Lichtspektakel am Himmel

Polarlichter auch über der Region deutlich sichtbar (plus Fotogalerie)

Leser aus Heidelberg, dem Odenwald und Sinsheim schickten der RNZ ihre Aufnahmen des nächtlichen Spektakels.

10.05.2024 UPDATE: 11.05.2024 11:39 Uhr 3 Minuten
Die Polarlichter am Himmel über dem Turm der Bartholomäuskirche in Wieblingen. Foto: Tobias Neureuther / zg

Heidelberg. (msc/jam/stk) Die Polarlichter sind ein Spektakel, dass man zwar aus dem Norden kennt, in unserer Region aber eigentlich nicht zu Gesicht bekommt. Doch an diesem Wochenende ist das anders. Experten rechneten damit, dass Samstag und Sonntag sogar über Baden-Württemberg das Naturspektakel zu sehen sein kann.

So kam es dann auch: In Heidelberg, aber auch über dem Odenwald, in Wiesloch und bei Sinsheim sahen unsere Leser die Lichter und machten einige Schnappschüsse.

Der stärkste Sonnensturm seit 20 Jahren hat dem Odenwald farbenfrohe Polarlichter beschert. Der größtenteils wolkenfreie Himmel und die mondlose Dunkelheit schufen fast ideale Voraussetzungen für die Beobachtung der nächtlichen Lichtershow.

"Auslöser dieses sehr starken geomagnetischen Sturms waren mehrere koronale Massenauswürfe auf der Sonne", weiß RNZ-Leser Ralf Mittelstaedt aus Buchen. Sie entstammen einem komplexen Sonnenfleck-Cluster, das etwa 17-mal so groß wie der Durchmesser der Erde und mit bloßem Auge sichtbar sein soll. Ein Schutz wie eine Sonnenfinsternisbrille ist dabei natürlich Pflicht. Mittelstaedt, der das himmlische Spektakel vom Buchener Wartturm aus verfolgte, berichtet, dass die erste Schockfront die Erde am Freitag gegen 19 Uhr erreichte.

Der Hardheimer Fotograf Frank Herberich hatte sich beim Schlempertshof auf die Lauer gelegt, um etwa zwei Stunden nach Mitternacht das Naturschauspiel per Langzeitbelichtung (25 Sekunden) einzufangen. Damit das gelingen kann, braucht es nicht nur viel Geduld: "Ein Stativ ist bei dieser Belichtungszeit Pflicht, um das Bild vor Verwacklungen zu schützen. Der Ort soll dunkel sein, mit wenig Lichtverschmutzung", weiß Frank Herberich.

Der eine schlug sich die Nacht um die Ohren, für den anderen kam das Naturschauspiel ganz überraschend – aber dafür umso schöner daher. Das gute alte Radio war es, das in der Nacht zum Freitag einen RNZ-Leser auf das aufmerksam machte, was da in der Nacht in Süddeutschland für beeindruckend schöne Momente sorgte. Beim Frühlingsfest-Shuttleservice für den Nachwuchs berichtete nebenbei der SWR-Late-Talker von den Polarlichtern, die vor allem im Norden Baden-Württembergs zu sehen sein sollen. Und er sollte nichts Falsches prophezeit haben. Aus den mit bloßem Auge wahrnehmbaren weißen Streifen am Nachthimmel wurde nach dem Fotografieren ein pinkfarbenes Spektakel, wie in Aglasterhausen. Fotograf Philipp Hausch verzichtete auf Schlaf, um seinen Lieblingsbaum ins rechte Polarlicht gerückt zu wissen, sein Kollege Stefan Weindl nahm den Katzenbuckel in den Fokus und RNZ-Leser Horst Schnörer fing den bunten Himmel über dem Tempelhaus in Neckarelz ein.

Aurora borealis, so heißen die Polarlichter eigentlich. Sie werden von der Sonne hervorgerufen, allerdings nicht von ihrem Licht. Es ist der Sonnenwind, der sie in unsere Atmosphäre malt: Kleine, geladene Teilchen werden bei Eruptionen von der Sonne ausgestoßen und bringen Atome bei uns zum Leuchten. Der Sonnenwind, der wie ein Pinsel den Himmel berührt, entsteht durch heftige Eruptionen auf der Sonnenoberfläche. Diese Sonnenstürme schicken nicht nur Licht, sondern auch Materie zur Erde: elektrisch geladene Elektronen und Protonen. Ohne das Magnetfeld der Erde wären wir einem ungemütlichen Hagel dieser energiegeladenen Partikel ausgesetzt. Doch das Erdmagnetfeld lenkt die elektrisch geladene Teilchenstrahlung aus dem Weltraum zu den Polen hin ab. Was ohne Erdmagnetfeld nicht gerade schön wäre, entfaltet – eingefangen mit Kamera oder Smartphone – erst richtig ihren Reiz. Dafür kann man sich schon mal die Nacht um die Ohren schlagen.

Update: Samstag, 11. Mai 2024, 11.38 Uhr


Polarlichter über Baden-Württemberg möglich

Heidelberg. (dpa) Polarlichter über Baden-Württemberg: In den kommenden beiden Nächten könnten die spektakulären Leuchterscheinungen am Himmel zu sehen sein, wie Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg am Freitag mitteilte. Je nördlicher man sei, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, sie zu erblicken. Im Odenwald stehen die Chancen demnach besser als am Bodensee.

In der Nacht zu Samstag waren die Polarlichter unter anderem in Freiburg zu sehen. Auch anderswo in Baden-Württemberg gab es in der Nacht sehr gute Chancen, die Polarlichter zu bemerken, sagte ein Experte vom Deutschen Wetterdienst. Cirrus-Schleierwolken über dem ganzen Bundesland haben demnach dazu beigetragen. Diese sind laut Wetterexperten nämlich so dünn, dass die Polarlichter durchscheinen konnten.

Verantwortlich für das oft grünliche oder rötliche Leuchten sind sogenannte Sonnenstürme. Dabei werden elektrisch geladene Teilchen von der Sonne weggeschleudert. Geschieht dies in Richtung Erde, können die Teilchen bei uns ankommen. Treten sie in die Erdatmosphäre ein, kommt es zum Leuchten. Liefke sagte, es gebe natürlich keine Garantie, dass man etwas sehe - es bestehe aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit.

Mit einem Trick könne man das Naturphänomen unter Umständen sichtbar machen: "Normalerweise reicht es, ein Handy auf die Fensterbank zu legen", hatte Liefke Ende März erklärt. Dann müsse man so lange belichten, wie es geht. Dabei sollte es so dunkel wie möglich sein. Auch eine freie Sicht nach Norden ist wichtig. "Auf dem Foto kommen dann meistens schon die Farben raus", so Liefke. Und das, obwohl am Himmel gar keine Farben oder nur ein farbloser Schleier zu sehen ist.

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