So entspannt ist ein Hardrock-Konzert selten
Das Abschlusswochenende des Festivals war gut besucht. Die Dirty Deeds rockten im Tiergartenbad.

Von Marie Böhm
Heidelberg. Gitarrenriffs, Drums und Bass erklangen am Freitagabend auf der Tiergartenbühne. Füße stapften im Beat auf der Wiese, Köpfe nickten und die Zuhörer rissen die Hände hoch und sangen lauthals mit: "We’re on a Highway to hell!"
Einen mitreißenden Auftritt legte die Heidelberger AC/DC-Coverband "Dirty Deeds" beim Gratisfestival Lust4Live hin. Das Konzert war gut besucht, die Veranstalter zählten über 1200 Gäste. Doch herrschte ganz coronakonform weniger Gedränge als bei den legendären Auftritten der Hardrock-Band beim Heidelberger Herbst. Die Leute verteilten sich entspannt auf der großen Rasenfläche. Während vor der Bühne schweißtreibend getanzt wurde, machten es sich weiter hinten viele auf Picknickdecken oder Campingstühlen bequem.
AC/DC-Fan Manfred Zenker (58) kennt die "Deeds" schon vom "Herbst": "Die sind schon gut." Events wie dieses Konzert hat er vermisst: "Jetzt bin ich endlich mal wieder im Freien und das Wetter spielt auch mit." Wie Zenker geht es vielen. "Die Stimmung ist echt gut hier", findet Louis Ahlheim: "Das hat sich auf jeden Fall gelohnt! Die Band ist toll. Das ist mal ein Kontrast zu dem, was im Radio kommt."
Hintergrund
Veranstalter von Lust4Live ziehen positive Festivalbilanz
Rund 19.000 Besucher, 300 Künstler, 90 Veranstaltungen, zehn Tage, drei Bühnen: Das sind die Zahlen des Gratisfestivals Lust4Live, das am Sonntag endete. Mathias Schiemer, Geschäftsführer des
Veranstalter von Lust4Live ziehen positive Festivalbilanz
Rund 19.000 Besucher, 300 Künstler, 90 Veranstaltungen, zehn Tage, drei Bühnen: Das sind die Zahlen des Gratisfestivals Lust4Live, das am Sonntag endete. Mathias Schiemer, Geschäftsführer des Veranstalters Heidelberg Marketing, ist glücklich: "Es ist großartig, was da in vier Wochen Vorbereitungszeit entstanden ist – und zwar vor, auf und hinter der Bühne." Künstlerinnen und Künstler hätten endlich wieder auftreten, Bühnentechniker und viele andere aus dem Veranstaltungsgewerbe wieder arbeiten dürfen.
Der Zuschauerzuspruch sei gut gewesen: "Insgesamt rund 19.000 Zuschauer – das ist eine super Zahl. An vielen Abenden war richtig was los, einige Veranstaltungen waren ausgebucht." Manche frühere Konzerte sowie mehrere Veranstaltungen des Kulturtrucks, der als mobile Bühne durch die Stadtteile pendelte, waren allerdings eher mäßig besucht. "Für die kurze Vorlaufzeit von vier Wochen war der Zuspruch super", sagt Schiemer, "aber natürlich hätten wir uns auch ein bisschen weniger strömenden Regen gewünscht."
Die während des Festivals aufgekommene Kritik, Lust4Live habe zu wenig für junge Leute im Angebot, sieht Schiemer gelassen. "Wir wissen alle, dass wir mehr für junge Menschen anbieten müssen, und da sind die Nachtbürgermeister und der Jugendgemeinderat ja nun auch dran." Mit den Stadträten, die das Programm kritisiert hatten, habe er gute Gespräche geführt. "Man kann bei so einem Festival eben auch nicht jeden Tag Disco machen."
Die Programmvielfalt hebt auch Joe Schwarz, Eventmanager bei Heidelberg Marketing, hervor: "Von Oper über Jazz und japanische Trommelstücke bis Rock ’n’ Roll: Heidelberg hat alles zu bieten und wir haben in 90 Acts alle Facetten davon abgebildet." Das Festival sei ein voller Erfolg: "Obwohl es in kürzester Zeit aus der Taufe gehoben wurde und meinem Team sehr viel abverlange, war es die viele Arbeit wert." (rie/böh)
Auch Klaas Braun war begeistert: "Die Dirty Deeds sind schon super. Und den Sänger kennt man ja, der BC ist ein Name in der Heidelberger Szene." Der 36-Jährige hätte für das Lust4Live-Programm noch einen Wunsch gehabt: "Wäre schon schön, wenn mehr junge Bands dabei wären." Die 16-jährige Levke Bruder fand den Auftritt super: "Das macht Stimmung!", sagte sie. Levke war mit ihrer ganzen Familie gleich den ganzen Abend da. "Das ist mal was Neues!", freute sich auch ihre Mutter Vera (45). "Vorhin war ein Klassikkonzert, jetzt Rock und danach die Trommler. Und wir können einfach auf der Decke sitzen und uns überraschen lassen."
So wie die Bruders am Freitag hatten es auch am Samstag viele gehalten und den ganzen Abend dort verbracht: Schon zum Konzert von "The Neighbors" kamen rund 400 Besucher, bevor die DJ-Nacht wieder über 1000 Menschen ins Tiergartenbad lockte. Aber auch der Auftritt des Hardchors auf dem Universitätsplatz am späten Samstagabend fand großen Zuspruch.