Auch Naturschützer wollen kein Ankunftszentrum in den Wolfsgärten
Blüten, Bienen und kalte Luft: Drei Aktivistinnen wollen bei einer Online-Veranstaltung weitere Gründe gegen die Verlagerung erklären.

Heidelberg. (dns) Als das Land im Herbst 2018 die Wolfsgärten als möglichen Standort für das Ankunftszentrum für Geflüchtete vorstellte, kam schnell Kritik auf, der Standort sei nicht geeignet für eine angemessene Unterbringung. Doch nicht nur Menschen, die sich für Geflüchtete engagieren, machen vor dem Bürgerentscheid am 11. April gegen den Vorschlag mobil, sondern auch Naturschützer. Warum, das erklären drei Aktivistinnen am Donnerstag, 11. März, bei einer Online-Veranstaltung der Bürgerinitiative gegen die Verlagerung.
Neben Darya Sotoodeh von "Fridays for Future" und der Geomorphologin Dr. Dorothee Hildebrandt, die auch eine der Vertrauenspersonen des Bürgerentscheides ist, spricht Cornelia Wiethaler, Sprecherin des Naturschutzbundes (Nabu) Heidelberg. Sie kritisiert, dass mit einer Bebauung der Wolfsgärten, die im Flächennutzungsplan als Gewerbefläche vorgesehen sind, acht Hektar Ackerboden versiegelt würden.
"Böden mit ihren vielfältigen Funktionen sind unersetzliche Lebensgrundlage", betont Wiethaler. Auf ihnen wachsen nicht nur Lebensmittel, sie speichern auch CO2, hier kann Wasser versickern, in ihnen leben Bodentiere und Mikroorganismen und sie kühlen die Umgebung. "Werden Böden durch Bebauung versiegelt, verlieren sie den größten Teil dieser Funktionen meist unwiederbringlich", warnt Wiethaler.
All das gelte auch für die Wolfsgärten. "Zwischen und auf den benachbarten Feldern haben Nabu-Biologen bisher an die 100 Blütenpflanzen-Arten gefunden", so die Sprecherin. Diese böten Nahrung für Insekten. "Auch an den Wiesenwegen entlang der Wolfsgärten summt und brummt es im Sommer." Statt diesen Acker zuzubauen, plädiert der Nabu dafür, die biologische Vielfalt vor Ort noch besser zu schützen.
Wenn stattdessen jedoch weiter Randgebiete von Städten versiegelt würden, steige der Druck auf die Flächen, die der Landwirtschaft verbleiben: "Dann werden mehr Pflanzenschutzmittel eingesetzt, um den Ertrag zu steigern", so Wiethaler. Dem Ziel der neuen Landes-Biodiversitätsgesetzgebung, 30 Prozent der Landwirtschaft als Ökolandbau zu betreiben, komme man so sicher nicht näher. "Heidelberg liegt derzeit bei nur drei Prozent ökologisch bewirtschafteter Flächen."
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Auch für das Stadtklima seien die Wolfsgärten bedeutend, betont Wiethaler. "Als eine der heißesten Städte in Baden-Württemberg hat Heidelberg 2019 den Klimanotstand ausgerufen." Damit sich die Stadt nicht noch weiter aufheize, sei es wichtig, natürliche Böden zu erhalten: "Die Wolfsgärten-Äcker sind als Teil eines Kaltluft-Entstehungsgebietes von hoher Bedeutung", so Wiethaler. Und auch Hildebrandt warnt, dass eine Bebauung sich im Sommer bis in die Weststadt hinein auswirke, da die Wolfsgärten mitten in einer wichtigen Kaltluftschneise lägen.
Info: Die Online-Veranstaltung "Geoökologische und biologische Aspekte der Wolfsgärten" findet kommenden Donnerstag, 11. März, um 19 Uhr statt.