Heidelberg

Uniklinik hat 2019 ein Defizit von über 15 Millionen Euro

Für Coronajahr 2020 werden größere Verluste erwartet . Thoraxklinik spült Geld in die Kasse.

03.03.2021 UPDATE: 04.03.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden
Das Uniklinikum im Neuenheimer Feld: Von einer schwarzen Null wandelte sich das Jahresergebnis in den letzten Jahren zu einer roten Null. 2019 lag das Minus bei 15 Millionen Euro, 2020 wird es höher ausfallen. Der Vorstand fordert eine neue Vergütung aus Steuermitteln. Foto: Rothe

Von Sebastian Riemer

Heidelberg. Das Universitätsklinikum Heidelberg muss für das Jahr 2019 einen Fehlbetrag von 15,29 Millionen Euro verbuchen. Das Defizit ist damit fast sechs Millionen Euro höher als im Jahr davor. 2017 hatte man noch knapp eine schwarze Null geschrieben.

Doch zeigen die nackten Zahlen nur die halbe Wahrheit, wie die Kaufmännische Direktorin des Uniklinikums, Katrin Erk, im Pressegespräch mit der RNZ am Mittwoch erklärte: "Wir hatten 2019 zwei Sondereffekte." Zum einen wurde für ein bereits gezahltes Darlehen in Höhe von 23 Millionen Euro an die Klinik-Tochter Kreiskrankenhaus Bergstraße eine Rückstellung nötig. "Wir gehen davon aus, dass das weiter bedient wird, mussten den Betrag aber vorsichtshalber zurückstellen, falls das Darlehen ausfällt", so Erk. Die Neuaufstellung der Klinik in Heppenheim ist auch der Grund, warum die Bilanz für 2019 erst jetzt fertig wurde. Ein zweiter Sondereffekt bei einer anderen Kliniktochter wiegt diese Rückstellung komplett auf: Die äußerst erfolgreiche Thoraxklinik spülte mit einer Sonderausschüttung stolze 24 Millionen Euro in die Kassen.

Übrig bleibt ein Minus von gut 15 Millionen Euro. "Das ist im Verhältnis zum Umsatz ein guter Abschluss", sagt Erk. Der Umsatzerlös steigerte sich im Vergleich zu 2018 noch einmal um 50 Millionen Euro auf 970 Millionen Euro. In den Jahren zuvor hatte man beim Jahresergebnis im Verhältnis zum Umsatz stets zwischen plus und minus ein Prozent gelegen, für 2019 waren es nun minus 1,58 Prozent. "Wir sehen unter schwierigen Rahmenbedingungen einen Wechsel von einer schwarzen zu einer roten Null", so Erk. Bisher habe man die allgemein angespannte Finanzierungslage im Krankenhausbereich noch stark durch Wachstum – also höhere Fallzahlen – ausgeglichen, doch diese Steigerung sei endlich.

Viele der 33 Unikliniken in Deutschland rutschen immer weiter ins Minus. Sie pochen seit vielen Jahren auf eine andere Finanzierung, weil das Fallpauschalensystem der Krankenversicherungen bei komplizierten Fällen, wie sie oft nur noch an Unikliniken versorgt werden, an seine Grenzen stößt. "Diese Art der Finanzierung ist nicht mehr systemgerecht", sagt Uniklinik-Chef Ingo Autenrieth. Auch die Finanzierung von Investitionen würde immer stärker auf die Krankenhäuser abgewälzt.

Auch interessant
Heidelberg: Corona-Kinderstudie offiziell publiziert
Corona-Intensivstation: "Wir geben alles für die Patienten, aber diese Situation setzt auch uns zu"
Bilanz der Heidelberger Uniklinik: Größtes Sorgenkind ist die marode Kopfklinik

Das Uniklinikum nahm 2019 dafür 115 Millionen Euro in die Hand, davon 86 Millionen für Bautätigkeit. "Wir Uniklinika haben eine Sonderrolle mit Sonderaufgaben und dafür brauchen wir eine neue Säule der Vergütung aus Steuermitteln", fordert Autenrieth. Vorbild seien die Niederlande, wo es neben Fallpauschalen und Zuschüssen für Forschung und Lehre eine dritte Säule für die Mehrkosten der Hochschulmedizin gibt – rund 80 Millionen Euro jährlich für jedes Uniklinikum.

Gerade Corona habe gezeigt, wie wichtig es sei, dass Unikliniken Strukturen etwa für den Fall einer Pandemie vorhalten. Das Coronajahr 2020 wird sich in der Bilanz deutlich niederschlagen. "Das war ein absolutes Ausnahmejahr", sagt Katrin Erk. Die Kompensationszahlungen für Corona-Mehrkosten und das Freihalten von Betten würden nicht reichen, auch der Einbruch bei den internationalen Patienten koste viel Geld. Es sei also ein noch deutlich höherer Fehlbetrag zu erwarten.

Doch die gute Nachricht ist: "Der Schutzschirm des Landes Baden-Württemberg gleicht diese Ausfälle komplett aus", so Ingo Autenrieth. Im Frühjahr 2020 hatte das Land seinen vier Uniklinika dafür 615 Millionen Euro zugesagt. Da das Geld nicht komplett benötigt wurde, hat das Land weitere 283 Millionen Euro aus diesem Schutzschirm nun auch für 2021 zur Verfügung gestellt.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.