Erster "Park(ing) Day" verbannte Autos aus einem Teil der Fressgasse
Stadtverwaltung hat Sperrung genehmigt - Einzelhandel kritisierte die Aktion

Beim ersten Park(ing) Day in Mannheim wurden Parkplätze zu Aufenthaltsorte für Menschen umgestaltet. Foto: Gerold
Von Volker Endres
Mannheim. Hochbeete in der Fressgasse? Liegestühle, wo sich sonst Stoßstange an Stoßstange entlang schiebt? Beim ersten "Park(ing) Day" in Mannheim probten acht Organisationen eine alternative Welt und sperrten die Fressgasse zwischen P 1/Q 1 und P 3/Q 3 - für den Autoverkehr. "Wir wollen zeigen, was für tolle Sachen man im öffentlichen Raum machen kann, wenn die Autos weg sind", erklärte Markus Schlegel als federführender Veranstalter. Schließlich sei das Automobil eine unfassbar ineffektive Maschine, die 95 Prozent der Zeit nur herumstehe und Platz belegt. Viel Platz. "Ich kenne die Zahlen von Mannheim nicht, aber in Heidelberg entspricht der Stellplatz der Autos dem Wohnraum von 14.000 Menschen und das in Zeiten von Wohnungsnot", rechnete Felix Berschin vom Verkehrsclub Deutschland vor.
Auch Bertram Fischer freute sich über den Freiraum. Der Softwareentwickler hat das Konzept der Mikrolandwirtschaft nach Mannheim gebracht und hat nun Hochbeete entwickelt, die beispielsweise auf Firmenparkplätzen oder auch innerstädtischen Flächen aufgestellt werden könnten. "Wir wollen damit zeigen, in welche Richtungen man denken kann." Die Richtung ist für Organisator Schlegel klar: "Unser Ziel ist eine autofreie Innenstadt."
Der Park(ing) Day sei ein Schritt dorthin. Autofahren soll in den Quadraten unattraktiv werden. Deshalb habe man das aus Amerika importierte Konzept auch ein wenig modifiziert. Denn eigentlich sollten lediglich die Parkflächen bespielt werden. Genau 22 sollten das in Mannheim sein, "aber dann haben wir uns gedacht, dass man auch gleich die ganze Fressgasse für den Autoverkehr sperren kann und haben das beantragt." Mit spürbaren Auswirkungen. "Die Leute haben alle ein Lächeln im Gesicht. Nur die Autofahrer sind verärgert, aber die sind mir egal", erklärt Schlegel.
Weder diese Haltung, noch dass die Stadtverwaltung die Sperrung genehmigt hat, konnte Lutz Pauels von der Werbegemeinschaft Mannheim-City als Vertreter des Einzelhandels verstehen: "Normalerweise ist es guter Brauch, dass solche Veranstaltungen im Konsens besprochen werden. Die Sperrung der Fressgasse hat uns überrascht." Dabei fand das ursprüngliche Konzept mit viel Grün auf den Parkflächen durchaus seinen Beifall. "Aber davon ist in Mannheim nichts zu sehen."
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Auch bei einigen Passanten und Einzelhändlern kam die Aktion nicht übermäßig gut an. "Ich finde, das ist ziemlich übertrieben", befand Rentner Klaus Geschwill aus Neuhermsheim, während Alex Fuessel vom Südlandhaus an der Fressgasse gar über einen "Anschlag auf den stationären Einzelhandel" in der Innenstadt klagte. "So etwas steht nur dem Amazon-Kunden erfolgreich zur Seite."