BASF-Unglück

Die BASF will Vertrauen zurückgewinnen

Konzern hat nach Explosion einiges unternommen - Hilfe für Mitarbeiter und Angehörige - Zwei Dialogforen - Stelen erinnern an Tote

04.02.2019 UPDATE: 05.02.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 32 Sekunden

Vier Stelen entlang der Nord-Wache erinnern an die bei und nach dem Unglück verstorbenen Werkfeuerwehrmänner. Foto: BASF

Ludwigshafen. (alb) "Fünf Menschen sind aus der Mitte des Lebens gerissen worden. Nichts kann diesen Tag ungeschehen machen", sagte der BASF-Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat anlässlich des ersten Jahrestags der Tragödie im Nordhafen. Es gebe Momente im Leben eines Menschen, da höre die Erde auf, sich zu drehen. "Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr wir vorher."

Dass nichts mehr bei der BASF wieder so sein wird wie vor dem 17. Oktober 2016, daran erinnert auch ein Gedenkort mit vier Stelen an der Feuerwehrwache Nord, auf denen die Namen der gestorbenen Kameraden eingraviert sind. "Wir werden heute noch mit den Folgen konfrontiert. Das ist keine Sache, die man mit einer Kurzzeitmaßnahme in den Griff bekommt, sondern ein langer Weg", sagte der damalige Werkfeuerwehrchef Rolf Haselhorst im RNZ-Interview.

Die BASF bot Angehörigen und Mitarbeitern dazu psychologische Betreuung und eine materielle Unterstützung an. Der Chemiekonzern kennzeichnet seine Rohre heute großflächiger und mit Signalfarben an der Schnittstelle, ferner werden die Leitungen mit einer feuerbeständigen Isolierung beschichtet. Auch kommen nur noch funkenarme Werkzeuge wie Luftsägen statt Winkelschleifern zum Einsatz. Ex-Unternehmenschef Kurt Bock wies aber Spekulationen zurück, wonach in der Vergangenheit zu Lasten der Sicherheit gespart worden sei. Um das Vertrauen der Ludwigshafener zurückzugewinnen, lud die BASF zu zwei Bürgerdialogen ein. Alle Fragen und Antworten wurden im Nachgang dokumentiert und ins Internet gestellt. Zuvor hatte der Ludwigshafener Feuerwehrdezernent Dieter Feid erklärt, der hohe Vertrauensvorschuss, den die BASF sich erarbeitet habe, sei "zumindest in Teilen durchaus erschüttert".

Und Udo Scheuermann, Ortsvorsteher im Stadtteil Oppau, meinte, die Bevölkerung sei "schon etwas misstrauischer geworden". Es gebe auch die Angst, dass wieder etwas passieren könne. Zwar wüssten die Menschen eigentlich um das Gefahrenpotenzial, immerhin seien sie damit aufgewachsen. Aber es gehe darum, dass seitens der BASF alles Mögliche getan werden müsse, um solche Vorfälle zu vermeiden.

Bei der Werkfeuerwehr ist zwischenzeitlich wieder so etwas wie Normalität eingekehrt. Die Truppe hat damals offenbar nichts falsch gemacht. "Der Einsatz war völlig okay", sagte Peter Friedrich, früherer Kommandant der städtischen Feuerwehr. Diskutiert wurde damals, ob die Brandschützer zu nahe an die Unglücksstelle heranrückten.

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Wobei sie die empfohlenen 50 Meter Distanz eingehalten hatten. "Das hätten andere Feuerwehren in Deutschland auch so gemacht", sagte Peter Friedrich. Vielleicht reichten die Abstände nicht aus und müssten größer werden. Vor allem aber müsse die Feuerwehr überlegen, "ob wir etwas technisch verbessern können". Das sei jedoch ein langfristiger Prozess.

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