Erst zu mild, dann zu nass für den Weihnachtsmarkt
Die neuen Anbieter auf dem Weihnachtsmarkt hatten Pech mit dem Wetter - 2019 kommen sie aber wieder

Kalt und trocken - so würden sich die Standbetreiber das Wetter zum Weihnachtsmarkt wünschen. In diesem Jahr sah es jedoch die meiste Zeit anders aus: Wegen des Regens kamen deutlich weniger Besucher zu den Buden. Foto: Rothe
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Walter Winter hat seinen Stand extra für die Premiere auf dem Heidelberger Weihnachtsmarkt umbauen lassen: "Wäre da eine Wand, würde es doof aussehen", erklärt der 29-Jährige und zeigt auf die Ecke mit dem offenen Feuer, über dem die Lachsfilets geflammt werden. Wie Winter am Bismarckplatz, bieten auch einige andere Standbetreiber erstmals ihre Waren in Heidelberg an. Fast jeder achte Stand ist eine Neuzulassung. Wie allen anderen auch, machte ihnen das Wetter zu schaffen.
"Dieses Jahr war es zu lange mild", findet Horst Kräher. "Die Weihnachtsmarktstimmung kam dann erst vor zehn, 14 Tagen auf." Dann kam der Regen. "Und bei strömendem Regen geht doch kaum jemand vor die Haustür", so der Vorsitzende des Heidelberger Schaustellerverbands.
"Beim Wetter, da macht man nix", sagt Winter gelassen. Seit Jahren ist der Schausteller schon mit seinem Stand auf Weihnachtsmärkten unterwegs - beispielsweise in Düsseldorf, seiner Heimat. In Heidelberg allerdings seien die meisten Gourmets unterwegs: "Die Leute sind gut drauf - und es gibt viele Feinschmecker." Vor allem Frauen und ältere Leute gehörten zu seiner Kundschaft.
Davon profitiert auch Nicolas Ullrich, der mit seiner "Wilden Dose" am Kornmarkt Wildspezialitäten unters Volk bringt: "Ich bin überrascht, wie viel positives Feedback wir hier bekommen", berichtet der 44-Jährige. Sogar ein Gastronom habe ihm gesagt, dass er mit der "Wilden Dose" endlich einen Stand gefunden hat, wo er "mal was essen kann".
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Etwas wenig Kundschaft komme jedoch bei ihm vorbei, findet Ullrich, der das erste Mal überhaupt auf einem Weihnachtsmarkt mit einem Stand vertreten ist. Gerade wenn es regnet, "dann ist hier tote Hose - Regen ist der Umsatzkiller Nummer eins", so der 44-Jährige. Trotzdem möchte er im nächsten Jahr wieder dabei sein, gerade wegen der begeisterten Kundschaft: "Das macht einem Mut weiterzumachen."
"Es hat das ganze Jahr nicht geregnet - und dann ist alles in drei Wochen runter gekommen", lacht auch Jesus Iglesias. Bei seinem Stand auf dem Uniplatz bietet er spanische Spezialitäten an. "Ich wollte schon immer auf einen Weihnachtsmarkt", erzählt der 40-Jährige und staunt über das Publikum: "Knapp 50 Prozent meiner Kunden sind Touristen."
Mit seiner Premiere auf dem Heidelberger Weihnachtsmarkt ist Iglesias allerdings trotz des schlechten Wetters zufrieden. Auch im nächsten Jahr will der Heidelberger wieder mit von der Partie sein, dann aber am liebsten auf einem anderen Platz: "Hier weht ein zu kalter Wind."
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Auch Kräher, der das "Vesper-Stübl" am Uniplatz betreibt, ist zufrieden: "Für das Wetter war es wirklich ok." Der Vorsitzende des Schaustellerverbands muss es wissen: Als der Weihnachtsmarkt in den Sechzigerjahren noch vor dem Menglerbau stattfand - initiiert von den Schaustellern -, stand er als junger Mann bereits in der Bude seiner Eltern. Später zog er um auf den Uniplatz. "Es ist wirklich schön, wenn man sieht, wie sich hier alles entwickelt hat", erzählt Kräher. "Wie es früher war, das können sich viele der neu Dazugekommenen heute gar nicht mehr vorstellen."
Mittlerweile ist der Heidelberger Weihnachtsmarkt europaweit bekannt. Neben den Schweizern seien in diesem Jahr besonders viele Spanier unterwegs, weiß Kräher. Warum das so ist, weiß er allerdings nicht: "Das verändert sich ja immer von Jahr zu Jahr - vor einiger Zeit wir zum Beispiel viele Italiener."
Info: Der Weihnachtsmarkt endet am Samstag, 22. Dezember, um 22 Uhr. Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag ist er täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet.