Heddesheim

Für die Wasserrettung in der ganzen Region

In Heddesheim bekam die DLRG ein neues Fahrzeug. Der moderne Transporter ist ausgestattet mit der Ausrüstung der Rettungstaucher.

25.04.2022 UPDATE: 26.04.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 26 Sekunden
Freuen sich über den neuen Sprinter: Rettungstaucher Thomas Feike (l.) und DLRG-Einsatzleiter Tobias Johe. Foto: Kreutzer

Von Günther Grosch

Heddesheim/Rhein-Neckar. "Es sind furchtbare Bilder, die einen nicht mehr loslassen": Thomas Feike weiß, wovon er spricht. Von einem Auto, das vor vier Jahren samt seiner beiden Insassen von der Fähre zwischen Edingen-Neckarhausen und Ladenburg in den Neckar rollte. Von zwei im Mannheimer Mühlauhafen vermissten Kleinkindern. Von einem Mädchen, das im Vorjahr im Vogelstangsee ertrank. Sowie von einem Großvater, der abends noch einmal ins Wasser ging und nicht wieder auftauchte. "Nicht nur Flüsse, sondern auch Badeseen können lebensgefährlich sein", sagt Feike. Er ist seit 40 Jahren ehrenamtlicher Rettungstaucher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Heddesheim. Diese bekam jetzt für ihre Einsätze an Flüssen und Seen in der Region eine neue technische Unterstützung: einen umgebauten und bestens ausgerüsteten Mercedes-Sprinter.

Das Land und Sponsoren trugen zur Anschaffung bei

Der Sprinter hat einen 190-PS-Motor, Allradantrieb und ist 100.000 Euro wert. Eine moderne Blaulichtanlage, mehr Raum für die Ausrüstung sowie Reservesauerstoffflaschen, Ladehalterungen für Funkgeräte und Taschenlampen sowie die Möglichkeit der Außenbeleuchtung komplettieren die Ausrüstung und vereinfachen die Arbeit der Lebensretter enorm. Der Transporter, der im Fachjargon "Wasserrettungsfahrzeug Tauchen (WRF-T)" heißt, ist zudem besser gedämmt. Vor zwei Jahren habe man einen Einsatz in der Silvesternacht gehabt, bei dem bei Minusgraden getaucht werden musste. Da sei man als Taucher froh, wenn man in der Vorbereitung wertvolle Kräfte schonen könne, so Einsatzleiter Tobias Johe.

"Der Heddesheimer Tauchtrupp rückt immer dann aus, wenn es im Bereich des Wasserrettungsdienstes Nordbaden zu einem Wassernotfall kommt", erklärt Pressesprecher Lucas Bréhéret. Per Melder würden die 15 Einsatzkräfte alarmiert, wenn ein Mensch am oder im Wasser in Not geraten ist. Dann müssen sie abtauchen – wenn es sein muss, unter Eis, bei Strömung oder bei Dunkelheit. Auch der 61-jährige Thomas Feike. Einsatzschwerpunkte des mobilen Heddesheimer Wasserrettungsdienstes sind ganzjährig der Neckar und der Rhein, im Sommer außerdem die zahlreichen Badeseen in der Region. Hinzu kommen rund 30 DLRG-Aktive, die vor Ort stationären Wachdienst leisten. Die Ortsgruppe wiederum stellt eine von insgesamt zehn Wasserrettungswachen im Rhein-Neckar-Kreis und konnte sich bei der Beschaffung gleich auf mehrfache Unterstützung verlassen. Das Land gab für den neuen Wagen fast 40 Prozent der Anschaffungskosten, die Gemeinde Heddesheim rund 16.000 Euro. Drei Banken aus der Region trugen fast ebenso viel bei, die Heinrich-Vetter-Stiftung zudem weitere 3000 Euro. Den Rest stemmte die DLRG aus Eigenmitteln selbst, die sie im Laufe der vergangenen sieben Jahre angespart hatte. Eine "Sponsorenlandschaft" in dieser Vielfalt habe er in seiner ganzen 24-jährigen Amtszeit nicht erlebt, freute sich der scheidende Bürgermeister Michael Kessler.

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Gleichzeitig zeige dies aber auch, dass es keinen Zweifel an der Wichtigkeit der Arbeit der DLRG gibt. Am Heddesheimer Badesee fühlen sich die Retter seit über 50 Jahren für die Sicherheit der Besucher verantwortlich. Ohne die DLRG wäre der Betrieb des Sees mit seinen durchschnittlich 300.000 Besuchern pro Jahr nicht möglich, so Kessler. Im Spitzenjahr 2003 überrannten sogar 450.000 Badegäste den Heddesheimer Naherholungsmagneten. Im Jahr 2019 gab es einen Tag, an dem 17.000 Besucher kamen. Bei solchen Zahlen sei klar, dass man mehr brauche als einen Bademeister, "der aufpasst", so Kessler.

Für die Kommune sei es zudem ein besonderes Anliegen, dass alle Kinder spätestens nach der vierten Klasse schwimmen können, sagte der Bürgermeister. Sein Schönauer Amtskollege Matthias Frick, zugleich Rettungsdienstleiter der DLRG, stimmte ihm zu. Nichtschwimmer zu Schwimmern zu machen, sei eine Kernaufgabe. Frick betonte zudem, wie wichtig darüber hinaus zum Schutz der Bevölkerung die "Flächenabdeckung" durch die jeweiligen Rettungswachen sei. Wesentlich sei dabei auch die mit dem Roten Kreuz und den Feuerwehren geleistete Überlandhilfe.

Auch deshalb wird das "alte" Fahrzeug nach der Anschaffung des neuen WRF-T weiter im Dienst bleiben. Es stammt noch aus dem Jahr 1993. Es war zunächst als Einsatzleitwagen von der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr genutzt worden. 2013 ging es in den Besitz der DLRG-Ortsgruppe über, die es in Eigenregie zum Tauchgerätefahrzeug umbaute. So war es für den Einsatz der Rettungstaucher tauglich.

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