Handwerker muss fast 1000 Euro für Knöllchen zahlen
Innungsmeister Karl-Heinz Winterbauer fordert mehr Parkplätze für Betriebe und bessere Infrastruktur. Die Stadt tue zu wenig.

Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Fast 1000 Euro hat Karl-Heinz Winterbauer im vergangenen Jahr für Knöllchen bezahlt. Unzählige Stunden zu viel haben er und die Mitarbeiter seiner Firma im Auto verbracht, weil es auf den Straßen nicht voranging oder kein Parkplatz frei war. Immer wieder stehen Brückensanierungen an, für die Hauptstraße bekommen Handwerker keine Genehmigungen mehr für Fahrten nach 11 Uhr.
"Wie unwirtschaftlich ist das? Zweimal An- und Abfahrt. Einmal zu viel", so Winterbauer. Und die Zeche zahlen am Ende das Unternehmen und letztlich auch die Kunden. "Dem Mittelstand werden nur Knüppel zwischen die Beine geworfen", ärgert sich der Obermeister der Dachdeckerinnung.
25 Handwerkerparkplätze pro Stadtteil fordert der Verein "Heidelberger Handwerk", den Winterbauer mitgegründet hat und in dem sich 18 Unternehmen zusammengeschlossen haben. Die Stadt hat drei Handwerkerparkplätze eingerichtet – insgesamt. In einem Pilotversuch will die Verwaltung zwei Parkplätze in der Uferstraße in Neuenheim und eine Ladezone in der Dantestraße in der Weststadt, die auch von Handwerkern und Pflegedienstleistern als Parkplatz genutzt werden kann, testen.
Doch es sind keine Handwerker, die in Neuenheim parken, erzählt Winterbauer: "Jedes Mal, wenn ich dort vorbeifahre, mache ich ein Foto." Und jedes Mal seien es Privatautos, die dort stünden. Die Menschen akzeptierten das Parkverbot nicht und kämen damit durch, so Winterbauer. "Man muss Nägel mit Köpfen machen", fordert er. Die Autos sollten – wie beim Parken auf Behindertenparkplätzen – abgeschleppt werden. "Anders geht es ja nicht."
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Das Amt für Mobilität äußert sich auf RNZ-Anfrage sparsam zu dem Thema: Das Ziel sei weiterhin, auch in anderen Stadtteilen Handwerkerparkplätze einzurichten, die Stelle des Wirtschaftsverkehrsbeauftragten werde im Moment besetzt. "Im Anschluss wird das Thema wieder Fahrt aufnehmen." In der Zwischenzeit plane das Amt für Mobilität mit begrenzter Kapazität dort, wo sich Möglichkeiten ergäben. Was das Falschparken auf den Pilot-Handwerkerplätzen angeht, würden noch Daten erhoben.
"Die Auswertung der Ergebnisse und anschließende Bewertung wird in Abstimmung mit dem .Arbeitskreis Werkstatt Wirtschaftsverkehr’ erfolgen." Zahlen nannte das Amt allerdings nicht. Stelle man fest, dass Ladezonen missbräuchlich benutzt werden, setze der ...
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Fast 1000 Euro hat Karl-Heinz Winterbauer im vergangenen Jahr für Knöllchen bezahlt. Unzählige Stunden zu viel haben er und die Mitarbeiter seiner Firma im Auto verbracht, weil es auf den Straßen nicht voranging oder kein Parkplatz frei war. Immer wieder stehen Brückensanierungen an, für die Hauptstraße bekommen Handwerker keine Genehmigungen mehr für Fahrten nach 11 Uhr.
"Wie unwirtschaftlich ist das? Zweimal An- und Abfahrt. Einmal zu viel", so Winterbauer. Und die Zeche zahlen am Ende das Unternehmen und letztlich auch die Kunden. "Dem Mittelstand werden nur Knüppel zwischen die Beine geworfen", ärgert sich der Obermeister der Dachdeckerinnung.
25 Handwerkerparkplätze pro Stadtteil fordert der Verein "Heidelberger Handwerk", den Winterbauer mitgegründet hat und in dem sich 18 Unternehmen zusammengeschlossen haben. Die Stadt hat drei Handwerkerparkplätze eingerichtet – insgesamt. In einem Pilotversuch will die Verwaltung zwei Parkplätze in der Uferstraße in Neuenheim und eine Ladezone in der Dantestraße in der Weststadt, die auch von Handwerkern und Pflegedienstleistern als Parkplatz genutzt werden kann, testen.
Doch es sind keine Handwerker, die in Neuenheim parken, erzählt Winterbauer: "Jedes Mal, wenn ich dort vorbeifahre, mache ich ein Foto." Und jedes Mal seien es Privatautos, die dort stünden. Die Menschen akzeptierten das Parkverbot nicht und kämen damit durch, so Winterbauer. "Man muss Nägel mit Köpfen machen", fordert er. Die Autos sollten – wie beim Parken auf Behindertenparkplätzen – abgeschleppt werden. "Anders geht es ja nicht."
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Das Amt für Mobilität äußert sich auf RNZ-Anfrage sparsam zu dem Thema: Das Ziel sei weiterhin, auch in anderen Stadtteilen Handwerkerparkplätze einzurichten, die Stelle des Wirtschaftsverkehrsbeauftragten werde im Moment besetzt. "Im Anschluss wird das Thema wieder Fahrt aufnehmen." In der Zwischenzeit plane das Amt für Mobilität mit begrenzter Kapazität dort, wo sich Möglichkeiten ergäben. Was das Falschparken auf den Pilot-Handwerkerplätzen angeht, würden noch Daten erhoben.
"Die Auswertung der Ergebnisse und anschließende Bewertung wird in Abstimmung mit dem .Arbeitskreis Werkstatt Wirtschaftsverkehr’ erfolgen." Zahlen nannte das Amt allerdings nicht. Stelle man fest, dass Ladezonen missbräuchlich benutzt werden, setze der Gemeindevollzugsdienst (GVD) auf "kommunikative Mittel", statt auf Verwarnungen, heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage im Gemeinderat.
Winterbauer saß selbst im Gemeinderat und nimmt seine ehemaligen Kollegen beim Thema Verkehr nun in die Pflicht: "Die Fraktionen sollten sich darauf konzentrieren, was der Mittelstand braucht." So fordert Winterbauer auch eine Fünfte Neckarquerung: Während die Einwohnerzahl deutlich zugenommen habe, sei die Anzahl der Brücken immer noch gleich. Bis auf die CDU sehen das die größten Fraktionen – SPD und Grüne – allerdings anders.
"Wer den Zusammenhang zwischen der Fünften Neckarquerung und den Herausforderungen für das Handwerk herstellt, hat noch nicht verstanden, was wirklich zu tun ist. Wir arbeiten mit der Handwerkskammer und allen weiteren Partnern im Fachausschuss gut zusammen und wollen deren Probleme lösen.
Eine Fünfte Neckarquerung durch das Wieblinger Naturschutzgebiet Altneckar gehört nicht dazu und ist für uns auch weiterhin kein Thema", erklärt etwa der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende und wirtschaftspolitische Sprecher Mathias Michalski. Auch die Grünen betonen den Wert des Naturschutzgebiets: "Ein Brückenbau an dieser Stelle verbietet sich allein schon aus diesem Grund, mit entsprechenden Klagen wäre zu rechnen."
Außerdem werde die Brücke nicht so viel Entlastung bringen wie erhofft: "Einer Vorlage der Stadt entsprechend würde der Verkehr in Bergheim lediglich um zehn bis 15 Prozent entlastet." Nach Zahlen der Stadt sei der Verkehr auf der Ernst-Walz-Brücke von 1999 bis 2019 von über 50.000 Fahrzeugen pro Tag auf weniger als 42.000 gesunken.
Die CDU dagegen betont auf RNZ-Nachfrage, dass sie sich "schon immer vehement für die Fünfte Neckarquerung eingesetzt" hat: "Im Neuenheimer Feld arbeiten circa 20.000 Menschen. Hinzu kommen Studierende, Patienten, Besucherinnen und Besucher der Kliniken, des Zoos, des Freibades und der Sportstätten. Darüber hinaus kommen noch Lieferanten, Handwerker et cetera hinzu. Das entspricht in etwa der Verkehrsbelastung der Stadt Leimen."
Für die Gemeinderatskollegen hat man bei der CDU wenig Verständnis: "Die Verweigerung der grün-linken Mehrheit ist ein Entwicklungshemmnis ohnegleichen für Wissenschaft, Lehre, Forschung, Klinikum und die dortigen Gewerbeflächen."
Sicher sind sich aber alle Fraktionen, dass für die Handwerker in der Stadt mehr getan werden müsse – etwa auch, indem mehr Handwerkerparkplätze eingerichtet und Falschparker, die einfach ihr Auto dort abstellen, konsequent sanktioniert werden.