Pendler klagt über fehlende Züge nach Stuttgart
Er beklagt Streichung direkter Nahverkehrsverbindungen in den Großraum Stuttgart.

Von Carsten Blaue
Heidelberg. Das Verkehrsministerium ist zufrieden. Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag habe der Nahverkehr in vielen Regionen des Landes gewonnen. So soll es mit brandneuen Zügen von Mannheim nach Mainz im Halbstundentakt gehen, von Mannheim nach Bensheim immerhin stündlich. Die Infrastruktur werde damit ausgereizt, sagt das Ministerium. Offenbar ist die Infrastruktur an anderen Stellen nicht so leistungsstark. Und sicher ist, dass auch bei diesem Fahrplanwechsel nicht alle Kunden gewinnen. "Das Land hängt Heidelberg wieder ab", sagt Bahn-Pendler Marcus Schrenk.
Er beklagt, dass es ab jetzt nur noch einen durchgehenden Zug von Heidelberg nach Ludwigsburg gebe, und zwar morgens vor 6 Uhr. "Wer will denn so früh aufstehen?", fragt Schrenk im Gespräch am Telefon. Das Land schaffe jedenfalls alle anderen durchgehenden Nahverkehrsverbindungen zwischen dem Rhein-Neckar-Raum und Stuttgart auf den beiden Strecken über Heilbronn oder über Mühlacker und Bruchsal ab. Und das tangiert dann eben auch den Halt in Ludwigsburg. Dabei, so Schrenk, habe das Land versprochen, ab 2021 eine durchgehende Verbindung über Heilbronn zu schaffen. Dieses Versprechen habe das Verkehrsministerium gebrochen und vertröste auf die Zeit nach der Vollendung von "Stuttgart 21".
Schrenk beklagt die ohnehin schon schlechte Verbindung. Auf dem Weg nach Ludwigsburg habe man bis zu 21 Minuten Umsteigezeit in Heilbronn. Viel zu viel angesichts der ohnehin langen Streckenführung. Zurück nach Heidelberg sei es aber noch viel schlimmer. Da habe man drei Minuten, und wenn man den Anschlusszug verpasst, müsse man mit der S-Bahn über Sinsheim fahren: "Da kommt man statt abends in der Nacht nach Hause." Und jetzt sei die bessere Verbindung über Mühlacker und Bruchsal auch noch weg. Auch hier müsse man nun immer umsteigen.
Schlechte Alternativen für Schrenk: Mit dem Auto fahren. Oder mit dem Intercity nach Stuttgart und dann wieder ein Stück zurück nach Ludwigsburg. "Das ist nicht nachhaltig. Und ich zahle den vollen Zuschlag für überfüllte Züge", so der Kunde aus Heidelberg. Für ihn ist klar: Es müssen wieder direkte Nahverkehrsverbindungen zwischen der Rhein-Neckar-Region und dem Großraum Stuttgart her. Das Mindeste sei aber eine Anschlussgarantie in Heilbronn. Es nütze wenig, wenn Heidelberg versuche, durch den ÖPNV-Ausbau klimaneutraler zu werden, das Land gleichzeitig aber den regionalen Nahverkehr verschlechtere und die Menschen ins Auto dränge.
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Auf Anfrage macht das Verkehrsministerium vor allem die "mangelhafte Betriebsqualität auf der Frankenbahn" (fährt von Würzburg über Heilbronn und Ludwigsburg nach Stuttgart und wird von "Abellio" betrieben) dafür verantwortlich, dass es keinen durchgehenden Regionalzug von Stuttgart über Heilbronn nach Mannheim gibt. So habe man die Linie in Heilbronn wieder "brechen" müssen.
Sollte sich die Pünktlichkeit substanziell verbessern, werde geprüft, die durchgängige Verbindung wieder einzurichten, so ein Ministeriumssprecher. Wegen "Stuttgart 21" und dem großen Programm von "DB Netz" bei Instandhaltungen in den vergangenen Jahren leide die Frankenbahn bis heute an der schlechten Qualität. Die von Schrenk angesprochene Direktverbindung jetzt also wieder anzubieten, würde viele Fahrgäste "verprellen".
Die direkte Verbindung über Mühlacker und Bruchsal sei aufgegeben worden, um in Mühlacker einen schnellen Anschluss an den Interregio nach Stuttgart herzustellen. Für viele Fahrgäste würde sich so die Fahrzeit reduzieren. Trotz des Umsteigens. Gleichzeitig solle damit die Betriebsqualität verbessert werden, die seit Jahren auf der Residenzbahn (Karlsruhe-Pforzheim-Stuttgart) nicht zufriedenstellend sei und ebenfalls häufig von den Fahrgästen moniert werde, so der Sprecher.
Eine durchgängige Verbindung von Heidelberg nach Ludwigsburg werde es also erst mal nicht geben, da diese "qualitativen und verkehrlichen Zielen hinsichtlich stabiler Verbindungen von anderen Fahrgästen" entgegenstehe. Sprich: Es gibt Fahrplankonflikte, die sich ohne größere Härten für andere Fahrgäste nicht auflösen lassen. Die Anschlüsse in Heilbronn hätten in den letzten Jahren aber meist "relativ gut" funktioniert, so der Sprecher.