Stadthalle Heidelberg

Mäzen Marguerre übernimmt 11 Millionen Euro-Mehrkosten

Die Stadthallensanierung ist gerettet. Insgesamt gibt er jetzt 44 Millionen.

13.05.2022 UPDATE: 14.05.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 31 Sekunden
Die Baucontainer vor dem Haupteingang der Stadthalle zeugen davon, dass im Inneren kräftig gewerkelt wird. Seit August 2019 ist Heidelbergs „gute Stube“ bereits geschlossen. Foto: Philipp Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Es ist eine gute Nachricht für die Stadt Heidelberg und die "Theater- und Orchester-Stiftung", der die Stadthalle gehört. Großspender Wolfgang Marguerre wird auch die geschätzten Mehrkosten von knapp elf Millionen Euro für die Sanierung des Veranstaltungshauses am Neckar übernehmen. Das gab der Gründer des Unternehmens Octapharma und Heidelberger Mäzen am Freitag exklusiv im Gespräch mit der RNZ bekannt. Damit erhöht sich die Gesamtsumme seines Engagements auf rund 44 Millionen Euro.

"In der Stadthalle habe ich meinen ersten Walzer getanzt", erinnert sich Marguerre an seinen Abschlussball der Tanzschule Nuzinger. Als "Heidelberger Bürger", der hier geboren, zur Schule und zur Universität gegangen ist, gebe er der Stadt jetzt gerne etwas zurück. Auch wenn er 30 Jahre lang nicht hier wohnte und erst im Jahr 2005 zurückgekommen ist, fühlt er sich Heidelberg verbunden. "Ich habe das Glück, dass ich ein sehr erfolgreicher Unternehmer bin. Und das verdanke ich der Stadt, in der ich eine so gute Ausbildung genossen habe", so Marguerre.

Mit einem großen Blumenstrauß bedankt sich OB Eckart Würzner (rechts) bei Wolfgang Marguerre und seiner Frau Barbara für die enorme Spende. Foto: Philipp Rothe

Als der heute 80-Jährige im Jahr 2017 Oberbürgermeister Eckart Würzner zusagte, dass er die Kosten für die Stadthallensanierung übernehmen werde, bewegten sich die Schätzungen noch zwischen zehn und 15 Millionen Euro. Zuletzt hatte Marguerre eine Spende bis zu 33 Millionen Euro versprochen. Jedoch erteilte das Regierungspräsidium Karlsruhe erst im Dezember 2021 die lang ersehnte Baugenehmigung, anderthalb Jahre später als ursprünglich erhofft. In der Zwischenzeit sind die Baukosten überall in die Höhe geschnellt. Im April musste Projektleiter Sebastian Streckel von der bauausführenden Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) im Haupt- und Finanzausschuss die schlechte Nachricht verkünden: Es fehlten weitere 10,9 Millionen Euro für die Sanierung des knapp 120 Jahre alten Baus.

"Es ist etwas Großartiges, solche Menschen in Heidelberg zu haben", freut sich Oberbürgermeister Eckart Würzner über Marguerres Zusage, nun auch die erneuten Mehrkosten zu tragen. Schon häufig habe sich der Mäzen in herausragender Weise für die Stadt eingesetzt, nicht nur bei der Theatersanierung, auch in der Flüchtlingskrise 2015 gab er eine Million – und eine weitere um die Schulen und den Heidelberger Einzelhandel während der Corona-Pandemie zu unterstützen. "Dass wir in der Stadthalle nicht so früh mit den Bauarbeiten beginnen konnten, hat richtig viel Geld gekostet", so Würzner. Er gibt zu, dass es ohne Marguerre schwierig gewesen wäre, dieses Loch zu stopfen.

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Der Baupreisindex sei seit Anfang 2021 um 19 Prozent gestiegen, nennt Würzner einen Grund für die Teuerung. Bei der neuen Technikzentrale unter dem Montpellierplatz musste zudem mehrmals umgeplant werden. Einmal, um einen Baum zu retten, ein anderes Mal um die Lüftungsschächte zu verkleiden. Und nun komme auch noch die Ukraine-Krise und der Baustoffmangel hinzu.

"Mir ist klar, dass sich Projekte verzögern können", zeigt Marguerre Verständnis. Doch nun hofft er, dass die Arbeiten zügig voranschreiten: "Damit die Stadthalle endlich wieder für ihre Bürger geöffnet wird." Besonders wichtig ist ihm, dass an der eigentlichen Zweckbestimmung, die seit 1903 Bestand hat, nicht gerüttelt wird. Dass die Perkeo-Gesellschaft genauso ihre Prunksitzungen abhalten kann wie das Haus der Jugend den Jugendtanztag. "Die Widmung der Stadthalle bleibt unverändert", verspricht Marguerre. Ein positiver Nebeneffekt des Sanierungskonzepts sei, dass "bis zu 1000 Personen im großen Saal Konzerte erleben können". Die Stadthalle müsse aber für alle bisherigen Nutzungen geeignet sein. "Das wird kein Konzerthaus."

"Die Bürger haben doch das Recht, Fragen zu stellen", sagt Marguerre, darauf angesprochen, ob er sich über die Einwendungen der Anwohner oder den Widerstand der Bürgerinitiative "Konzertfreunde der Stadthalle" geärgert habe. Dass die Kosten so in die Höhe geschnellt seien, sei nicht ihre Schuld. Das habe eher an der Bearbeitungszeit des Regierungspräsidiums gelegen.

Die Arbeiten schreiten nun laut Würzner zügig voran. Das große Fundament sei fertig, die Aufträge an fast alle beteiligten Firmen seien vergeben. Aktuell rechnet die Stadt mit einer Fertigstellung im zweiten Quartal 2024 und eine Inbetriebnahme im darauffolgenden Herbst. Einen Wunsch für ein mögliches Eröffnungskonzert hat Marguerre nicht: "Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken."

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