Jetzt prüft Ministerium die Tagelöhner-Vorwürfe
Kritik nimmt zu - Anhörung ist bereits eingeleitet

Die Zeughaus-Mensa im Marstall: Das Essen ist gut, die Preise niedrig, dafür die Arbeitsbedingungen aber katastrophal. Das werfen zumindest die Gewerkschaft Verdi und der Studierendenrat dem Studierendenwerk vor. Foto: Philipp Rothe
Heidelberg. (dns) Nachdem die RNZ vor einer Woche über die Arbeitsbedingungen von 269 Aushilfen in den Heidelberger Mensen berichtet hatte, wächst nun die Kritik am Studierendenwerk. Wie ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums (MWK) in Stuttgart am Dienstag gegenüber der RNZ bestätigte, hat das Haus eine Anhörung zu den Vorwürfen eingeleitet. Konkret geht es darum, dass das Studierendenwerk 2007 die Tochtergesellschaft Hochschulservice GmbH Heidelberg (HSH) gegründet hat, die seitdem studentische Aushilfen auf der Basis von Tagesverträgen beschäftigt. Die Gewerkschaft Verdi sowie der Studierendenrat der Uni kritisieren diese Praxis scharf.
Nach dem RNZ-Bericht hat sich auch Hermino Katzenstein, grüner Landtagsabgeordneter für Sinsheim, eingeschaltet und beim Wissenschaftsministerium, das der grünen Theresia Bauer untersteht und die Rechtsaufsicht über die Studierendenwerke ausübt, um eine Überprüfung der Vorwürfe gebeten.
"Aus meiner Berufspraxis als ehemaliger Personalratsvorsitzender der Universität Heidelberg weiß ich genau, dass schon auf wenige Jahre befristete Arbeitsverhältnisse für die Beschäftigten eine enorme Unsicherheit bedeuten und sie unter starken psychischen Druck setzen, von noch kürzer befristeten Arbeitsverhältnissen ganz zu schweigen", schreibt er in einem Brief an seine Parteikollegin. "Aus meiner Sicht sind solche Zustände nicht akzeptabel - insbesondere nicht für eine Anstalt des öffentlichen Rechts des Landes Baden-Württemberg!"
Auch die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) in der SPD Heidelberg macht sich in einer Pressemitteilung für die Aushilfen stark und sieht Bauer in der Pflicht: Sie müsse sich fragen lassen, warum sie zulasse, dass ein landeseigener Betrieb Studenten derart ausbeute. "Die Ministerin könnte hier leicht Abhilfe schaffen", erklärt der AfA-Vorsitzende Mark Fischer.
Tatsächlich könnte sich hier nun bald etwas tun, wie der Ministeriumssprecher erklärt: "Das MWK nimmt die Hinweise auf ,prekäre’ Arbeitsverhältnisse bei der Tochtergesellschaft Hochschul-Service-GmbH Heidelberg sehr ernst und wird diesen umgehend nachgehen". Dazu gehöre auch, das Studierendenwerk zu den Vorwürfen anzuhören. "Die Anhörung ist auch bereits eingeleitet."
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Gleichzeitig setzt Verdi auf direkten Austausch mit dem Studierendenwerk, wie deren Sprecher Christoph Miemietz betont: "Wir wollen ja nicht nur Unruhe stiften, sondern suchen das Gespräch mit dem Studierendenwerk, um die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern." Eine Anfrage für einen Termin liege dem Studierendenwerk seit einigen Tagen vor, sei jedoch von dessen Geschäftsführung noch nicht bestätigt worden.