Baden-Württemberg

Das ist die schlimmste Stau-Autobahn im Land

Staus in Baden-Württemberg sind 2024 wieder länger geworden. Der Grund sind Dauerbaustellen. Verkehrsteilnehmer brauchten mehr Geduld.

06.02.2025 UPDATE: 06.02.2025 00:01 Uhr 3 Minuten, 14 Sekunden
Das Walldorfer Kreuz und die A6 bis Wiesloch/Rauenberg waren auch im Jahr 2024 Stauschwerpunkte. Foto: dpa

Von Carsten Blaue

Karlsruhe. Verkehrsteilnehmer haben im vergangenen Jahr wieder viel Geduld auf den Autobahnen aufbringen müssen. Sie standen länger in Staus als im Jahr 2023. Diese Tendenz setzt sich also über die Jahre hinweg fort. Deutschlandweit stiegen die Staustunden um fünf Prozent, in Baden-Württemberg sogar um 15 Prozent. Das geht aus der Bilanz des Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) Nordbaden hervor, die jetzt vorliegt.

Demnach waren die Staus im "Ländle" auch länger als anderswo: Sank die Zahl der Staukilometer bundesweit um vier Prozent, stieg sie im Südwesten um sechs Prozent. In Nordbaden stand man besonders lang und oft auf der A6 zwischen Walldorfer Kreuz und Wiesloch/Rauenberg sowie auf der A5 zwischen Kronau und Bruchsal. In beiden Fällen lag es an den Baustellen in diesen Abschnitten.

> Stehen im Land: Baden-Württemberg nimmt mit insgesamt 49.059 Staustunden im Bundesländer-Vergleich und ohne die Stadtstaaten erneut den dritten Platz nach Bayern und Nordrhein-Westfalen ein.

> Stehen auf der A5 und auf der A6: Auf der A5 zwischen Kronau und Bruchsal summierte sich der Stillstand auf exakt 1459 Stunden in Fahrtrichtung Karlsruhe, in der Gegenrichtung gen Heidelberg waren es 877 Stunden. Die Baustelle zog sich von April bis Dezember.

Die Fahrbahnsanierung auf der A6 zwischen dem Walldorfer Kreuz und Wiesloch/Rauenberg hatte 1266 Staustunden in Richtung Mannheim zur Folge, 903 Stunden waren es in Richtung Sinsheim und Heilbronn.

Die signifikanten Unterschiede in den Fahrtrichtungen könnte nach Einschätzung des ADAC mit den Pendlerströmen zu tun haben. Morgens kommt es auf den Strecken geballt auf den Wegen zur Arbeit nach Mannheim und Karlsruhe, während die Beschäftigten nachmittags "etwas verteilter zurückfahren", wie eine Sprecherin des ADAC Nordbaden auf RNZ-Anfrage sagte.

> Die schlimmste Strecke im Land: Die meisten Staustunden und -kilometer in Baden-Württemberg kamen aber auf der A8 von Stuttgart nach Karlsruhe zusammen: 4700 Stunden und 8500 Kilometer. Jeweils die Hälfte davon geht auf das Konto der Baustellen bei Karlsbad und Pforzheim.

Hier soll der sechsstreifige Ausbau der Enztalquerung voraussichtlich Ende 2026 abgeschlossen werden. Bis dahin geht das Elend weiter. In Sachen Staubelastung kommt die Strecke zwischen Stuttgart und Karlsruhe – in beiden Richtungen gemessen – im bundesweiten Vergleich auf den fünften Platz.

> Die schlimmsten Monate und Tage: Im Jahresverlauf zählte der ADAC Nordbaden in den Monaten Juli bis Oktober die meisten Staus, oder der Verkehr stockte. Statistisch betrachtet, standen die dann nicht mehr so ganz mobilen Verkehrsteilnehmer mittwochs und donnerstags besonders lange – zumal sich an diesen Tagen auch die meisten Staukilometer aufaddierten (und nicht etwa an den Wochenenden).

Besonders schlimme Tagen waren vergangenes Jahr jedoch der Freitag vor Pfingsten, 17. Mai, der Tag vor dem "Tag der Deutschen Einheit", also der 2. Oktober, sowie der 8. Mai, der Tag vor Christi Himmelfahrt.

Einfacher Grund: "Traditionell nutzen viele Reisende diese langen Wochenenden für einen Kurzurlaub und treffen dabei auf Berufspendlerinnen und -pendler", so der ADAC Nordbaden.

> Es wird nicht besser: Die Experten aus Karlsruhe machen wenig Hoffnung, dass sich an den Staus dieses Jahr etwas ändert. "Die Vielzahl der Baustellen wird auch 2025 den Verkehr ausbremsen", heißt es vom ADAC Nordbaden. Dieser wirbt aber für Verständnis: "Die Arbeiten sind dringend nötig, um das Autobahnnetz zu modernisieren."

> ADAC wünscht sich besseres Baustellenmanagement: Die Autobahngesellschaft des Bundes habe schon vieles verbessert in ihrem Management der Autobahnbaustellen, so die Sprecherin. So würden Baustellen schon weit vorher angezeigt, teilweise sogar digital und mit der Angabe eines Zeitvorteils über eine Ausweichstrecke.

Außerdem werde die Geschwindigkeit frühzeitig in Etappen gedrosselt. Zumindest gibt es entsprechende Beschilderungen. Aber: "Insgesamt würden wir uns wünschen, dass das Baustellenmanagement noch verbessert werden könnte. Mit mehr Wochenend- und Nachtarbeit oder der konsequenten Ausnutzung des Tageslichts, um Bauzeiten zu verkürzen."

> ADAC sieht Mitschuld bei Bus und Bahn: Der Automobil-Club ist überzeugt: Wären Busse und Bahnen im Nahverkehr und die Züge der Deutschen Bahn zuverlässiger und pünktlicher, dann hätten gerade Autofahrer auch echte Alternativen zu ihrem Pkw.

Der ADAC Nordbaden formuliert es auch so: "Um eine bedarfsgerechte Mobilität zu ermöglichen und den Straßenverkehr zu entlasten, muss der öffentliche Verkehr verfügbar und bezahlbar sein." Dabei sei es auch wichtig, die Tarifsysteme zu vereinfachen. Das Deutschlandticket sei hier ein "wichtiger Baustein und ist sicherlich der Grund, dass die Staus zu den werktäglichen Hauptverkehrszeiten trotz Anstieg der Verkehrsmenge nicht wesentlich zugenommen haben", heißt es aus Karlsruhe.

> Was man selbst tun kann: Der ADAC rät dazu, Stoßzeiten zu vermeiden und sich Alternativrouten zu suchen – wenn das nur immer so einfach wäre. Leichter ist es da schon für Verkehrsteilnehmer, einen weiteren Rat zu befolgen, um Staus zu vermeiden: "Indem sie sich in den Baustellenbereichen strikt an die vorgegebene Geschwindigkeit halten, auf ausreichenden Abstand zum Vordermann achten und auf unnötige Überholmanöver verzichten."

Unnötiges Bremsen und ständiges Stocken des Verkehrs würden dadurch vermieden. Außerdem senkt es das Unfallrisiko und damit einen weiteren Grund für Staus und lange Sperrungen: "Häufig wird an Unfallschwerpunkten in engen Baustellenbereichen durch eine entsprechende Beschilderung zum versetzten Fahren geraten", so der ADAC Nordbaden.

Dieser würde es schließlich begrüßen, so die Sprecherin auf Anfrage, wenn die Polizei die Einhaltung der Geschwindigkeit an Baustellen stärker überwachen würde – denn nur die Wenigsten halten sich daran.

Update: Donnerstag, 6. Februar 2025, 15.04 Uhr

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