10.000 Solarmodule auf 50.000 Quadratmetern Dachfläche
Die größte Aufdach-Solaranlage Deutschlands steht jetzt in Ladenburg. Das spart jedes Jahr 1800 Tonnen CO₂.

Von Axel Sturm
Ladenburg. "Wir haben am Standort 50.000 Quadratmeter Hallenfläche – aber auch 50.000 Quadratmeter Dachfläche", sagte Alen Petrusic im Ladenburger Industriegebiet. Und diese 50.000 Quadratmeter ließen sich nutzen. Petrusic ist Standortleiter des Logistikunternehmens Neska, das eine Tochter der Kölner HGK-Gruppe ist, und präsentierte am gestrigen Donnerstag nicht ohne Stolz die Dächer der Neska-Lagerhallen. Denn dort, in 20 Metern Höhe, befindet sich Deutschlands größte Aufdach-Solaranlage. Die Anlage entstand in Kooperation von HGK und dem Kölner Energieversorger RheinEnergie und erzeugt ab jetzt Ökostrom.
Erst seit 2021 ist der Neska-Standort in Betrieb. Schon bei der Planung 2017 habe Leiter Petrusic die Idee gehabt, Ladenburg zur ökologischsten Niederlassung zu machen. Die Finanz-Abteilung der HGK-Logistikgruppe segnete das ab, die Stadt Ladenburg freute sich. In den Hallen lagern unter anderem Rohstoffe für Pharma- und Chemieunternehmen in der Region. Auf den Dächern der insgesamt drei Hallen erzeugen nun 10.000 Solarmodule Strom. Das sorgt jährlich für eine Einsparung von 1800 Tonnen CO2.
Installiert hat die große Fotovoltaik-Anlage das Hirschberger Unternehmen Goldbeck Solar. Geschäftsführer Joachim Goldbeck ließ sich die Einweihung nicht entgehen. Er sprach von einem "erfreulichen Tag für die Umwelt". Demnach sei die Anlage dafür ausgelegt, rund 3,6 Gigawattstunden Ökostrom zu erzeugen – das entspreche einer Versorgungsleistung von rund 1020 Haushalten. Etwa zwei Drittel des so erzeugten Stroms werden demnach in das regionale Netz eingespeist.
Ein Teil der Fotovoltaikanlage speist den Strom direkt in das Neska-Logistikzentrum ein. Die Rede ist dabei von einer Fläche mit einer Leistung von rund 750 Kilowatt Peak. Der Rest der mit Solarmodulen bestückten Dachfläche hat eine Leistung von knapp drei Megawatt Peak. Diesen Teil der Anlage nutzt der Kölner Energieversorger RheinEnergie. Dafür hat das Unternehmen auch einen Zuschlag der Bundesnetzagentur bekommen. Die Kölner RheinEnergie will bis 2035 ihre gesamte Strom- und Wärmeversorgung dekarbonisieren. Deswegen investiert sie in Fotovoltaik-, aber auch Windkraftanlagen. Die Ladenburger Anlage ist auch für den Energieversorger die bislang größte. Vertriebsvorstand Achim Südmeier betonte bei der Einweihung stolz, dass es aber nicht nur die größte Aufdach-Fotovoltaikanlage des Unternehmens, sondern ganz Deutschlands sei. "Das Projekt ist ein Glücksfall für alle Beteiligten", meinte Südmeier.
Neska-Geschäftsführer Markus Krämer fand: "Angesichts der rapide steigenden Energiekosten suchen Unternehmen dringend nach Möglichkeiten, ihre Energieversorgung in die eigenen Hände zu nehmen – in Ladenburg ist dies gelungen." Krämer sprach von einer Win-Win-Situation. Das Projekt sei betriebswirtschaftlich sinnvoll für die Logistikgruppe, und gleichzeitig werde Gutes für die Umwelt getan.
Der Vorstandsvorsitzende der HGK-Gruppe Uwe Wedig und die HGK-Aufsichtsratsvorsitzende Susana dos Santos-Hermann fanden, dass Ladenburg ein perfekter Standort sei. Dort habe man nicht nur 80 Arbeitsplätze geschaffen, sondern eine Vision umgesetzt. "Wir haben bei HGK eine gewisse Vorreiterrolle übernommen", sagte Wedig mit Blick auf die Anlage. "Dass wir dies umsetzen konnten, ist der Kooperation von HGK und RheinEnergie zu verdanken." Man habe in Ladenburg nicht gewartet, sondern sei selbst vorangegangen.
Davon überzeugten sich bei der Einweihung der Anlage nicht nur Unternehmensvertreter, auch die Landtagsabgeordnete Fadime Tuncer (Bündnis90/Die Grünen) machte sich ein Bild von der Anlage. Sie sah "eine tolle Botschaft" in dem Projekt und zeigte sich beeindruckt beim Blick auf die 10.000 Solarmodule.