebe der schon von klein auf Theaterbegeisterten zum Capitol wuchs immer weiter.
Zu dem Zeitpunkt war Kerstin Riehle Hauschefin. Die Schwester des Geschäftsführers Thorsten Riehle erwartete allerdings ein Baby und konnte die Aufgaben alleine nicht mehr stemmen. "Thorsten Riehle überlegte, dass jemand benötigt wird, der abends zu den Veranstaltungen da ist. Er fragte mich, ob ich das gemeinsam mit einer Freundin übernehmen wollte", erinnert sich Sauerbrey, die in Ladenburg aufgewachsen ist. Sie sagte zu - und übernahm von da an deutlich mehr Verantwortung.
Das Spannende an ihrem Job sei, so erzählt sie, dass eigentlich immer etwas dazwischenkommen kann, dass es unter Umständen chaotisch wird. "Das ist etwas, was ich normalerweise gar nicht haben kann. Ich habe gerne die Kontrolle über die Sachen", sagt die 33-Jährige lachend. Dieses Lachen verging ihr kurzzeitig bei ihrem Debüt als alleinige Hauschefin. Bülent Ceylan meldete sich an besagtem, katastrophalen Abend im Jahr 2006 mit seiner damals neuen Show "Halb getürkt" im Capitol an. Ebenso wie das ZDF, das den Auftritt filmen wollte. Mittendrin Kathrin Sauerbrey. "Ich hatte totale Panik." Und es dauerte keine halbe Stunde, dann musste die Show unterbrochen werden: Stromausfall.
"Das Haus war voll. Fernsehen, Gäste. In dem Moment musste ich am besten überall sein", erzählt die 33-Jährige lebhaft und wild mit den Armen gestikulierend. Wie kaschiert man das Malheur am besten vor den Besuchern und ist dabei immer gut gelaunt? "Doch die Gäste blieben cool, was vor allem auch an Bülent lag." Der Comedian nutzte den Stromausfall einfach zum Improvisieren, bis es weitergehen konnte. Einen zweiten kurzen Stromausfall und ein paar Stunden später erholte sich Kathrin Sauerbrey daheim nur langsam von dem Schock. Die Nerven flatterten immer noch. "Ich dachte mir, dass ich mir das mit dem Job vielleicht noch mal überlegen sollte. Ich bin Tausend Tode gestorben."
Sie überlegte aber nicht lange und blieb dabei. "Das gehört dazu", sagt das Organisationstalent heute. Und sie erklärt, warum sie trotz der Schrecksituation in ihrem Traumberuf angekommen ist: "Es ist die Magie kurz vor dem Beginn einer Veranstaltung. Wenn man die liebt, macht man immer weiter."
Die Aufregung hat sich in der Zwischenzeit zum großen Teil gelegt. Panikanfälle gibt es keine mehr. Kathrin Sauerbrey hat die Fäden fest in der Hand. Geht das Bier an der Bar aus, ruft man sie an und sie organisiert neues. Will das Management eines Künstlers über die Gage verhandeln, ist sie sofort zur Stelle. Sie kennt die Zeitpläne, weiß, was wann wo passiert. Die Hauschefin weiß aber auch, dass sie ein "tolles Team" hat, auf das sie sich zu hundert Prozent verlassen kann und das für sie und ihre Arbeit unverzichtbar ist. "Und das ist mein Lohn."
Manchmal kommt es sogar vor, dass Sauerbrey - sie nennt es ihre "Highlights" - selbst Gast im Capitol ist und sich entspannt zurücklehnen kann. Zum Beispiel bei Jan Delay vor einigen Jahren: "Da habe ich mich aber auf der Empore versteckt", sagt sie wieder lachend - um an diesem Abend ja nicht in ihre Arbeit gezogen zu werden. Kathrin Sauerbrey ist eben immer da, immer im Hintergrund. Und das mit ganzem Herzen. "Ich hänge an diesem ,Laden'."