Italienische Nacht mit Feuerfontänen
Arien von Pucchini und Rossini bei "Schloss in Flammen".

Von Hans-Joachim Heinz
Mannheim. Kurfürst Carl Theodor war bekanntermaßen ein Freund der Musik, und der kurpfälzische Regent hätte daher seine helle Freude bei dieser "Notte Italiana" gehabt. Was da am Samstagabend bei der jüngsten Operngala "Schloss in Flammen" rund drei Stunden im Ehrenhof des Schlosses über die Bühne ging, war höchster Kunstgenuss. Dafür verantwortlich waren das Orchester des Nationaltheaters – erstmals unter der schwungvoll-leidenschaftlichen Leitung von Generalmusikdirektor Roberto Rizzi Brignoli – und dessen Solisten, die sichtbar mit viel Spielfreude das Publikum in ihren Bann zogen.
Wobei sich dieses keineswegs aus traditionellen Operngängern zusammensetzte. Manche wollten insbesondere das vom renommierten Pyrokünstler-Duo Renzo Cargnelutti und Thomas Fischer zu Gioachino Rossinis Ouvertüren "Der Barbier von Sevilla" und "Die diebische Elster" nach Partitur abgefeuerte Synchronfeuerwerk zum Abschluss genießen. "Die Oper ist nicht so mein Ding, ich bin hauptsächlich wegen des Feuerwerks hier", bekannte ein junger Mann, der mit seiner Freundin im Arm gebannt in den Himmel schaute und diese komplizierte Gesamtkomposition aus Himmel, Architektur und Musik bestaunte.
In einem Opernhaus wäre es schon alleine aus Respekt vor den Künstlern undenkbar, dass Besucher sich nach der Pause mit klingenden Gläsern einen Weg durch die Stuhlreihen zu ihrem Platz bahnen oder auch bereits während der Zugabe zum Ausgang streben. Aber das war auch der einzige kleine Kritikpunkt an dem von Oberbürgermeister Christian Specht eröffneten Freiluft-Event. "Der OB hat’s drauf, der könnte glatt weiter moderieren oder Stadionsprecher beim SV Waldhof werden", witzelte Comedian Christian "Chako" Habekost, der als Moderator gewohnt launig und mit viel Hintergrundinformationen durchs Programm führte. Hätten Sie etwa gewusst, dass Gaetano Donizetti seine Oper "Don Pasquale" gerade einmal in elf Tagen geschrieben hat oder Rossini mit 37 Jahren aufhörte, Opern zu komponieren und stattdessen Koch wurde?
Wie bei den vergangenen Auflagen – die beliebte Veranstaltung wird seit 2011 im Wechsel mit Schwetzingen ausgetragen – hatte Habekost zum Einstieg abgefragt, woher die Besucher kommen, und es waren erstaunlich viele "Außergewärtische" dabei. "Wie habt Ihr des hier riwwer g‘schafft?", rief er den linksrheinischen Besuchern angesichts der momentanen Brückenproblematik zu.
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Er begrüßte ausdrücklich das Auditorium auf den hinteren Picknickplätzen, das aber dank Video-Großprojektion auf der Bühne sowie moderner Ton- und Übertragungstechnik nicht benachteiligt wurde. Mit Klapptischen und -stühlen, Decken, Kerzenleuchtern, Speisen und Getränken angerückt, machte man es sich auf dem harten Boden des Ehrenhofs "bequem", wobei insbesondere eine Gruppe aus dem pfälzischen Böhl-Iggelheim stilecht in höfischen Gewändern für große Aufmerksamkeit und Bewunderung sorgte.
Mit der Ouvertüre zu Giuseppe Verdis weniger bekannten Oper "Alzira" begann der Abend, der seinen ersten Höhepunkt bei dem Gassenhauer der Klassik "La Donna è mobile" aus dem "Rigoletto" hatte. Der koreanische Tenor Sung Min Song, der schon in der "La Traviata" als Alfredo im Ersatz-Opernhaus Opal geglänzt hatte, erhielt erstmals Sonderapplaus. Der sich später sogar bei Giacomo Pucchinis "Nessun dorma" aus "Turandot" nochmals steigerte und bereits vor Ende der Arie einsetzte. Da hat das Nationaltheater einen würdigen Nachfolger für den abgewanderten Irakli Kakhidze gefunden.
Die anderen Solistinnen und Solisten Amelia Scicolone, Marie-Belle Sandis, die für die erkrankte Seunghee Kho spontan eingesprungene Athanasia Zöhrer, Evez Abdulla, Ilya Lapich und Bartosz Urbanowicz zeigten sowohl stimmlich als auch komödiantisch ebenfalls Top-Niveau. Und weil Rizzi Brignoli diese auch in Duetten, Terzetten, Quartetten und zum Abschluss des Hauptprogramms bei Rossinis "Rida a voi sereno il Cielo" aus "Der Türke in Italien" alle zusammen brillieren ließ, war viel Abwechslung auf der Bühne angesagt. Ganz klar, dass die schon traditionelle Zugabe "Pomp and Circumstance March No. 1", die zurecht als heimliche englische Nationalhymne bezeichnet wird, ein würdiger Abschluss der Gala war.
Leider wohnten dieser nur rund 2300 Besucher bei. Aber die dunklen Regenwolken am Nachmittag hatten offenbar Kurzentschlossene am Besuch gehindert. Sie haben etwas verpasst.
