Manege mutiert zum gruseligen Irrenhaus (plus Fotogalerie)
Bis 24. März auf dem Neuen Messplatz - Verrückter Professor macht Experimente

Von Stefan Otto
Mannheim. Die zwei großen, schwarz und rot gestreiften Zelte verheißen einen Zirkus der besonderen Art. Es ist der "Zirkus des Horrors", der zur Mannheimer Premiere seiner Show "Asylum - Das Irrenhaus" einlud und noch bis zum 24. März auf dem Neuen Messplatz gastieren wird. Bunt und fröhlich ist dieser Zirkus nicht, sondern düster und schaurig.
Der Eingangsbereich ist mit Schaumstoff ausgekleidet und vermittelt den Eindruck, man begäbe sich freien Willens in die Gummizelle einer Nervenheilanstalt oder gleich in eine Geisterbahn. Im weiten, dunklen Saal dahinter werden an der "Arzneimittel-Ausgabe" oder "Medikamenten-Bar" sonderbare Speisen und Getränke angeboten, aber auch Popcorn und Bier. Und im eigentlichen, großen Zirkuszelt wabert Nebel um und über der Manege.
Der italienische "Psycho-Forscher" Professore Salvatore dei Morti, so geht die Geschichte, gibt eine "Propaganda-Vorstellung" seiner einzigartigen Heilmethoden. Er wolle beweisen, dass der Fortschritt in der modernen Medizin ungeahnte Möglichkeiten bietet, erklärt er, wirkt aber selbst keineswegs wie ein aufgeklärter, fortschrittlicher Mediziner, sondern wie einer aus dem vorigen oder vorvorigen Jahrhundert.
Frankenstein lässt grüßen, wie die Zirkusvorstellung überhaupt Gedanken an Schauerromane und Horrorfilme wie an überkommene Zustände in psychiatrischen Verwahranstalten wach werden lässt. Giovanni Biasini, der Darsteller des verrückten Wissenschaftlers, der die Show zusammen mit Monika Kaselowsky auch inszenierte, ist ein Neffe von Romy Schneider und so etwas wie der Direktor in der Manege. Die einzelnen Nummern kündigt er als seine "Experimente" an, die belegen sollen, dass seine Medizin nicht verwerflich, vielmehr revolutionär ist.
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Die Artisten oder Patienten, Wärter und Krankenschwestern im Zirkusrund agieren auf sein Geheiß oder geraten ihm außer Kontrolle. Er operiert sie, setzt ihnen Spritzen oder versetzt ihnen Stromstöße, die sie zum Leben erwecken oder zu spektakulären Leistungen erst befähigen - als Akrobaten, Jongleure, Seilspringer oder Equilibristen. Großen Anteil an der Show haben dabei Mitglieder der mongolischen Truppe Puje, die als Zombies und Schwestern kostümiert sind. Johnny Cognetti, den Oberkörper in einer Zwangsjacke gefesselt, tanzt in einem Cyr-Rad oder Mono Wheel. Andere widersetzen sich dem Chefarzt und versuchen, verfolgt von Wärtern, die aussehen wie böse Russen im Kalten Krieg, seiner Befehlsgewalt zu entkommen. Etwa "Hochrisikopatient" Maik Sperlich im sogenannten Todesrad, einer großen Stahlkonstruktion, die zwei Tretmühlen um eine Achse rotieren lässt.
Der Österreicher Kurt Späth, der als "Mr. Xtrem" bereits die RTL-Samstagabendshow "Das Supertalent" beehrte, macht als psychotischer Patient ohnehin, was er will. Er malträtiert mit allem möglichen Werkzeug seinen Körper, schluckt eine Bohrstange oder zieht mit der Zunge zwei Besucherinnen durch die Manege. Überhaupt erzeugen die beeindruckenden Darbietungen, nicht nur jene Späths, beständig den Anschein von Gewalt, Qual und Schmerzen und fügen damit gewöhnlichen Zirzensien tatsächlich ein Mehr an Nervenkitzel hinzu. Der Publikumsliebling und unbestrittene Star des Abends ist aber Milano Kaiser, der als Grusel-Clown mit viel ungehobeltem Charme und oftmals unter Einbeziehung einzelner Zuschauer für den dringend erforderlichen, entlastenden Humor sorgt.
Info: Die Vorstellungen im Zirkus des Horrors finden bis 24. März mittwochs bis freitags um 19.30 Uhr, samstags um 15.30 und 19.30 Uhr und sonntags um 18 Uhr statt.















































