Heidelberger Hauptbahnhof

Bundespolizei ist zuständig, aber nicht immer da

Landeskollegen mussten 2017 insgesamt 450 Einsätze übernehmen – Sie fehlen an anderer Stelle in der Stadt

12.06.2018 UPDATE: 13.06.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Momentan nutzt die Bundespolizei am Heidelberger Hauptbahnhof nur einen "Dienstverrichtungsraum". Foto: Rothe

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Es war nur ein relativ kleiner Vorfall, der allerdings für die Polizeipräsenz am Hauptbahnhof bezeichnend ist: Eine 16-Jährige hatte am Montag kurz vor 7 Uhr eine Glasflasche gegen den Führerstand einer S-Bahn nach Karlsruhe geworfen; dabei wurde eine Tür leicht beschädigt. Der Zug fiel aus - auch seine Rückfahrt - und wurde gereinigt.

Die Jugendliche, die schon mehrfach aufgefallen ist, wurde von der "Landespolizei", also den Beamten des Polizeireviers Mitte, abgeholt. Und was war mit der Bundespolizei, die ja eigentlich für den Bahnhof und die Züge verantwortlich ist? Die war nicht da. Die Beamten waren in Mannheim, von wo aus der Heidelberger Hauptbahnhof verwaltet wird.

Tatsächlich, so ergab die Nachfrage bei der Bundespolizeidirektion Stuttgart, gibt es am Heidelberger Bahnhof mit 45.000 Reisenden täglich - in Mannheim sind es rund 110.000.- keine dauerhafte Polizeipräsenz. Da ändert es auch nichts, dass der Vorplatz seit einigen Jahren als Kriminalitätsschwerpunkt gilt - weswegen er ja in Zukunft mit Videokameras überwacht werden soll.

Das Bahnhofsgebäude an sich wurde schon länger in die höchste Gefährdungsklasse eingestuft - wie übrigens auch Stuttgart und Mannheim. In Sachen Straftaten liegt er landesweit auf Platz 7.

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Im Zuge der Bundespolizei-Strukturreform wurde 2008 ein rund um die Uhr besetztes Revier aufgelöst, seitdem gibt es nur noch einen "Dienstverrichtungsraum": "Dieser wird von den Beamtinnen und Beamten im Rahmen der Streifentätigkeit im Tages- und Nachtdienst genutzt und wird lageabhängig von Kräften des Bundespolizeireviers Mannheim besetzt", erklärt Simon Landmesser von der Bundespolizeidirektion Stuttgart auf RNZ-Nachfrage.

Für den Raum, so Landmesser weiter, gebe es keine "generellen Besetzungszeiten" - was im Umkehrschluss heißt, dass es durchaus Zeiten geben kann, in denen die Bundespolizei am Hauptbahnhof gar nicht präsent ist. Und das bekommt eben auch die "Landespolizei" zu spüren, deren Tätigkeitsgebiet eigentlich an den Bahnhofstüren endet. Polizeipräsident Thomas Köber berichtete erst unlängst, dass im Jahr 2017 seine Kollegen 450 Mal im Bahnhofsgebäude waren - und dann natürlich an anderer Stelle im Stadtgebiet fehlten.

Gibt es denn nun Hoffnung für ein eigenes Revier auf dem Heidelberger Bahnhof? Theoretisch ja, praktisch nein. CDU-Bundestagsabgeordneter Karl A. Lamers setzte sich bereits im März dafür ein, bekam aber Ende April die Antwort, dass es "aus polizeifachlicher und einsatztaktischer Sicht (...) keine Gründe gibt, die eine Einrichtung eines Reviers der Bundespolizei angezeigt sein lassen".

In dem Brief steht aber auch sinngemäß, was die Bundespolizei-Zentrale sagt: "Die Bundespolizeidirektion Stuttgart bewertet die polizeiliche Lage und das daraus resultierende Einsatzaufkommen am Hauptbahnhof Heidelberg stetig neu. Sollte eine Veränderung der polizeilichen Schwerpunktsetzung erforderlich sein, werden die notwendigen personellen und organisatorischen Maßnahmen zeitnah eingeleitet."

Immerhin: In absehbarer Zeit wollen Bundes- und Landespolizei noch enger zusammenarbeiten. Der Sprecher des Polizeipräsidiums Mannheim, David Faulhaber, kündigte an, dass beide zusammen im Bahnhof selbst und auf dem Vorplatz Präsenz zeigen und Personen kontrollieren wollen: "Das ist in Planung und wird wohl in Kürze losgehen."

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