Vktor Dulger ist tot: Ein großer Mäzen geht für immer
Am Montag starb der Gründer des Heidelberger Dosierpumpenkonzerns "Prominent" nach langer Krankheit im Alter von 80 Jahren

Sigrid und Viktor Dulger beim Empfang des maltesischen Konsuls 2014. Foto: Welker
Von Ingrid Thoms-Hoffmann
Vielleicht war Viktor Dulger der unbekannteste unter den großen Mäzenen Heidelbergs. In der Stadt kannten ihn wenige, dafür läuft halb Heidelberg täglich an einem seiner Geschenke vorbei: dem "Spaghetti-Brunnen" auf dem Bismarckplatz - nicht das einzige Kunstwerk, mit dem er die Stadt beglückte. Am Montag starb der Gründer des Heidelberger Dosierpumpenkonzerns "Prominent" nach langer Krankheit im Alter von 80 Jahren.
Die schönste Geschichte, die er immer wieder gern erzählte, geht so: 1960, als 25-Jähriger, konstruierte er eine vergleichsweise einfache und kostengünstige Pumpe, die wesentlich sparsamer dosieren konnte als alles, was vorher auf dem Markt war. Seine Pumpe war klein, kostete statt 5000 nur 250 Mark und leistete 50 Mal mehr. Als er seine Erfindung Jahre später dem Chef eines großen Maschinenbauunternehmens vorstellte, sagte der: "Gehen Sie doch damit lieber zur Spielwarenmesse nach Nürnberg". Dulger ging nicht nach Nürnberg, vielmehr war er in seinem Stolz gekränkt. Und weil niemand diesen kleinen Pumpen die Weltgeltung absprechen sollte, gründete er seine Firma mit dem Namen "Prominent". Heute ist das Unternehmen weltweiter Marktführer auf dem Gebiet der Dosiertechnik, entwickelt darüber hinaus innovative Lösungen für die Trinkwasseraufbereitung und beschäftigt 2500 Mitarbeiter.
Dulger, der 1935 in der Nähe von Danzig geboren wurde, entwickelte schon früh Freude am Erfinden. Nach einer Lehre als Maschinenschlosser studierte er Maschinenbau in Karlsruhe, kam als leitender Ingenieur zu einem international agierenden amerikanischen Milchkonzern und entdeckte dort ein Tätigkeitsfeld, das ihn ein Leben lang begleiten sollte: das Wasser.
"Eine Erfindung ist noch kein Produkt. Erst wenn der Erfinder seine ‚zündende Idee‘ in Wissen und wirtschaftlichen Erfolg umsetzt, wird aus dem bloßen Gedanken eine Unternehmung, die die Welt bewegt", sagte Dulger, der im Laufe seines Lebens eine Unmenge von Auszeichnungen und Ehrentiteln erhielt und schon mit 39 Jahren 50 Weltpatente hielt. Ein persönliches Anliegen war es ihm, dazu beizutragen, dass Menschen in aller Welt an Wasser, einem "unschätzbaren Gut", teilhaben können - eine Aufgabe, die er im Alter von 66 Jahren seinen Söhnen Andreas und Rainer übertrug.
Mit seiner Frau Sigrid teilte Viktor Dulger eine andere Leidenschaft: die Kunst. "Die Fähigkeit zur Innovation kommt von der Fantasie, und sie wird wiederum von der Kunst beflügelt", sagte der Vorbild-Unternehmer, der mit seiner Frau seit 55 Jahren am Neckar lebte. Neun dreidimensionale moderne Kunstwerke von bedeuteten Künstlern schenkte die Stiftung der Dulgers ihrer Wahlheimat. Erst im Oktober vergangenen Jahres kam das jüngste Objekt dazu, vor dem neuen, modernen Bürokomplex "Business Parc" im Stadtteil Wieblingen, in unmittelbarer Nachbarschaft des Prominent-Firmengeländes. Einen "Wassertropfen" aus Metall schuf der Chinese Chen Wenqin.
Aber nicht nur die Kunst profitierte. Die Dulger-Stiftung fördert auch soziale Einrichtungen, Vereine und vor allem die Wissenschaft. Die Stadt verliert einen großen, unauffälligen Mäzen.