Heidelberger Ankunftszentrum

Urban Innovation schlägt das Airfield als Standort vor

Ehemaliger US-Flugplatz ist jetzt auch im Gespräch. Modulbauten sollen auf versiegelter Fläche stehen.

24.03.2021 UPDATE: 25.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Zweigeschossige Holzmodulbauten auf versiegelter Fläche – so könnte ein Ankunftszentrum auf dem Airfield nach dem Entwurf des Architekten Nils Herbstrieth aussehen. Die Bauten ließen sich flexibel anordnen, je nach Bedarf auf- und wieder abbauen. Visualisierung: Urban Innovation

Von Philipp Neumayr

Heidelberg. Am 11. April stimmen die Heidelbergerinnen und Heidelberger darüber ab, ob das Ankunftszentrum des Landes auf die Wolfsgärten verlegt wird. Die Stadt betont regelmäßig, dass das Gewann im Stadtteil Wieblingen der einzige Standort sei, welcher der Landeseinrichtung eine verlässliche Perspektive biete. Kurz vor dem Bürgerentscheid kommt nun noch einmal Bewegung in die Debatte. Nachdem die Heidelberger SPD einen Vorschlag erarbeitet hat, wie das Ankunftszentrum in Patrick-Henry-Village (PHV) verbleiben könnte, bringt der Verein Urban Innovation einen weiteren Standort ins Spiel: das Airfield im Stadtteil Kirchheim.

Der frühere Flugplatz der Amerikaner zwischen Baumschulenweg und Diebsweg ist seit 2013 geschlossen, seitdem wurde die Fläche kaum genutzt. Nils Herbstrieth, freier Architekt und Teil des Vorstands von Urban Innovation, hat sich nach eigener Aussage aus persönlichem Interesse heraus die Frage gestellt, wie ein Ankunftszentrum auf dem Airfield aussehen könnte. Ihm zufolge gibt es mehrere Argumente, die für den Flugplatz als künftigen Standort eines Ankunftszentrums sprechen.

Einer dieser Vorteile wäre, dass keine weitere Fläche versiegelt werden müsste. "Auf dem Airfield gibt es diese versiegelten Flächen schon", sagt Herbstrieth im RNZ-Gespräch. Seinem Entwurf nach könnte man modulare Holzbauten auf die asphaltierten Flächen stellen. Diese wären freundlicher als Betonbauten, sie wären vergleichsweise kostengünstig – und sie ließen sich flexibel anordnen, je nach Bedarf auf- und auch wieder abbauen. Während die Stadt in ihren vorläufigen Plänen für ein Ankunftszentrum auf den Wolfsgärten von drei- bis viergeschossigen Bauten ausgeht, würden auf dem Airfield zwei Geschosse pro Modul ausreichen, so Herbstrieth. Das Areal umfasse knapp 16 Hektar, rund die Hälfte davon sei befestigt, also bebaut. Den Berechnungen des Architekten zufolge wäre Platz für sogar bis zu 3500 Menschen – die Zahl, die das Land ursprünglich für ein Ankunftszentrum vorgesehen hatte.

Die Größe des Areals ermöglicht laut Herbstrieth aber nicht nur Platz für Wohn- und Verwaltungsgebäude, sondern auch für weitere Nutzungen. Ginge es nach ihm, dann wären das Einrichtungen oder Flächen, "die eine gewisse Integrationsmöglichkeit ermöglichen, über die man miteinander in Kontakt treten kann". Vorstellbar wären etwa ein Studentenwohnheim oder eine Parkanlage. Eine Kollision mit den Interessen von Stadt und Internationaler Bauausstellung (IBA) Heidelberg sieht Herbstrieth nicht. Laut Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2019 soll die Verwaltung mit der IBA und Bürgerschaft die Idee eines Landwirtschaftsparks rund um das Airfield weiterentwickeln. Mögliche Freizeitflächen könnte man aber so gestalten, dass sie auch die Stadtgesellschaft nutzen könne, sagt Herbstrieth.

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Zwar wäre ein Ankunftszentrum auf dem Airfield nicht unmittelbar in einen Stadtteil eingebettet, wie es womöglich in PHV der Fall sein könnte. Von dem Flugplatz sei man aber schnell im Pfaffengrund, in Kirchheim, in Eppelheim, in der Bahnstadt, und mit dem Fahrrad auch in der Altstadt, so der Architekt. Dass etwa die Pfaffengrunder, deren Stadtteil direkt im Norden an den Flugplatz angrenzt, wenig von der Idee halten könnten, ist für Herbstrieth kein Grund, den Standort im Vorhinein auszuschließen. Es könne nicht sein, dass jeder Stadtteil alles ablehnt, was in der jeweiligen Umgebung passieren soll. Stattdessen müsse man einem Ankunftszentrum positiv gegenüberstehen. "Wir sollten die Menschen begrüßen, anstatt sie nicht zu wollen." Auch die Stadt müsse in dieser Hinsicht Haltung zeigen, sagt Herbstrieth.

Sein Wunsch und der von Urban Innovation sei es, "dass das Thema Ankunftszentrum noch einmal in eine breitere Diskussion kommt", sagt Herbstrieth. Man wolle helfen, die Frage zu beantworten, wie die Einrichtung besser in die Stadtgesellschaft integriert werden könne. Ein Ankunftszentrum auf dem Airfield sei nicht die einzig mögliche Option. Vielleicht, sagt Herbstrieth, könne diese Idee aber dazu beitragen, die Blockade in der Debatte zu lösen.

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