Hochtechnologie in der Kaserne: Das hat das Zeug zu einem Leuchtturm
Die Planungen für ein "Business Development Center" in den Patton Barracks geht in die heiße Phase - Ministerin Theresia Bauer war zu Besuch

In den "Motorpool" der Patton Barracks an der Speyerer Straße (linke Bildhälfte), wo einst Wagen der US Army gewartet wurden, könnte die Zukunftstechnologie der Organischen Elektronik einziehen. Foto: Sommer
Hochtechnologie in der Kaserne: Die Planungen für ein "Business Development Center" in den Patton Barracks geht in die heiße Phase - Ministerin Theresia Bauer war zu Besuch
Von Steffen Blatt
Die Planungen für die Nachnutzung der ehemaligen US-Kaserne Patton Barracks stehen noch am Anfang. Einen konkreten Vorschlag für das 14,8 Hektar große Gelände zwischen Speyerer Straße und Kirchheimer Weg gibt es aber schon: Dort soll ein "Business Development Center" entstehen, ein Büro- und Laborhaus für Unternehmen aus dem Bereich Organische Elektronik. Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin und Heidelberger Landtagsabgeordnete Theresia Bauer besuchte den Technologiepark im Neuenheimer Feld, der auch das Gebäude in den Patton Barracks konzipiert, und informierte sich über den Stand des Projekts.
Vor vier Monaten wurde das geplante Business Development Center vom Land Baden-Württemberg beim "RegioWIN"-Wettbewerb als "Leuchtturm" ausgezeichnet, zusammen mit 20 weiteren Vorhaben. Jetzt muss der Technologiepark bis zum 25. Januar 2016 einen ausführlichen Antrag einreichen, um an Fördergelder zu kommen - bis zu sieben Millionen Euro von Europäischer Union und vom Land.
Darum muss jetzt schon die Architekturplanung ausgeschrieben werden. Mitte August soll der Gewinner des europaweiten Wettbewerbs gekürt werden, die Kosten- und Entwurfsplanung soll bis November vorliegen. Nach einer positiven Entscheidung im Heidelberger Gemeinderat wird die Konzeption Teil des Förderantrags. "Die Entwürfe werden wir auch beim nächsten Bürgerforum zu den Patton Barracks im September vorstellen", sagte Technologiepark-Geschäftsführer André Domin bei einem Pressegespräch. Beim ersten Forum im November 2014 wurde das Vorhaben bereits präsentiert - und durchaus wohlwollend aufgenommen.
Das Gebäude soll an der Speyerer Straße auf dem "Motorpool"-Gelände entstehen, wo einst Militärfahrzeuge gewartet wurden. Domin geht von einer Nutzfläche von etwa 2500 Quadratmetern und einem Investitionsvolumen von 17 Millionen Euro aus. Neben den sieben Millionen Euro Fördergeldern investiert der Technologiepark selbst drei Millionen Euro. Der Rest soll über die erwarteten Mieteinnahmen über 15 Jahre erwirtschaftet werden.
"Als Ministerin und Heidelberger Landtagsabgeordnete habe ich mich sehr gefreut, dass das Business Development Center beim RegioWIN-Wettbewerb ausgezeichnet wurde. Mit der Organischen Elektronik erschließen wir ein neues, zukunftsfähiges Technologiefeld", sagte Bauer bei ihrem Besuch. Tatsächlich sagt eine Studie, die von Stadt, Technologiepark und IHK in Auftrag gegeben wurde, der Technologie bis 2035 weltweite Umsätze von bis zu 350 Milliarden US-Dollar voraus. Bei der Organischen Elektronik geht es im Prinzip darum, elektronische Komponenten zu drucken und damit flexibel einsetzbar zu machen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind zahlreich: biegsame Displays, Solarzellenfolien, Etiketten, die ihre Farbe verändern und dadurch Informationen mitteilen können, oder leuchtende Tapeten und Fußböden.
Die Grundlagenforschung gibt es in der Region bereits. 2008 gewann ein Forschungscluster einen Wettbewerb und erhielt vom Bund über fünf Jahre 40 Millionen Euro Fördergelder. Die Kooperationspartner aus der Wirtschaft - Merck, BASF, SAP und Heidelberger Druckmaschinen - brachten noch einmal dieselbe Summe ein. Die Universitäten Heidelberg und Mannheim gründeten zusammen mit dem Karlsruher Institut für Technologie das "Innovation Lab", das in der Speyerer Straße 4 sitzt - also nur wenige Hundert Meter von den Patton Barracks entfernt - und in dem rund 200 Mitarbeiter angestellt sind. Nach dem Ende der Bundesförderung übernahmen die Projektpartner die Finanzierung.
Im "Innovation Lab" wird die Forschung mehr auf konkrete Anwendungen ausgerichtet, im Business Development Center sollen sich dann Firmen ansiedeln, die Produkte zur Marktreife bringen. "Es gibt schon die erste Ausgründung bei uns, die irgendwann mehr Platz braucht", berichtete Martin Raditsch, der Geschäftsführer des Spitzenclusters Organische Elektronik. Aber auch Firmen von "außerhalb", die zu der neuen Technologie passen, sollen sich ansiedeln. Schließlich soll das Business Development Center auch zu einem Ort der Kommunikation über Fachgebiete hinweg werden.