Abtauchen in die Tiefen in den "Meereswelten"
Ballettwerkstatt feierte ihren fünften Geburtstag mit einer Aufführung im Theater

Die jungen Balletttänzer gingen in ihrer Rolle als Piraten voll auf. Foto: Philipp Rothe
Von Lilly von Consbruch
Heidelberg. Blaue Matrosen, pinkfarbene Flamingos, rote Krebse und grüne Algen - im Marguerre-Saal des Theaters konnten die Zuschauer in eine schillernde Welt eintauchen. "Meereswelten" hieß das Ballett, das die Schüler der Ballettwerkstatt Heidelberg anlässlich des fünfjährigen Jubiläums der Schule auf die Bühne brachten. Choreografie und Konzept entwickelte Wiebke Hofmann, die seit 2013 über 300 Schüler in tänzerischer Früherziehung, Ballett und Modern Dance unterrichtet.
Erste Ideen für das Stück sammelte Hofmann bereits im Oktober 2017. "Ich habe einen besonderen Bezug zum Meer", erklärte die Tanzpädagogin, die einen Großteil ihrer Kindheit an der Nordsee verbrachte. Das Meer und die Weite seien für sie immer ein großes Thema gewesen, weshalb sie es auch als Ballett inszenieren wollte. "Das Meer hängt eng zusammen mit der Sehnsucht", meinte sie: "Das lässt sich sowohl im Tanz als auch in der Musik gut ausdrücken".
Bei der Themensuche ließ sich die Ballettlehrerin nicht nur durch Musik inspirieren, sondern vor allem auch durch die Ideen und Geschichten ihrer Schüler. Auf eine Handlung verzichtete die Choreografin in dem Tanzstück jedoch bewusst, damit nicht nur ein Tänzer im Mittelpunkt der Aufführung steht. "Ich wollte jedes Kind mit seinen Fähigkeiten zur Geltung bringen." Deshalb sei die Aufführung auch länger als sonst.
Das fast zweieinhalbstündige Stück bestand aus emotionalen Teilen sowie fröhlichen und amüsanten Partien, die in einer Kombination aus Ballett, Modern Dance, Stepptanz und Yoga dargestellt wurden. Die kleinsten Schüler, gerade einmal vier Jahre alt, sorgten in bunten Seepferdchen- oder Schildkrötenkostümen tanzend für Stimmung, während der Tänzer und Choreograf Paolo Amerio und Diana Ionescu als Neptun und Meerjungfrau professionelles Ballett auf die Bühne brachten.
"Das Wunderbare ist, dass alle Hand in Hand arbeiten", erklärte Hofmann. Dadurch, dass die Kleinen viel Unterstützung von den Großen bekämen, funktioniere die Ballettwerkstatt wie eine Familie, so Hofmann. Die 110 Tänzer unter 14 Jahren hätten bei der Aufführung und den Proben die Möglichkeit, bei den 60 Erwachsenen zu sehen, wohin sie mal kommen könnten. Dieser pädagogische Aspekt sei besonders wertvoll und motiviere die Kinder immer wieder, so Wiebke Hofmann.
"Ich mache diesen Job nicht nur, um mit den Schülern an der Stange zu üben", erklärte sie weiter. Ballett sei mehr als nur ein Hobby: "Das ist ein Lebensgefühl, man geht einfach ganz anders durch den Alltag." Zwei Schülerinnen, die bereits seit neun Jahren Ballett tanzen, bewiesen, dass Hofmann damit erfolgreich ist: "Es ist unglaublich, wenn man auf der Bühne steht und so lange dafür gearbeitet hat. Wenn dann der Applaus beginnt, tut das richtig gut."
Nicht nur Hofmann war von der Leistung ihrer Schüler begeistert. Auch bei den Zuschauern kam das Tanzstück gut an. "Das Bühnenbild, die Kostüme und die Musik sind perfekt aufeinander abgestimmt", begeisterten sich die Eltern einer Tänzerin: "Die Ballette von Frau Hofmann werden von Jahr zu Jahr bombastischer, wir sind total begeistert."



