Mannheim

Jeder kann Plastik vermeiden

Bei einer Hafenrundfahrt informierten sich die Passagiere über Kunststoffmüll im Wasser

27.07.2018 UPDATE: 29.07.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Die Hafenrundfahrt bot einen interessanten Blick auf die Industrieanlagen in Mannheim und Ludwigshafen vom Wasser aus. Foto: Gerold

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Hafenrundfahrten sind ein feiner Zeitvertreib: Man sitzt gemütlich an Deck, lässt sich den Wind um die Nase wehen und die Industrieromantik auf sich wirken. Von Wasser aus hat man einen ganz anderen Blick auf die Stadt und kann viel Neues entdecken.

Bei der Mannheimer Hafenrundfahrt, die Teil der Veranstaltungsreihe "17 Ziele an 17 Orten" des Eine-Welt-Forums und des Dachverbands Entwicklungspolitik Baden-Württemberg (Deab) ist, geht es aber weniger um maritimen Freizeitspaß, als um das ernste Thema Plastikmüll. Der findet sich nämlich längst nicht mehr nur in unseren Meeren, sondern auch in Flüssen wie Rhein und Neckar. Das werde vor allem nach einem Hochwasser deutlich, wenn dann der Plastikmüll in den Auen zurückbleibe, erklärt André Baumann (Grüne) vom Landesumweltministerium, während die MS Kurpfalz langsam Richtung Neckarspitze tuckert.

Lebt plastikfrei: Nadine Schubert. F.: vaf

Kunststoff ist vergleichsweise günstig in der Herstellung und deshalb ein beliebtes Verpackungsmaterial. Plastik findet sich aber auch in einer Vielzahl an Produkten - in Kleidung, Kosmetik oder Duschgel. Allein 50 Prozent des in Europa produzierten Kunststoffs stammt von der BASF in Ludwigshafen. Interessiert betrachten die Passagiere die imposanten Industrieanlagen des Chemiekonzerns, als das Ausflugsschiff Kurs auf die Konrad-Adenauer-Brücke nimmt. Plastik ist nur sehr schwer abbaubar, und kleinste Partikel gelangen ins Ökosystem. "Das nennt man Mikroplastik", erklärt Gabriele Radeke von Deab. Auch die ließe sich in Rhein und Neckar bereits nachweisen.

Wie man den Plastikkonsum ganz einfach einschränken kann, zeigt eine Schülergruppe des Mannheimer Ursulinen-Gymnasiums. Sie haben einen Kaffee-Mehrwegbecher in ihrer Schule eingeführt, den man für fünf Euro im Sekretariat kaufen kann. "Leider nutzen ihn noch nicht so viele Schüler", bedauert Marina Schmidl aus der 7c. "An der mangelnden Akzeptanz wollen wir noch arbeiten." Schätzungsweise 32.000 Einwegbecher gehen täglich in Mannheim über die Tresen, da hat das Schülerprojekt Vorzeigecharakter.

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Hintergrund

17 Ziele an 17 Orten ist eine Veranstaltungsreihe, die über die globalen Nachhaltigkeitsziele des Lands Baden-Württemberg informiert: 1. keine Armut, 2. kein Hunger, 3. Gesundheit und Wohlergehen, 4. hochwertige Bildung, 5. Geschlechtergleichheit, 6. sauberes

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17 Ziele an 17 Orten ist eine Veranstaltungsreihe, die über die globalen Nachhaltigkeitsziele des Lands Baden-Württemberg informiert: 1. keine Armut, 2. kein Hunger, 3. Gesundheit und Wohlergehen, 4. hochwertige Bildung, 5. Geschlechtergleichheit, 6. sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen, 7. bezahlbare und saubere Energie, 8. menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, 9. Industrie, Innovation und Infrastruktur, 10. weniger Ungleichheiten, 11. nachhaltige Städte und Gemeinden, 12. nachhaltiger Konsum und Produktion, 13. Maßnahmen zum Klimaschutz, 14. Leben unter Wasser, 15. Leben an Land, 16. Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen, 17. Partnerschaften zur Erreichung der Ziele. Die Hafenrundfahrt war die Veranstaltung zu Ziel 14. oka

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Eine Expertin für plastikfreies Leben ist Nadine Schubert. Sie hat darüber mittlerweile zwei Bücher geschrieben und gibt Tipps auf ihrem Internetblog. Während sie MS-Kurpfalz sich wieder auf den Weg zurück in den Neckar macht, gibt sie Tipps. So lässt sie sich mittlerweile an der Frischetheke im Supermarkt Käse in eine mitgebrachte Dose geben, kauft kein verpacktes Obst und Gemüse und stellt ihre eigenen Putz- und Waschmittel her.

2013 entschied sich die Mutter von zwei Kindern auf Plastik zu verzichten. "Es ist eine Umstellung, die mehrere Jahre dauert", erzählt sie. "Aber Lebensqualität haben wir deshalb nicht eingebüßt." Als Verbraucher habe man Macht, etwas zu verändern, gibt die Autorin zu bedenken: "Ihr Kassenzettel ist Ihr Stimmzettel."

Wie man Plastik vermeiden kann, interessiert Ronald Fiebig: "Da waren schon sehr gute Tipps dabei", sagt er. Allerdings sieht er nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Politik in der Pflicht: "Die EU muss einheitliche Regeln schaffen." Das findet auch Jutta Bender: "Ich kaufe schon längst kein verpacktes Obst und Gemüse mehr und verwende keine Plastiktüten. Aber es kann doch nicht die Lösung sein, dass ich auch noch meine eigene plastikfreie Seife herstellen muss. Vielmehr sollte es Seife ohne Weichmacher geben."

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