Deidesheim

Das ist Deutschlands einzige Filmbörse

In Deidesheim konnten Nostalgiker nach Raritäten und Zubehör stöbern.

14.04.2025 UPDATE: 14.04.2025 04:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
Begeistert von der Technik aus den Siebzigern: Jürgen Lutz vom 3-F-Museum war mit einem Stand bei der Filmbörse in Deidesheim vertreten. Foto: hab

Von Harald Berlinghof

Deidesheim. In eine fast vergessene Welt konnten Besucher der Filmbörse in Deidesheim am vergangenen Samstag abtauchen. Stapelweise lagen in der Stadthalle auf 44 Ausstellertischen aus ganz Mitteleuropa Super-8-Filmrollen mit 17,5 Zentimeter Durchmesser. 120 Meter Film waren darauf gespeichert. Das reicht für 20 bis 30 Minuten Laufzeit. Spielfilme wurden deshalb gekürzt und auf zwei oder drei Rollen verkauft.

Auf den Tischen ausgebreitet fanden sich Edgar-Wallace-Filme, Science-Fiction- und Horrorfilme aus den Sechzigerjahren oder auch 16 Millimeter Schulfilme mit Themen, die den Schülern damit nahe gebracht wurden. Technisches Zubehör für die damaligen Filmrollen kann jeder heute bezahlen. Teilweise gibt es aber auch Besonderheiten, für die es in Europa gar keine passenden Filme oder Filmkassetten mehr zu kaufen gibt, weil das Vorführgerät nur in den USA verkauft wurde.

Wenn man irgendwo solche Raritäten findet, dann in Deidesheim. Peter Aberle hatte ein solches Vorführgerät von Technicolor dabei. Passende Kassette? Leider Fehlanzeige. "Aber schauen Sie sich mal um, vielleicht hat einer der Kollegen etwas Passendes", riet er.

Die Filmbörse in Deidesheim findet einmal jährlich statt. Organisiert wird sie vom 3-F-Museum (Foto-, Film- und Fernsehtechnik) der Weinstadt in der Pfalz. "Seit 1992 machen wir das und sind die einzige Filmbörse in Deutschland", sagte Klaus Herrmann, Vorsitzender des Trägervereins des Museums, nicht ohne Stolz. Heute kann man Filme streamen, die Mediathek oder YouTube anklicken.

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Aber Filme zu Hause auf dem eigenen Fernseher gucken? Nicht das, was die Sender so im üblichen Programm boten, sondern nach eigener Auswahl. Das ist noch nicht so lange her, dass das möglich wurde. Die meisten werden jetzt vermutlich an die gute alte VHS-Kassette denken, die ihre Anfänge ab 1976 in Japan hatte. Aber davor?

Davor gab es seit 1965 Super 8-Filmrollen, mit denen man selbst Filme aufnehmen konnte. Zahllose Urlaubsfilme, Wander- und Ausflugsfilme unserer Väter liegen bis heute, oft lange Zeit unberührt, in den Schubladen und Schränken. Projektor aufbauen, Leinwand aufstellen, Film einfädeln, Film ab.

Das ist vielen dann doch zu umständlich. Das wissen auch die Verkäufer auf der Filmbörse. Und einige, so auch Jürgen Lutz, bezeichnen sich als Filmeretter. Super-8-Filme auf DVD oder Stick zu konvertieren, gehört zum viel nachgefragten Angebot.

Aber es gibt auch eine wachsende Community, die sich wieder für die alten Originale interessiert. Viele junge Gesichter waren auf der Filmbörse zu sehen. Bei den Verkäufern dominierten dagegen die älteren Semester. Seit Anfang der 1970er-Jahre kann man Kinospielfilme auf Rollen erwerben und sie zu Hause mit einem Projektor abspielen. Die warmen Farbtöne.

Das leicht hüpfende Bild. Das Surren des Projektors. Die unvermeidlichen Fussel im Bildfenster. Mit keinem anderen Medium ist der naive Schlaghosen-Charme der Siebzigerjahre so authentisch eingefangen worden wie mit Super 8.

Und das zählt bei vielen, die sich für historische Technik interessieren. So wie die Schallplatte als Tonträger und auch die alte Musikkassette ein Revival feiert, so ist auch die Super-8-Filmrolle bei Nostalgikern wieder im Kommen.

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