Sailing4Handicaps: Ein 3D-Drucker umsegelt die Welt

Paralympischer Goldmedaillengewinner Wojtek Czyz versorgt Entwicklungsländer mit Beinprothesen

27.05.2015 UPDATE: 28.05.2015 21:00 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden

Michael Eißele entwickelte einen 3D-Drucker, der Prothesen aus Kunststoff herstellt - ein schnelles und kostengünstiges Verfahren. Foto: SRH

lari. Wojtek Czyz, Leichtathlet und mehrfacher Goldmedaillengewinner der Paralympischen Spiele, weiß, wovon er spricht: "Menschen mit Behinderung werden oftmals als ,Krüppel’ stigmatisiert und sind vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen", sagt er. "Vielerorts fehlt es an Unterstützung, Verständnis und Professionalität im Umgang mit einer Behinderung." Der 35-Jährige hat 2012 mit seiner Frau die Hilfsorganisation "Sailing4Handicaps" in Kaiserslautern gegründet. Gemeinsam mit Michael Eißele, Maschinenbau-Absolvent und Dozent an der SRH-Hochschule, startet er nun ein einzigartiges Projekt.

Durch seine Sportreisen konnte Czyz in verschiedenen Erdteilen Menschen mit Behinderung kennenlernen. In Ländern wie beispielsweise der Ukraine, Kenia, Indien oder Thailand konnte er sich selbst ein Bild davon machen, wie man dort mit einer Behinderung oder Amputation umgeht. Er hat erfahren müssen, dass es große Unterschiede in der Akzeptanz behinderter Menschen sowie in der Qualität und Versorgung mit Prothesen gibt.

Um die prothetische Versorgungslage in Entwicklungsländern zu verbessern, startet Czyz am Sonntag, 31. Mai, von Neustadt in Schleswig-Holstein mit seiner Frau und dem Katamaran "Imagine" zu einer Weltumseglung. In Zusammenarbeit mit einem Orthopädietechniker wollen sie den Menschen vor Ort kostenlos und unbürokratisch Beinprothesen anpassen. Darüber hinaus wird das Gehen mit der Prothese geübt und für den Muskelaufbau trainiert.

Zur Herstellung der Prothesen ist eine spezielle Produktionsmethode nötig: Die Schaftabdrücke der Beinprothesen werden passgenau von einem 3D-Drucker hergestellt. Diesen hat Eißele selbst konzipiert und gebaut. Ähnlich wie beim Burgenbauen mit wasserdurchtränktem Sand wird nahezu flüssiger Kunststoff von oben präzise nach unten geträufelt. Schichtweise entsteht das gewünschte Produkt. "Die Idee des 3D-Druckers ist eigentlich schon 30 Jahre alt", erklärt Eißele. Er ist jedoch der Erste, der damit Prothesen herstellt. So lässt sich beispielsweise das linke Bein einscannen, spiegeln und anschließend als Prothese für das rechte Bein ausdrucken - ein schnelles und kostengünstiges Verfahren.

Da überdies auf einem Schiff Rost und Gewicht ein großes Problem darstellen, kommt dem Team von "Sailing4Handicaps" auch das Material sehr entgegen. "Der normalerweise für die Abdrücke verwendete Gips ist natürlich sehr schwer und wasseranfällig", erklärt Czyz. "Der 3D-Drucker macht uns davon unabhängig und erlaubt eine Herstellung des Stumpfes aus Kunststoff." Gesponsert wird der aufwendige Drucker von der SRH-Hochschule.

Von Europa nach Afrika, dann Lateinamerika und Asien - die mehrjährige Reise führt den Leichtathleten und seine Frau einmal rund um die Welt. Das Paar freut sich auf das Abenteuer: "Wir hoffen, dass wir vielen Menschen, die eine Prothese brauchen, schnell und unkompliziert helfen können." In Marokko warten bereits die Ersten auf die geplante Ankunft der "Imagine" im Oktober.

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