Mannheimer Awo-Kreisvorstand verteidigt Seniorinnen
"Die Gruppe wendet sich den anderen Kulturen zu", sagt Alexander Manz. Er ist mit dem Kompromiss zum Auftritt zufrieden.



Mannheimer Awo-Kreisvorstand
Mannheim. (cab) Der Vorsitzende des Kreisverbands Mannheim der Arbeiterwohlfahrt (Awo), Alexander Manz, im RNZ-Interview zum Auftritt des Rheinauer Awo-Balletts auf der Buga.
Herr Manz, sind Sie zufrieden mit dem Kompromiss?
Sehr! Die Damen werden ihr Programm in Gänze aufführen – und jetzt sogar auf der Hauptbühne. Die Musik bleibt, und nur zwei oder drei Accessoires müssen sie ändern. Und wir sind froh, dass es am Montag das konstruktive Gespräch mit den Buga-Verantwortlichen gab.
Wir konnten den Auftritt der Tanzgruppe erläutern. Es ging ihr nie und in keiner Weise um kulturelle Aneignung oder die Darstellung von Stereotypen. Die Seniorinnen haben viel Herzblut in ihr Programm gesteckt. Das alles ist sehr wertschätzend.
Wir finden aber auch gut, dass es im Anschluss eine Diskussionsrunde geben soll. Dabei geht es um Sensibilität und die Frage, was Stereotypen überhaupt sind. Wer fühlt sich wann und an welcher Stelle verletzt? Ich denke, es ist nötig, das alles endlich mal auszudiskutieren.
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Hätten die Damen des Awo-Balletts damit rechnen müssen, dass ihre Kostüme angesichts der sensiblen gesellschaftlichen Debatten über kulturelle Aneignung, Stereotypen und kulturelle sowie religiöse Codierungen für Kritik sorgen könnten?
Nein. Sie sind seit 42 Jahren ehrenamtlich aktiv und haben sich nie Gedanken darüber gemacht, dass das, was sie aufführen, jemanden verletzen könnte. Weil es einfach nie ihre Absicht war! Und es hat nach Auftritten auch nie einen Ansatz von Kritik gegeben. Deswegen waren wir alle ja auch so überrascht.
Aber natürlich müssen wir uns jetzt auch hinterfragen. Das ist aber noch lange kein Grund, die Damen und ihr Tun grundsätzlich infrage zu stellen. Im Gegenteil! Man sollte vor ihnen den Hut ziehen. Sie haben schon so vielen Menschen Freude bereitet – etwa in Altenheimen oder Behinderteneinrichtungen. Und das alles ehrenamtlich.
Verstehen Sie die Vorbehalte aus Sicht der Buga-Verantwortlichen?
Bei der Buga gab es zumindest ein Kommunikationsdefizit. Man hätte viel früher mit den Damen sprechen müssen.
Ist die Gruppe sehr enttäuscht von der ganzen Entwicklung?
Der Vorwurf der kulturellen Aneignung war für das Ballett ein Schlag ins Gesicht und eine große Enttäuschung. Die Gruppe wendet sich in ihrem Programm anderen Kulturen zu, ohne sich über diese erheben zu wollen. Nichts liegt ihr ferner! Und auch der Awo nicht. Wir haben so viele Mitarbeitende mit Migrationshintergrund, sind in der Flüchtlingshilfe sehr aktiv. Und das sind nur Beispiele.
Hätten Sie mit einem derartigen Rummel um diesen Auftritt jemals gerechnet?
Natürlich nicht. Ich habe das Programm selbst schon gesehen und wäre niemals darauf gekommen, dass es solche Vorbehalte gibt, die jetzt diese Welle losgetreten haben. Diese war auch der Grund dafür, dass wir uns als Kreisverband eingeschaltet haben.
Die Damen sind Teil der Awo-Familie, und es war und ist unsere Aufgabe, sie zu schützen und uns vor sie zu stellen. Wir haben Anfragen aus ganz Deutschland bekommen und konnten gar nicht alle beantworten.
Aber jetzt bekommt die Tanzgruppe ja ihren Auftritt. Und sie wird noch mehr Aufmerksamkeit dafür bekommen. Es bleibt zu hoffen, dass auch die Buga durch die Debatte keinen Schaden nimmt.