In der Handschuhsheimer "Züchterklause" mag man es deftig
Der Biergarten profitiert von seiner Lage sowie dem preiswerten und guten Angebot. Das Schnitzel gilt als Spezialität des Hauses.

Die Züchterklause am Rande des Handschuhsheimer Feldes ist wegen ihres schattigen Biergartens nicht nur bei ihren Stammgästen beliebt. Wer einen Platz mit Aussicht auf die Natur ergattern möchte, muss früh kommen. Foto: Philipp Rothe
Von Karla Sommer
Heidelberg. "Hier gibt’s keine mediterrane Küche." Gudrun Abel schmunzelt, wenn sie das von ihrer "Züchterklause" sagt. Aber sie hat Recht - das Angebot würde überhaupt nicht in ihren Biergarten passen, ist er doch rustikal und nicht elegant und außerdem ein Rückzugsort für die Vereinsmitglieder des "Kleintierzuchtvereins C74 Heidelberg-Handschuhsheim". Doch nicht nur die Züchter, sondern den ganzen Stadtteil scheint es hin und wieder dorthin zu ziehen, wie auch die Menschen aus den anderen Ecken Heidelbergs die Vorzüge der Züchterklause als Ausflugsziel sehen.
Sie liegt direkt am Rande des Handschuhsheimer Feldes und ist umgeben von Weinreben und einem hölzernen Jägerzaun. Eine Tafel am Eingang lädt zu einer Einkehr mit deftiger Hausmannskost ein, wie Käsespätzle mit frischem Handschuhsheimer Salat, Maultaschen, Schweinskopfsülze mit Bratkartoffeln oder Weißwurst mit Brezel und süßem Senf - alles zu äußerst zivilen Preisen. Also ein klasse Ausflugslokal - vor allem im Frühjahr, Sommer und Herbst.
Aber auch im Winter gibt’s Tische an der Wand für Stammgäste, die sich nicht scheuen, im Schnee ihre Schorle zu trinken. Gudrun Abel nennt sie ihren "Eisbärenclub" und hat speziell für sie einen Pokal gebastelt, der aus mehreren Plüsch-Eisbären besteht.
Die Atmosphäre: Hat man sein Plätzchen unter großen Schirmen, an der warmen, sonnenbeschienen Wand oder sogar unter einem Dach gefunden, kann man den Aufenthalt als gemütlich und locker einstufen. Hier kennt man sich, ist per Du, trifft auf Einheimische mit ihrem unverfälschten Dialekt, auf Universitätsprofessoren, auf Angestellte der umliegenden Firmen und muss nicht unbedingt etwas essen. "Auch ein Bier oder ein Wein tun es", sagt die Pächterin. Viele bekommen dann doch noch Appetit, und da lässt die Karte für Anhänger rustikaler Speisen kaum Wünsche offen.
Die Sitzplätze: Im Laufe der Jahre hat sich der Außenbereich mit seinen rund 80 Sitzplätzen von einem Geheimtipp zu einem bekannten Anziehungspunkt gemausert. Und deshalb muss man schon ziemlich früh dort eintreffen, denn sonst werden die Plätze zwischen Reben und mit einem Blick auf das Handschuhsheimer Feld knapp.
Die Spezialitäten: Schnitzel satt! Dünn, groß, knusprig und in der Pfanne gebraten kommen sie aus der kleinen Küche frisch auf den Tisch. Gerade richtig für eine typische Wirtschaft, die auch noch leckeren Flammkuchen zu bieten hat. In der warmen Jahreszeit geht aber auch der "WoPo" (Wurstsalat mit Pommes) oft über den Biertisch, wie auch für denjenigen, der gerne mal auf Messer und Gabel verzichtet, die knusprigen Hähnchenflügel eine Offenbarung sind.
Die Getränkepreise: "Hier muss man nicht vorher in sein Portemonnaie gucken", meint Gudrun Abel auf ihre Preise angesprochen. Cola und Fanta gibt es für 2 Euro, das Mineralwasser für 1,80 Euro, das Weizenbier für 3 Euro und das Fassbier für 2,60 Euro. Die Weine, alle mit regionalem Herkunftsnachweis, bewegen sich zwischen 2,50 bis 3,50 Euro fürs "Viertele".
Die Geschichte: Die Züchterklause ist eng verbunden mit dem Kleintierzuchtverein C 74 Handschuhsheim, der 1931 gegründet wurde und trotz vieler Schwierigkeiten während des Zweiten Weltkriegs sein Bestehen sichern konnte - auch wenn 1937 die Verordnung vom Reichsministerium kam, dass nur noch "deutsche Wirtschaftsrasse" gezüchtet werden darf. Die letzte Kleintierausstellung während des Krieges war im Dezember 1943 - mangels eigener Anlage in der Handschuhsheimer Markthalle. Die Preise damals waren keine Pokale, sondern Heizmaterial in Form von Briketts. 1946 genehmigte die amerikanische Besatzungsbehörde erstmals wieder eine Vereinsversammlung, die in der "Traube" abgehalten wurde, die späteren im "Badischen Hof". 1949 war es dann so weit, dass die Stadt Heidelberg dem Verein ein Gelände im Wiesenweg zur Verfügung stellte. Es befindet sich neben dem "Kroddeweiher"auf der ehemaligen Tongrube, die zugeschüttet worden war. Hier kann man bis heute die Geflügelzuchtausstellungen bewundern und das Hahnenwettkrähen verfolgen. Ein zünftiges Bier und ein knuspriges Schnitzel, ja sogar gegrillte Hähnchen, sorgen in der vereinseigenen Wirtschaft dann für einen runden Tag.
Öffnungszeiten: Die Züchterklause, Wiesenweg 30, hat täglich von 10 bis 23 Uhr geöffnet. Telefon: 06221/471273.
Info: Unter www.rnz.de/biergarten finden Sie alle bislang vorgestellten Biergärten. In den jeweiligen Artikeln ist es nach dem Erscheinen eine Woche lang möglich, bis zu fünf Sterne an die einzelnen Lokale zu verteilen.