Studierende finden Hochschulen attraktiver als die Stadt
56 Prozent der Befragten können sich aber vorstellen, Mannheim und der Region treu zu bleiben.

Von Volker Endres
Mannheim. Weil Standortbindung schon früh beginnt, hat sich die Stadt bereits vor zwölf Jahren auf den Weg gemacht und befragt Studierende nach ihren Bedürfnissen, um sie langfristig als Fachkräfte für Mannheim und die Metropolregion zu gewinnen. Insgesamt 808 Studierende von Universität, Hochschule und Dualer Hochschule haben sich an der Umfrage beteiligt. Die Ergebnisse sind positiv – zumindest auf den ersten Blick.
Über 30.000 angehende Akademiker sind Teil der Stadtgesellschaft. Sie alle waren dazu aufgefordert, Mannheim in den Bereichen Wohnen, Studieren, Ausgehen und Arbeiten zu bewerten. "Gerade nach der Pandemie sind diese Daten für uns eine wichtige Informationsquelle", erklärte Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch (CDU) den Hintergrund der Umfrage, die das Spiegel-Institut im Auftrag des Fachbereichs für Wirtschafts- und Strukturförderung durchgeführt hat. Demnach wird die Stadt von den jungen Menschen – das Durchschnittsalter der Befragten lag knapp über 22 Jahren – als "lebendig, divers und weltoffen" wahrgenommen.
Weniger in Verbindung gebracht werde Mannheim hingegen mit Begriffen wie glamourös, romantisch oder naturnah. Damit kann Grötsch leben. "Gerade in Sachen ,naturnah’ machen wir aber mit der Buga gerade einen wichtigen Schritt", verwies er auf die Nachhaltigkeit der aktuellen Großveranstaltung. Grötsch stieß sich lediglich an der Einschätzung, dass Mannheim nicht als besonders friedlich eingestuft worden ist. "Wir empfinden uns durchaus als friedliche Stadt."
Und eine mit guten akademischen Möglichkeiten. Für zwei Drittel der Befragten war Mannheim als Studienort die erste Wahl. Der gute Ruf der Hochschulen spielte dabei die größte Rolle. Und immerhin mehr als die Hälfte der Befragten (474) sind junge Leute, die eigens für das Studium nach Mannheim oder in die Metropolregion zogen. Drei Prozent wohnen in Heidelberg und fünf Prozent in Ludwigshafen.
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Dabei ist der Großteil überwiegend zufrieden mit der Wohnsituation vor Ort. Und, ebenfalls wichtig für die Verwaltung: Bis zu 72 Prozent der Studierenden verbringen auch die Wochenenden in Mannheim. Ein Fingerzeig für das offensichtlich zufriedenstellende Angebot an Abendveranstaltungen.
Mit der Antwort auf die entscheidendste Frage waren Grötsch und die Mitarbeiter des Fachbereiches nicht ...
Von Volker Endres
Mannheim. Weil Standortbindung schon früh beginnt, hat sich die Stadt bereits vor zwölf Jahren auf den Weg gemacht und befragt Studierende nach ihren Bedürfnissen, um sie langfristig als Fachkräfte für Mannheim und die Metropolregion zu gewinnen. Insgesamt 808 Studierende von Universität, Hochschule und Dualer Hochschule haben sich an der Umfrage beteiligt. Die Ergebnisse sind positiv – zumindest auf den ersten Blick.
Über 30.000 angehende Akademiker sind Teil der Stadtgesellschaft. Sie alle waren dazu aufgefordert, Mannheim in den Bereichen Wohnen, Studieren, Ausgehen und Arbeiten zu bewerten. "Gerade nach der Pandemie sind diese Daten für uns eine wichtige Informationsquelle", erklärte Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch (CDU) den Hintergrund der Umfrage, die das Spiegel-Institut im Auftrag des Fachbereichs für Wirtschafts- und Strukturförderung durchgeführt hat. Demnach wird die Stadt von den jungen Menschen – das Durchschnittsalter der Befragten lag knapp über 22 Jahren – als "lebendig, divers und weltoffen" wahrgenommen.
Weniger in Verbindung gebracht werde Mannheim hingegen mit Begriffen wie glamourös, romantisch oder naturnah. Damit kann Grötsch leben. "Gerade in Sachen ,naturnah’ machen wir aber mit der Buga gerade einen wichtigen Schritt", verwies er auf die Nachhaltigkeit der aktuellen Großveranstaltung. Grötsch stieß sich lediglich an der Einschätzung, dass Mannheim nicht als besonders friedlich eingestuft worden ist. "Wir empfinden uns durchaus als friedliche Stadt."
Und eine mit guten akademischen Möglichkeiten. Für zwei Drittel der Befragten war Mannheim als Studienort die erste Wahl. Der gute Ruf der Hochschulen spielte dabei die größte Rolle. Und immerhin mehr als die Hälfte der Befragten (474) sind junge Leute, die eigens für das Studium nach Mannheim oder in die Metropolregion zogen. Drei Prozent wohnen in Heidelberg und fünf Prozent in Ludwigshafen.
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Dabei ist der Großteil überwiegend zufrieden mit der Wohnsituation vor Ort. Und, ebenfalls wichtig für die Verwaltung: Bis zu 72 Prozent der Studierenden verbringen auch die Wochenenden in Mannheim. Ein Fingerzeig für das offensichtlich zufriedenstellende Angebot an Abendveranstaltungen.
Mit der Antwort auf die entscheidendste Frage waren Grötsch und die Mitarbeiter des Fachbereiches nicht ganz zufrieden. So können sich immerhin 56 Prozent der Befragten vorstellen, der Region nach dem Studium die Treue zu halten. 41 Prozent gaben allerdings an, die Kurpfalz nach dem Abschluss definitiv wieder verlassen zu wollen. "Der Wert ist zu hoch", so Grötsch, auch wenn die Rückkehr zur Familie dabei als häufigster Grund genannt worden ist. Zweithäufigste Begründung war die vielsagende Aussage: "Ich mag Mannheim nicht", was unter anderem Stadtbild, Nachbarschaft, Naherholungsmöglichkeiten und Fahrradinfrastruktur mit einschließt.
Was Christiane Ram als Fachbereichsleiterin hingegen freute, war die Aussage, dass die Studierenden Mannheim als starke Wirtschaftsmetropole wahrnehmen. "Das ist unsere Basis für Standortsicherheit." Ebenso wie die gute Verkehrsanbindung der Stadt, die ebenfalls von zwei Dritteln der Befragten positiv hervorgehoben wurde. Im Wohnungsangebot gebe es hingegen noch reichlich Luft nach oben, so Simon Leichtweiß und Alexander Zeder, die für das Spiegel-Institut die ausgewerteten Daten präsentierten. Nur acht Prozent deuteten eine Zufriedenheit mit dem Wohnungsangebot an.
Obwohl die Wirtschaftsförderung auf ihre Aktivitäten an den Hochschulen verwies: Nur 22 Prozent der 316 jungen Menschen, die sich vorstellen können, nach dem Studium ein Unternehmen zu gründen, gaben an, dass sie Beratungsangebote für Existenzgründer kennen. Auch wenn das eine erhebliche Verbesserung gegenüber der letzten Erhebung vor zwei Jahren (18 Prozent) bedeutet, sagte Ram: "Hier müssen wir besser werden." Alles in allem gebe die Befragung die Potenziale eines Hochschulstandorts gut wieder, ergänzte Grötsch, der sich aber auch einen besseren Vergleich mit anderen Kommunen wünscht: "Aktuell sind wir die einzige Stadt mit einer solchen Erhebung."